Moers/Neukirchen-Vluyn. Die Moerser Verwaltung hat ihre Homeoffice-Plätze bereits stark ausgebaut. Enni ebenfalls. Bei Trox liegt die Quote über 50 Prozent.

Wenn die Bundesregierung am Dienstag mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über eine Verlängerung und weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen berät, soll auch das Thema Homeoffice auf der Tagesordnung stehen. Appelle der Politik an Arbeitgeber, ihren Beschäftigten wo immer es geht, die Heimarbeit zu ermöglichen, gibt es bereits seit Wochen. Überall stellt sich dabei auch die Frage der Praktikabilität. Und manche Firmen stoßen bereits an ihre Grenzen.

Dabei sperren sich die Unternehmen nicht grundsätzlich dagegen. So ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Moerser Verwaltung, die sich in sogenannter alternierenden Telearbeit befinden, von 25 vor der Pandemie auf derzeit 267 Beschäftigte gestiegen. Pressesprecher Klaus Janczyk geht davon aus, dass sich in den kommenden Tagen beziehungsweise Wochen noch mehr der insgesamt 1400 Stadtbeschäftigten für die Homeoffice-Variante entscheiden können.

Mit den einzelnen Fachabteilungen stehe man im ständigen Austausch, um eine geeignete Umsetzung zu garantieren, so Janczyk weiter. Nicht in jeder Abteilung sei es möglich, dass ständig von zu Hause aus gearbeitet werden könne, zum Beispiel im Bürgerservice oder im Standesamt. Die Technikabteilung etwa habe sich in zwei Teams aufgeteilt, die wechselweise im Rathaus und im Homeoffice arbeiteten.

Stadt-Mitarbeiter im Homeoffice haben eine flexible Arbeitszeiterfassung

Gleichzeitig hat die Stadt laut Janczyk den Korridor für die Zeiterfassung ausgedehnt, um Beschäftigten mehr Flexibilität im Homeoffice zu verschaffen, etwa für die eigene Kinderbetreuung. Um auf die jeweiligen Stunden zu kommen, hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt zwischen 6 und 22 Uhr Zeit, sagt Klaus Janczyk. "Alle gehen damit auch sehr verantwortungsvoll um."

Das sieht auch Herbert Hornung so. Der Enni-Sprecher beziffert die Zahl der Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, auf rund 150. Damit seien die Möglichkeiten bereits "nahezu ausgeschöpft". Man habe das mobile Arbeiten erst im Zuge der Pandemie eingeführt und seit März 2020 sukzessive ausgeweitet. "Die Arbeitsweise hat sich bislang bewährt", sagt Hornung. Zudem habe sie zu einer fortschreitenden Digitalisierung von Prozessen geführt, "woran wir weiter arbeiten". Als Beispiel nennt Hornung das Enni-Online-Kundenportal oder Zählerstanderfassung, die Eigentümer von Einfamilienhäusern mittlerweile auch online übermitteln könnten.

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Bei der Sparkasse am Niederrhein arbeiten hingegen nur "einige wenige aus dem Backoffice-Bereich" im Homeoffice, sagt der Vorstandsvorsitzende, Giovanni Malaponti. Die Sparkasse sei seit Beginn der Pandemie flächendeckend für alle Kundensparten geöffnet, "keine der 23 Geschäftsstellen war einen einzigen Tag geschlossen", so Malaponti weiter. Das Konzept für den Infektionsschutz in allen Geschäftsstellen und Abteilungen, in denen Kunden beraten würden, habe sich ebenso bewährt wie die innerbetrieblichen Maßnahmen wie Abstandsregeln und Kontaktsperren.

Bei der Firma Trox in Neukirchen-Vluyn hat die Pandemie ebenfalls "zu einer geradezu explosionsartigen weiteren Digitalisierung vieler Arbeits- und Kommunikationsprozesse geführt und diese Entwicklung nochmals deutlich beflügelt und beschleunigt". Mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter im Verwaltungsbereich arbeiten laut Pressesprecher Klaus-Arndt Hueter bereits im Homeoffice. Deutschlandweit hat die Trox GmbH inklusive der Tochtergesellschaften in Bad Hersfeld und Hörstel 1900 Mitarbeiter. In der Produktion fange man die mangelnde Homeoffice-Möglichkeit durch strikte Abstands-, Hygiene und Maskenregeln sowie durch die Entzerrung von Schichten auf, so Hueter weiter.

Die Zahl der Beschäftigten im Homeoffice könne man noch geringfügig erhöhen. Gleichwohl könne dies nur ein Bestandteil von vielen sein, bekräftigt der Pressesprecher: "Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, müssen Kontakte beschränkt und wichtige Infektionsschutzmaßnahmen umgesetzt werden."

Eine gesetzliche Regelung zum Homeoffice hält das Unternehmen allerdings für problematisch. "Letztlich muss die individuelle Situation für jeden Arbeitsplatz bewertet und berücksichtigt werden." Bei Trox erfolge dies in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern.