Moers/Niederrhein. Rund 1000 Impfungen müssen allein im Bethanien aufgeschoben werden. Auch im St. Bernhard in Kamp-Lintfort ist die Enttäuschung groß.

Die plötzliche Stornierung der Corona-Impfstoffbestellung durch die Landesregierung hat auch Auswirkungen auf den Impfstart für die über 80-jährigen Bürgerinnen und Bürger im Kreis Wesel. Statt am 1. Februar sollen die Erstimpfungen für diese Bevölkerungsgruppe nun am 8. Februar starten. Eine Anmeldung werde aber weiterhin wie geplant ab Montag, 25. Januar, möglich sein, sagte eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums gestern auf Nachfrage. Unterdessen mussten auch die Erstimpfungen in insgesamt elf Altenpflegeeinrichtungen im Kreis Wesel storniert werden. Um welche Einrichtungen es sich handelt, sagt der Kreis nicht.

Die abrupte Impfbremse traf auch die Krankenhäuser in Moers und Kamp-Lintfort vollkommen unvermittelt. Alles war dort bereits für die Impfungen eines Teils der Mitarbeiter vorbereitet, als die Klinikleitungen laut eigener Aussage erst am späten Dienstagabend gegen 22.15 Uhr die Nachricht vom Impfzentrum erhielten, dass die Bestellungen für den Wirkstoff von Biontech/Pfizer storniert worden waren.

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Allein im Krankenhaus Bethanien hätten ab Donnerstag und bis zum Ende der nächsten Woche rund 1000 Mitarbeiter geimpft werden sollen. Die Termine sind nun gestrichen. Man wolle aber bereits ab Montag, 25. Januar, neue Termine bereitstellen, damit man bei einem neuerlichen Impfbeginn keine Zeit verliere, sagt Bethanien-Sprecherin Katrin Stepanow im Gespräch mit der Redaktion. Man könne nur hoffen, dass man Anfang Februar mit den Erstimpfungen des Klinikpersonals beginnen könne, so Stepanow weiter. Grundsätzlich sei diese Verzögerung "natürlich enttäuschend". Vor allem für die Beschäftigten, die tagtäglich in den Risikobereichen einer noch höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt seien.

Als "sehr, sehr unschön" bezeichnet auch die Sprecherin des St. Josef-Krankenhauses, Regina Ozwirk, den Schritt der Landesregierung. Glücklicherweise habe man am Dienstag noch eine Lieferung erhalten, mit der man einem "geringen Teil des Personals" noch eine Erstimpfung habe verabreichen können. Nun aber könne man nur hoffen, dass mit dem Ausbau der Biontech-Produktionsstätte in Belgien auch bald die Lieferlogistik verbessert werde, so Ozwirk.

Kliniksprecher Jörg Verfürth äußert sich sehr deutlich zum Vorgehen des Landesregierung

Solange bleiben auch die Klinikbeschäftigten ungeimpft. Ein Umstand, der vor allem im St.Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort auf Unverständnis stößt. Dort hätten am Mittwoch zunächst 115 Pflegekräfte und Ärzte aus den Risikobereichen geimpft werden sollen.

Und Kliniksprecher Jörg Verfürth, der zugleich auch Mitorganisator der Impfaktion ist, findet deutliche Worte zum Vorgehen der Landesregierung. Die Kolleginnen und Kollegen im St. Bernhard-Hospital arbeiteten seit fast einem Jahr mit der ständigen Gefahr, "sich während ihrer Arbeit selbst mit dem Corona-Virus zu infizieren und an Covid-19 zu erkranken", so Verfürth. Umso unverständlicher sei es, dass es nicht möglich ist, deren Impfung wie geplant sicherzustellen.

„Unsere Pflegekräfte und Ärzte sichern durch ihre Arbeit Tag für Tag die medizinische Versorgung der Covid-Patienten und erleben nun, dass nun plötzlich ausrechnet für sie kein Impfstoff mehr da ist“, sagt der Sprecher und nennt das Vorgehen der Landesregierung "sehr, sehr ärgerlich".

Im St. Bernhard-Hospital hoffe man, dass das Land NRW seine Impfstrategie überdenke und bei seinem Versprechen bleibe, das medizinisch-pflegerische Personal zu schützen. "Dies ist gerade vor dem Hintergrund der mutierten Virusvarianten mit den unkalkulierbaren Risiken der raschen Verbreitung besonders wichtig."