Neukirchen-Vluyn. Die Stadt sieht im Schreiben keine Absichtserklärung der Investoren. Bürgermeister reagiert verärgert und ruft das Thema im Ausschuss nicht auf.

Das Hochhaus am Vluyner Nordring und seine mögliche Entwicklung werden nun doch nicht auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses am Mittwochnachmittag stehen. Dies hatte Bürgermeister Harald Lenßen in Aussicht gestellt, sofern ihm eine Absichtserklärung vorliegt, in der der Wille zum Kauf und konkrete Pläne zur Entwicklung seitens der potenziellen neuen Investoren formuliert sind.

Bekanntlich ging der Stadt und den Ratsfraktionen eine Erklärung am Freitagabend per Mail zu. Die aber lässt der Bürgermeister nicht als Letter of Intent gelten. Die Begründung: Es sei einzig ein Schreiben des jetzigen Eigentümers eingegangen, nicht aber, wie ursprünglich vereinbart, eine offizielle Absichtserklärung, in der die Pläne für Hochhaus und Grundstück aus Sicht der Investoren aufgelistet seien, sagt der Bürgermeister, der sichtlich verärgert auf die Ausführungen von Eigentümer David Willis reagiert.

Dass dieser in der Vergangenheit immer erreichbar gewesen sei, stimme einfach nicht, genauso seien die Preise für die geforderten Gutachten „aus der Luft gegriffen“. Eigentümer Willis beziffert die Kosten für die drei Gutachten zu Brandschutz, Schallschutz und Schadstoffen in seinem Schreiben auf insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Laut Lenßen kosten die Gutachten nur ein Bruchteil, „lassen Sie es mal jeweils 20.000 bis 25.000 Euro kosten“, schätzt der Bürgermeister. Insofern sei man all die Jahre von Herrn Willis immer hingehalten worden.

Die Stadt Neukirchen-Vluyn hat die Wiederaufnahme des Zwangsversteigerungsverfahrens auf den Weg gebracht

Noch schwerwiegender aber sei, dass das Haus gar nicht so einfach an Dritte verkauft werden könne, so der Bürgermeister weiter. Der Grund: Die niederländische Staatsanwaltschaft habe das Gebäude konfisziert und würde einen Verkauf an Dritte gar nicht gestatten. „Das habe ich schriftlich.“ Laut Lenßen würde die Staatsanwaltschaft das Gebäude nur im Fall eines Verkaufs an die Stadt Neukirchen-Vluyn freigeben.

Dass das ohne Probleme gelingt, daran ist nicht zu denken. Gesprächsangebote über den städtischen Ankauf des Hauses sind laut Bürgermeister stets unbeantwortet geblieben. Was vor allem daran liegen dürfte, dass die Preisvorstellungen beider Parteien eklatant auseinander lagen.

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In dieser Woche hat die Stadt deshalb die Wiederaufnahme des Zwangsversteigerungsverfahrens auf den Weg gebracht, das im September vergangenen Jahres gescheitert war. Mittlerweile, so Lenßen, liege wieder eine offene Forderung für das Hochhaus vor. Mit einem Zwangsversteigerungstermin rechnet der Bürgermeister aber nicht vor Anfang nächsten Jahres.

>>> Scharfe Kritik kommt von der CDU
Die CDU kritisiert in einer Stellungnahme zum einen, dass es sich bei dem Schreiben nicht um eine Absichtserklärung der Investoren, sondern um einen Brief des Eigentümers handele. Zum anderen gebe es in ihren Augen keinen Beleg dafür, „dass das Schreiben authentisch ist“.

Darüber hinaus seien die Behauptungen darin „schlicht falsch, zeugen von gesteuerter Unwissenheit und kommen einem schlechten Schauspiel gleich“, schreibt Fraktionschef Markus Nacke. Seit Jahren arbeiteten sämtliche Fraktionen im Rat gemeinsam an einer Lösung für das Problem. Und alle Fraktionen seien sich bislang auch einig, dass das Hochhaus abgerissen werden müsse. Dabei bleibe die CDU: „Der Turm muss weg!“