Kamp-Lintfort. . Die Galerie Schürmann in Kamp-Lintfort ist die einzige ihrer Art in der Stadt und Umgebung. Inhaber Andreas Verfürth zeigt hier zeitgenössische Kunst. Im Angebot sind regionale Künstler und große Namen. Sein neuester Coup, wieder in Zusammenarbeit mit der LINEG: Werke von Otto Piene.

Mit Zero, wie passend!, fing es vor fünf Jahren an. Plötzlich waren im kleinen Kamp-Lintfort große Werke von Mack, Piene und Uecker zu sehen, die ansonsten eher in den üblichen Museen in Duisburg oder Düsseldorf ausgestellt werden. Ort des unglaublichen Geschehens: die Galerie Schürmann.

Der Mann, der damals den Mut hatte, dieses Experiment zu wagen, und damit auch ein finanzielles Risiko einging, sitzt heute lässig in einem Sessel in einer hinteren Ecke seines Ladenlokals und nippt an einem Milchkaffee. „Irgendwie ist es schon ein Wahnsinn, wohin mich dieser Weg geführt hat“, sagt er – und grinst.

Andreas Verfürth hat geschafft, wovon andere Galeristen, zumal jene in der Provinz, immerzu träumen. Er ist da angekommen, wo sie gerne hin möchten: in der gehobenen Kunstszene.

Die Galerie Schürmann liegt mitten in der beschaulichen Fußgängerzone. Links ein Dessous-und-Bademoden-Geschäft, rechts ein Klamottenladen der preiswerten Sorte.

Dazwischen: ein unauffälliges Haus mit einer breiteren Fensterfront und rund 130 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Momentan warten hier zum Beispiel eine Lithographie von Eduardo Chilida (4150 Euro) und die Miniatur eines Säulenheiligen von Christoph Pöggeler (370 Euro) auf ihre Käufer.

Wer in Kamp-Lintfort und Umgebung etwas Vergleichbares wie die Galerie Schürmann finden möchte, muss schon nach Krefeld oder Kevelaer fahren, oder gleich ins Dorf an die Düssel. „Ich bin hier Platzhirsch“, freut sich Andreas Verfürth, und so wie er es sagt, klingt es noch nicht einmal arrogant. „Bei mir gibt es weder Bussibussi, noch Schickimicki“, betont er.

Andreas Verfürth wurde in Moers geboren und wohnt in Neukirchen-Vluyn. Er ist ein gelernter Tischler und Hochbautechniker, und jemand, der redet, „wie mir der Schnabel gewachsen ist“. Man darf also guten Gewissens behaupten, dass er ein bodenständiger Typ ist, der nicht im Verdacht steht, seinen Kunden das Blaue von der Leinwand zu erzählen.

Vor mehr als zwei Jahrzehnten stand er zum ersten Mal in der gerade neu eröffneten Galerie. Offen gibt er zu: „Ich hatte keine Ahnung von Kunst.“ Aber, schiebt er lächelnd hinterher: „Ich hatte Geschmack.“

Eigentlich wollte er sich das Filmplakat von „Metropolis“ rahmen lassen, erinnert er sich, schmunzelt – „und seitdem ich nicht mehr aus dem Laden herausgekommen.“ Mittlerweile ist er der Inhaber.

Mit einer Vollbremsung stoppte er einst seinen Lebensweg und schlug Herz über Kopf einen neuen Pfad ein. Anfangs lebte er von dem Verkauf von Kunstdrucken und von der klassischen Bildrahmung – „eher schlecht als recht“. Nun verdient er sein Geld mit Ausstellungen, dem Handel mit Kunstwerken sowie seiner Fachwerkstatt für hochwertige Rahmungen, die im Keller untergebracht ist „Ich bin zufrieden, weil ich eine Arbeit habe, die mir total Spaß macht.“

Die Erfolgsgeschichte des Galeristen wäre aber nicht vollständig erzählt ohne die LINEG. Seit einigen Jahren schon zeigt das Unternehmen aus Kamp-Lintfort Kunst – und verlässt sich dabei auf die Auswahl von Andreas Verfürth.

Die Ausstellungen auf den langen Fluren des Verwaltungsgebäudes gehören zu den kulturellen Höhepunkten in der Stadt. Zu sehen waren etwa Arbeiten der Verpackungskünstler Christo und Jeanne-Claude sowie Werke des Malerfürsten Markus Lüpertz, und für die ungewöhnlichen Fotografien des Schauspielers Kai Wiesinger wurde eine Vorflutpumpanlage in Neukirchen-Vluyn zu einem einmalig spannenden Ausstellungsort.

„Die LINEG ist für mich ein Glücksfall“, schwärmt Andreas Verfürth. Ihr neuester Coup: eine Einzelausstellung von Otto Piene. Nicht in Düsseldorf – in Kamp-Lintfort!

Ausstellung: Otto Piene - Druckgrfaiken und Keramik. Zu sehen von heute an bis zum 8. Juni im Verwaltungsgebäude der LINEG an der Friedrich-Heinrich-Allee 64 in Kamp-Lintfort; in Zusammenarbeit mit der Galerie Schürmann. Die Vernissage beginnt am heutigen Freitagabend um 18 Uhr. Danach ist die Ausstellung montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr sowie freitags von 9 bis 13 Uhr zu sehen; oder nach Vereinbarung mit der Galerie Schürmann.

Galerie Schürmann, Inhaber: Andreas Verfürth, Moerser Straße 252, 47475 Kamp-Lintfort, geöffnet: mittwochs bis freitags 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr, Telefon 02842/ 5 52 08, Internet: www.galerie-schuermann.de