Kamp-Lintfort. Die Stadt Kamp-Lintfort will nicht mehr benötigte Spielflächen für Wohnbebauung nutzen und sie verkaufen. Vor allem Grüne und Linke sind dagegen.

Die Verwaltung plant, acht nicht mehr benötigte Spielplätze im Stadtgebiet für Wohnbebauung freizugeben. Auf der Liste stehen Spiel- und Grünflächen am Zeisigweg, Elsterstraße, Cambraistraße, Schulstraße, Bürgermeister-Schmelzing-Straße, Lange Straße, Ahornstraße und Vinnstraße sowie eine Fläche an der Paulstraße.

Von der Vermarktung dieser Flächen erhofft sich die Stadt Einnahmen in Höhe von rund drei Millionen Euro. Dass die genannten Spielplätze nicht mehr genutzt werden, hatte unter anderem eine Befragung von Kindern und Jugendlichen ergeben. Lieber weniger Spielplätze, dafür aber mehr Qualität – das war die Essenz, auf deren Basis die Stadt ein neues Spielraumkonzept beschlossen und umgesetzt hat. So wurden in den letzten Jahren unter anderem am Pappelsee, am Volkspark oder im Zechenpark neue attraktive Spielplätze geschaffen.

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Nun aber regt sich vor allem bei den Grünen heftiger Protest gegen die Pläne der Verwaltung. Schon als das Spielraumkonzept 2019 verabschiedet wurde, habe man Bebauung als eine Folgenutzung kritisch gesehen, heißt es in einer Stellungnahme der Grünen-Fraktion auf Anfrage dieser Redaktion. Zudem habe sich die Ausgangssituation pandemiebedingt verändert. Die Spielplatznutzung müsse entzerrt werden. „Nach Begehung von Spielplätzen haben wir festgestellt, dass beispielsweise die von uns exemplarisch besuchten Plätze genutzt wurden“, so die Fraktion.

Grüne: Lieber Erholungsorte schaffen

Mehr WohnbebauungGegen eine Bebauung dieser Flächen spreche auch, dass in Kamp-Lintfort in den letzten Jahren große Areale bebaut worden seien, das bedeute einen „immensen Flächenverbrauch und eine entsprechende Versiegelung“. Man habe alle diese Planungen mitgetragen. Unter anderem, weil es entsprechenden Bedarf gebe, schreiben die Grünen. Bei den aufgezeigten Größenordnungen halte man es allerdings für nicht vertretbar, Spielflächen zusätzlich noch als Wohnbebauung auszuweisen: „Wir fordern die Folgenutzung als Erholungs- und Aufenthaltsorte – schattige, gepflegte Sitzplätze für die Anwohner, die keine eigenen Gärten haben.“

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Widerstand kommt auch von den Linken: „Wenn wie geplant die einfachste Lösung gewählt wird und die Grundstücke verkauft werden, haben nur wenige etwas davon“, sagt Fraktionschef Sidney Lewandowski. Auch wenn rund drei Millionen Euro Einnahmen generiert werden könnten, sei dies eine Milchmädchen-Rechnung. Lewandowski: „Auf lange Sicht hat die Stadt nicht viel davon, nur einen „Sofort-Effekt“. Stattdessen wolle seine Fraktion zur nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses ein Konzept mit dem Motto „Eine Stadt für alle“ vorlegen. Das beinhalte unter anderem, dass Projekte wie gemietete Gemüsegärten oder Tinyhouses den einfachen Verkauf ersetzten.

FDP: Karl-Flügel-Platz interessanter für Kinder gestalten

Die FDP blickt differenzierter, aber dennoch kritisch auf das Vorhaben der Stadt: Bis auf drei Situationen handele es sich um Spielplätze, die sich nahe intakter Wohngebiete befänden, erläutert Fraktionschef Stephan Heuser. An der Eyller Straße seien gegenüber der betroffenen Fläche in den letzten Monaten erst neue Einfamilienhäuser durch junge Familien bezogen worden. Heuser: „Eine familienfreundliche Stadt braucht auch Treffpunkte, die für Kinder schnell erreichbar sind.“ Außerdem schlägt die FDP vor, den Karl-Flügel-Platz für Kinder interessanter zu gestalten.

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Insbesondere in Pandemie-Zeiten habe man noch stärker gemerkt, wie wichtig öffentliche Spielflächen und Einrichtungen sind, heißt es aus der Libra-Fraktion. Die betroffenen Spielplätze seien zum Teil sehr veraltet und würden wenig besucht, einer Umgestaltung habe man daher nichts entgegenzusetzen. Aber es gebe „durchaus mehr Möglichkeiten als diese nur für die Bebauung von Einfamilien- oder Doppelhäusern freizugeben“, so die Meinung der Fraktion. Bolzplatz oder Basketballfeld wären durchaus wünschenswerte Alternativen und sollten nicht ignoriert werden.

Bürgermeister bringt den Haushalt ins Spiel

Während die SPD-Fraktion sich in ihrer nächsten Fraktionssitzung noch einmal detailliert mit dem Sachverhalt beschäftigen will, hat CDU-Fraktionschef Simon Lisken eine klare Meinung: „Man müsste sich die Spielplätze im Einzelnen noch mal anschauen. Generell können wir aber den Weg der Verwaltung mitgehen.“

Bürgermeister Christoph Landscheidt verweist auf die im Vorfeld gemeinsam gefassten „einstimmigen“ Beschlüsse. Was die städtebauliche Entwicklung Kamp-Lintforts angehe, laute die Devise schon lange Verdichtung im Innenraum und damit Lücken schließen, statt grüne Außenbereiche anzugehen. Und: „Es ist auch eine Frage des Haushalts“, sagt Landscheidt mit Blick auf die Finanzlage der Stadt. „Die Grundstücke sind ja gerade deshalb wertig, weil sie im Innenstadtbereich liegen.“ Da gelte es sehr genau abzuwägen, ob man auf diese Einnahmequelle verzichten kann.