Moers. Eine jetzt an prominenter Stelle veröffentlichte Corona-Studie des Moerser Lungenspezialisten zeigt, wie effektiv seine Behandlungsmethoden sind.

In der Corona-Krise hat Dr. Thomas Voshaar vom Bethanien-Krankenhaus in Moers von Anfang an eine andere Strategie in der Behandlung von schwer erkrankten Patienten verfolgt als andere Häuser. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind vor wenigen Tagen weltweit an prominenter Stelle veröffentlicht worden.

Das European Respiratory Journal (ERJ) hat im Januar eine Studie veröffentlicht, die Voshaar (Leiter der Bethanien-Lungenklinik) zusammen mit Patrick Stais (geschäftsführender Oberarzt der Lungenklinik), Dieter Köhler und Dominic Dellweg (beide Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft in Schmallenberg, Sauerland) dort eingereicht hat. In Schmallenberg war Lungenspezialist Voshaar tätig, bis er vor 27 Jahren nach Moers wechselte.

78 Patientinnen und Patienten der ersten Corona-Welle

Die Studie beschreibt die Behandlung von 78 Patientinnen und Patienten der ersten Corona-Welle im vergangenen Frühjahr. „Das waren Menschen mit so schlechten Sauerstoffwerten, dass sie laut Leitlinie hätten intubiert werden müssen“, sagt Voshaar.

Die Methoden von ihm und den anderen Verfassern der Studie sehen vor, auch in dieser Situation auf eine Intubation zu verzichten und andere Möglichkeiten wie zum Beispiel die unterstützende Beatmung durch eine Maske zu nutzen. Die frühe Intubation von Corona-Patienten zu Beginn der Pandemie, etwa in China und Bergamo, bezeichnet Voshaar heute als einen „der größten Fehler der Medizingeschichte“.

Wie Voshaar berichtet, weist die Studie eine Sterblichkeitsrate von 7,7 Prozent aus. Und: „Weltweit liegt diese Rate bei solchen Fällen bei 50 Prozent.“

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Das sind Argumente, die offenbar auch die Experten vom ERJ überzeugt haben. Solche medizinischen Fachjournale werden weltweit beachtet und veröffentlichen nicht jede eingereichte Studie.

Normalerweise, berichtet Voshaar, dauere der Prüfungsprozess Wochen oder Monate. Diese Studie sei nur 14 Stunden, nachdem sie eingereicht worden sei, im Internet veröffentlicht worden, und zwar im frei zugänglichen Teil des Journals. Deshalb können sich jetzt auch Fachleute damit befassen, die das Journal nicht abonniert haben.

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Wie Voshaar erfahren hat, habe man die Studie beim ERJ als „game changing“ betrachtet, also als eine Arbeit, die die Behandlungsmethoden von schwerkranken Corona-Patienten grundlegend ändern könnte. Voshaar selbst sieht das so: „Ich habe bisher um die 170 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, aber keine war so wichtig wie diese.“

Voshaars Behandlungsmethoden sind nicht ohne Kritiker. Erst im vergangenen Dezember hatte Professor Stefan Kluge aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin Voshaars Vorgehen hinterfragt. Kluge hat die Leitlinien zur Behandlung von Corona-Patientinnen und -Patienten mit anderen entwickelt. Mit Blick auf die Studie regt Dr. Thomas Voshaar jetzt an, diese Leitlinien noch einmal zu überdenken.

Die Studie kann über www.ersnet.org/publications abgerufen werden.