Moers. Ab Montag werden Testverweigerer vom Präsenzunterricht ausgeschlossen. Auch die Rückkehr zum Distanzlernen wirft bei Schulen in Moers Fragen auf.

„Vom Stuhl gefallen“ ist Dirk Mennekes am Donnerstag nicht. Die Entscheidung des Landesministeriums, alle Schülerinnen und Schüler außerhalb der Abschlussklassen ab Montag mindestens für eine Woche wieder in den Distanzunterricht zu schicken, habe sich schon angedeutet, meint der Schulleiter des Gymnasiums Rheinkamp. Dennoch bleibt für ihn und andere Schulleitungen in Moers Unklarheit – und viel Arbeit.

Das größte Fragezeichen für Mennekes ist die Situation um die Schnelltests. Die neue Regelung sieht zwei Tests pro Woche vor. Doch die Frage, wie praktikabel das im Schulalltag ist, stellt sich für ihn erst gar nicht: „Die Liefertermine verschieben sich permanent. Unsere Restbestände reichen noch für eine Woche für die Oberstufe. Wann Nachschub kommt, steht in den Sternen.“ Auch in Neukirchen-Vluyn gibt es Probleme mit dem Testen an Schulen.

Kein Verständnis für Verweigerer von Coronatests in Schulen

Ähnlich unklar ist, wie man mit Schülerinnen und Schülern umgeht, die ihre Teilnahme am Coronatest verweigern. Schließlich ist die neuerdings verpflichtend. Wer nicht möchte, wird von nun an vom Präsenzunterricht ausgeschlossen Diese Entscheidung, bei der sich die Meinungen vieler Eltern spalten, hält Claudia Corell, Schulleiterin der Justus-von-Liebig-Schule für vernünftig: „Nur, wenn sich alle ohne Ausnahme testen lassen, macht das Vorgehen der Selbsttestung in der Schule einen Sinn.“ Sie rechnet damit, dass die Zahl der verweigerten Tests im Vergleich zu vor den Ferien, damals noch freiwillig, kleiner werde.

In dieser Hinsicht findet auch Claus Arndt, Schuldezernent der Stadt Moers, deutliche Worte. Er rechne weiterhin mit einigen Verweigerern, hoffe aber, dass sich diese Zahl im Rahmen hält: „Ich habe keinerlei Verständnis dafür, Tests zu verweigern. Das ist ein absolut notwendiges Instrument, das unser aller Leben ein wenig auflockern kann.“ Er sieht es als „fragwürdig“, wenn Eltern in Kauf nehmen, dass ihr Kind nicht den besten Unterricht mit den meisten Vorteilen bekommt. Das sei nachgewiesenermaßen eben der Präsenzunterricht.

Distanzunterricht wirkt sich auch auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen aus

Das Argument von Mobbing unter Schülern bei einem positiven Ergebnis halte er für „fadenscheinig“, die Sorge, dass die ganze Familie in Quarantäne müsse, sogar für „Wahnsinn“. Daher appelliert Arndt: „Gerade wenn man kein gutes Gefühl hat, sollte man sich testen lassen und andere schützen.“

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Was dem Dezernenten zusätzliche Sorgen bereitet, sind die fehlenden sozialen Kontakte. Vor allem dann, wenn der Distanzunterricht über die nächste Woche hinaus verlängert werden sollte: „Die Leitungen der Grundschulen in Moers haben bereits jetzt festgestellt, dass die Entwicklung der Kids stark gelitten hat. Und es wird auch weitere Konsequenzen geben – nicht umsonst leiden immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Erkrankungen.“

Schulleiterinnen und Schulleiter müssen zu jeder Zeit auf neue Corona-Maßnahmen reagieren können

Für all diese Probleme müssen die Schulen nun in der Kürze der Zeit Lösungen finden. Für Gerhild Brinkmann, Leiterin der Hermann-Runge-Gesamtschule, ist das jedoch nichts Neues: „Es ist mittlerweile die Kunst jeder Schulleitung, für jedes Szenario ein Modell in der Schublade zu haben, um auf alles reagieren zu können.“

Daher sei es von Vorteil, dass sie innerhalb eines Jahres bereits alle möglichen Schulöffnungsmodelle umsetzen konnte, von Präsenz, über Wechselunterricht, bis hin zum vollständigen Lernen aus der Distanz. Trotzdem erfordert die Umstellung bis Montag sowohl für Brinkmann selbst, als auch für Familien, Schüler und Lehrkräfte eine „ganz besondere Anstrengung“.