Kamp-Lintfort. Wegen Corona sagen Veranstalter Reisen ab. Manch einer wird für die Herbstferien umplanen müssen. Was geht? Kamp-Lintforter Reisebüro gibt Rat.

„Eine verflixte Situation“ nennt Necip Söylemis, Geschäftsführer von Artz-Reisen in Kamp-Lintfort die Lage kurz vor den Herbstferien. Nicht eben wenige hatten vor Monaten in gutem Glauben an eine entspannte Situation Urlaub auf den Balearen oder den Kanaren, die lange Zeit von Corona nur sehr mäßig betroffen waren, gebucht. Oder auch für andere Länder, für die zu dem Zeitpunkt keine Reisewarnung galt. Das Virus schert sich nicht drum, die Lage ändert sich täglich. Was die Viruszahlen angeht, aber auch, was die Absagen der großen Reiseveranstalter in diese Gebiete angeht. „Das ist für einen Deutschen nicht leicht“, erkennt der Reisefachmann.

Und für die Reisebranche schon überhaupt nicht, die sich aktuell mehr mit Stornos als mit den schönsten Wochen des Jahren beschäftigt. Aber wohl dem, der sich um Rat suchend an sein Reisebüro wenden kann. Denn – soviel Eigenwerbung sei in dieser kritischen Zeit erlaubt: „Wir sichern das Geld der Kunden. Wir sind auf dem aktuellem Stand“, sagt Söylemis, und meint das stellvertretend für das Gros seiner Kollegen. Die im Übrigen für das Krisenmanagement kein Geld bekämen. Söylemis verweist darauf, dass, wer im Internet gebucht hat, sich unter Umständen nicht auf deutsches Reiserecht berufen könne. Eines, das Söylemis für das beste in Europa hält. Hier fordert er „Waffengleichheit“ für stationäre und Online-Anbieter.

Mit zwei Fragen Grundsätzliches klären

Bei denjenigen, die nun auf ihre Pauschalreise beispielsweise nach Mallorca verzichten müssen, gelte es zunächst, zwei Fragen zu klären: Soll für ein anderes Land umgebucht werden oder auf das nächste Jahr geschoben? Mallorca pauschal geht in diesen Tagen definitiv nicht. Damit müsse man sich abfinden. „Aber Kreta, Rhodos oder Sizilien geht. Nord- und Ostsee auch. Es gibt viele schöne Ziele.“ Was auch ginge, sei Flug und Finca oder Hotel gesondert zu buchen. Dann allerdings mit allen Risiken und möglichen Folgen, wie die derzeit geltende Quarantäne-Regelung nach Reise-Rückkehr. Ohne Netz und doppelten Boden eines Veranstalters.

Manch einer, so ist Söylemis’ Erfahrung, wähne sich sicher, eine Pauschalreise im Netz billig gebucht zu haben, die aber tatsächlich keine ist, weil dort Flug und Unterkunft zusammengestellt werden. „Dann müssen sie verreisen, wenn sie keine Stornogebühren zahlen wollen.“

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Bis zum letzten Tag warten, was sich noch ändert, sei keine Option, findet der Fachmann. Vier Wochen vor Reiseantritt sollte man mit dem Reisebüro Kontakt aufnehmen, Restzahlungen erstmal nicht leisten oder wenn, dann besser nicht mit Kreditkarte, sondern per Lastschrift, das sei rückbuchbar. „Oder in bar beim Reisebüro des Vertrauens.“

Wem ein Nur-Flug storniert wurde, solle sich möglichst umgehend mit der Airline per Mail in Verbindung setzen. Wer keinen Gutschein wolle, müsse die Auszahlung fordern. In aller Regel sei das nach seiner Einschätzung derzeit eher unproblematisch.

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Auch wenn in Corona-Zeiten vieles kulant geregelt werden könne, ein Wunschkonzert ist das Reisen dennoch nicht. Da sei das Seniorenpaar, das eine Busreise gebucht hat. Der Veranstalter halte alle Hygieneregeln ein, fahre nur mit halber Besetzung. Wer dann aus Angst vor Ansteckung absagt, müsse mit Stornogebühren rechnen, erklärt der Reisefachmann.

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Apropos Angst: „Das Virus ist deutsch“, behauptet der Kamp-Lintforter zugespitzt. Nur so lasse sich erklären, dass andere Länder Reisen dorthin erlauben, für die es hier das No-go“ gibt. Überhaupt vermisst Söylemis bei manchen Entscheidungen die Logik: „Warum ist ein Coronatest nicht auch bei Rückkehrern von Usedom, Berlin oder Bayern fällig, wo die Fallzahlen mindestens ähnlich hoch sind?“ Es bleiben viele Fragen offen. Wie lange noch? „Da müssen sie die Minister Maas oder Spahn fragen.“

>>> Gewinner, Verlierer und die aktuelle Lage

Artz Reisen hat drei Büros, eines in Kamp-Lintfort, eines in Moers und eines in Rheinberg. Letzteres ist zumindest vorübergehend zum Corona-Opfer geworden und geschlossen. „Wir hoffen aber sehr, dass wir es bald reaktivieren können“, sagt Geschäftsführer Necip Söylemis. Für das Reisejahr 2020 nennt er zwei große Gewinner: Deutschland und Österreich, gefolgt von Griechenland und Italien. Der große Verlierer heißt Spanien. Dorthin gingen weniger Reisen als in die Türkei.

Wer sich über die aktuelle Lage auf dem Laufenden halten will, dem empfiehlt Söylemis folgende Links im Internet:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit

https://corona-navigator.de/

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete_neu.html

https://www.travel-19.com/