Moers. Moers wurde am Sonntag zum Kulturschutzgebiet: Die Corona-Ausgabe des Comedy Arts-Festivals sorgte für Lacher. Allerdings vor wenigen Zuschauern.

„Lachen ist ansteckend, aber gesund“, begrüßte Betty Ixkes, künstlerische Leiterin des Comedy Arts Festivals, am Sonntag das Publikum der Corona-Ausgabe des Festes der komischen Künste.

Wobei: Angst vor dem Virus musste wohl kaum jemand haben. Nicht einmal hundert Zuschauer verloren sich zum ersten Programmblock in der Enni-Eventhalle, in die zu normalen Zeiten 1600 Menschen passen würden. Moderator Helmut Sanftenschneider packte es in Humor: „Wir wollten hier nur die Crème de la Crème der Gäste reinlassen, herzlichen Glückwunsch, dass sie eine Karte bekommen haben.“ Das stimmte

Beatboxen mit Kevin O'Neal.
Beatboxen mit Kevin O'Neal. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

so nicht ganz. Mehr Karten waren einfach nicht verkauft worden, sehr zum Betrüben des Comedy-Arts-Teams. Für die folgenden beiden Veranstaltungen am Abend waren mehr Tickets mehr verkauft worden. Aber auch das blieb unter den Erwartungen und Möglichkeiten, 400 Zuschauer einzulassen – mit ausgefeiltem Hygienekonzept und Handdesinfektion. Die, die da waren, hatten ihren Spaß, wenngleich Lachen hinter Masken schon ein bisschen komisch klingt.

Mit dem Moderationsduo hatte Ixkes ein glückliches Händchen. Denn die bekannteste Ruhrgebietsreinigungskraft „Walli“ Ehlert war um keinen Spruch verlegen: „Hier is wat los, da frächse dich“. Der „Herr Helmut“, wie sie ihren Gegenpart Sanftenschneider nannte, ließ sich, ganz Gentleman, gerne an die Wand quasseln. Und entlockte dem Publikum Geheimnisse: „Wer lebt in einer Beziehung?“ lautete eine Frage, dicht gefolgt vom „Wer lebt in einer glücklichen Beziehung?“

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Den Spaßreigen im Zehn-Minuten-Takt eröffnete Kevin O’Neal. Geschlagen mit einem Vornamen, „für den

Timur Turga hat sein Augenlicht verloren, aber nicht seinen Humor.
Timur Turga hat sein Augenlicht verloren, aber nicht seinen Humor. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

sich die Mutter entschuldigt“. Der Beatboxer erklärte sein Metier so: „Ich mache verrückte Dinge mit meinem Mund gegen Geld.“ In der Tat waren das verrückte, vielschichtige Klänge, die der Mann erzeugte, von Bollywood bis Techno mit Hammerbeats. Wie Anfänger das Beatboxen lernen, erfuhren die Zuschauer auch: mit „Böse Katze, böse Katze.“

Timur Turga geht mit seiner Sehbehinderung mit Humor um: „Stehe ich hier richtig?“ war seine erste Frage, als er seinen Weg auf die Bühne gesucht hatte. Er wundert sich, wenn Leute mit ihm lauter sprechen. Und erzählt bereitwillig, wie unfreiwillig komisch es werden kann, wenn ein 25-jähriger im Supermarkt seine Mami sucht, weil er den Laden noch nicht genug kennen gelernt hat.

Die Abteilung „Sauerei auf der Bühne“, die mindestens einmal am Tag zum Comedy-Arts-Programm gehört, übernahmen Men in Back. Sie warfen als Koch und Lehrling mit Mehl um sich. Das Duo hat sich hinterrücks und ohne Worte in die Herzen der Zuschauer gespielt – mit auf den Rücken aufgemalten Gesichtern. Was so leicht aussah, war von einer präzisen Choreografie bestimmt.

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Mit David Werker und El Mago Magasin unterhielten zwei sehr unterschiedliche Charaktere das Publikum. Ein bisschen irre mit seien gereimten Songs der eine, ein bisschen schnoddrig der andere, der gerne „kontaktlos“ trampt, weil bei ausgestrecktem Mittelfinger garantiert jemand anhält und aussteigt. Die 30 Sekunden reichen, um den Wagen, der mit laufendem Motor steht, zu erobern.

>>> NRZ-FÖRDERPREIS

Der NRZ-Förderpreis ging in diesem Jahr an das Duo Men in Back mit ihrer in der Tat „be-rücken-den Illusionskunst“, wie es die Jury nannte. Redaktionsleiter Matthias Alfringhaus überreichte den Preis am Nachmittag: „Es ist uns ein Anliegen. Wir haben eine besondere Verantwortung gespürt, gerade in diesem Corona-Jahr die Kunstszene zu unterstützen.“ Die Jury hob bei den Preisträgerinnen Mareike Jung und Sandra Strauch die originelle und originäre Idee hervor und den besonderen Humor ohne Worte: „Hier wird Körpersprache auf den Kopf gestellt.“ Auch das Publikum hatte großes Vergnügen an der sehr speziellen Aufführung der beiden Künstlerinnen.

Zum Preis gehört seit zwei Jahren ein Werk der Moerser Künstlerin Sigrid Neuwinger, den „wir mit wachsender Begeisterung sowohl bei uns, als auch auf der Preisträgerseite übergeben“, so Alfringhaus. Wenngleich Moderatorin „Walli“ schon ein bisschen despektierlich meinte: „Da könnse ja dann auch Mehl rein tun oder auch drin backen.“ Gleichzeitig zollte Alfringhaus dem Team um Betty Ixkes und das Bollwerk „Respekt und Bewunderung“ dafür, das es unter schwierigsten Bedingungen ein Festival auf die Beine gestellt hat.