Neukirchen-Vluyn. Bei Bündnis 90 /Die Grünen in Neukirchen-Vluyn gibt es Redebedarf. Weil ein Mitglied unabgesprochene Wahlwerbung gemacht hat, gibt es nun Streit.

Der Wahlkampf um das Bürgergermeisteramt hat in den zwei Wochen vor der Stichwahl noch einmal an Fahrt und Dynamik aufgenommen. Für die Bündnisgrünen haben Facetten der Werbungsaktivitäten allerdings weitreichende Folgen; die Fraktion hat schon vor der konstituierenden Sitzung des neuen Rates Schaden genommen. Wie konnte es dazu kommen?

Vor der Stichwahl hieß es, dass die Grünen keine Wahlempfehlung für einen der beiden Bürgermeisterkandidaten abgeben. Dies war seinerzeit die mehrheitlich gefasste Entscheidung in einer offenen Sitzung der Fraktion, an der auch weitere Parteimitglieder teilgenommen hatten, hieß es. Als einen der Gründe dafür hatte Fraktionssprecher Tom Wagener auch genannt, dass man die Gespräche mit der CDU und der SPD über eine Zusammenarbeit im Rat nicht durch eine Empfehlung habe belasten wollen.

Aber nunmehr scheint weit mehr belastet als nur diese Gespräche. Denn: Mit Angelika von Speicher ist die Top-Kandidatin der Grünen vor der Wahl aus dieser Linie ausgeschert und hat auf Facebook nicht nur aktiv Werbung für den Amtsinhaber betrieben, sondern den Herausforderer kritisiert.

„Ich erlebte hier einen Wahlkampf der SPD und ihres Bürgermeisterkandidaten, den man in den letzten Wochen mit Recht als populistisch bezeichnen konnte“, schreibt sie nun im besagten sozialen Netzwerk. Und weiter: „Zuletzt herunter gebrochen auf Stimmungmache, einer Tendenz zum Personenkult, und einer Jubelrhetorik die an Dinge erinnern, die in Übersee erfolgreich sind und zuletzt in einer Intensität, der sich kein Bürger entziehen konnte.“ Sie schließt ihren ausführlichen Beitrag mit der Ankündigung, dass sie in den kommenden Wochen entscheiden werde, „wie und in welcher Form“ sie in der Politik in Neukirchen-Vluyn weitermachen werde. Auf Facebook sorgte zuletzt dieser Beitrag für kontroverse Diskussionen und Gegenwind.

Ein Nutzer schreibt beispielsweise: „Ein Kandidat, der sich überall in der Ortschaft zeigt? Ich persönlich fand das sehr gut…“ Ein anderer Nutzer wirft ihr vor, genau das zu tun, was sie dem Herausforderer um das Amt vorwerfe, und bittet, fair den Wahlsieg zu akzeptieren, „statt weiterhin hier nachzutreten“.

Schon vor der Wahl hat sich der Vorstand von Fraktion und Ortsverband der Grünen mit einer Stellungnahme zur Thematik geäußert. Die Positionierung eines Mitglieds habe man als im Sinne der Meinungsfreiheit akzeptieren können, heißt es.

„Was wir jedoch nicht akzeptieren können ist, in welcher Art und Weise seit geraumer Zeit mit dem Gegenkandidaten umgegangen wird. Die verbalen Angriffe gegen seine Person, sein Umfeld und seinen Wahlkampf empfinden wir als unfair und beleidigend. Wir wehren uns entschieden dagegen und distanzieren uns von den getroffenen Aussagen in aller Deutlichkeit“, heißt es weiter. Abschließend wird eine Mitgliederversammlung angekündigt, in der auch über die Konsequenzen beraten werde.

Angelika von Speicher und Tom Wagener wollten sich auf NRZ-Anfrage nicht dazu äußern und verweisen auf parteiinterne Gespräche.