Neukirchen-Vluyn. In seiner Absichtserklärung zum Hochhaus am Vluyner Nordring bietet David Willis drei Möglichkeiten an. Ein Abriss ist nicht mehr ausgeschlossen.
Stadt und Politik können sich im Stadtentwicklungsausschuss am Mittwoch mit konkreten Vorschlägen zum Vluyner Nordring 59 beschäftigen. Und in der Absichtserklärung zum Verkauf des Hochhauses und seiner weiteren Entwicklung kommt nun auch ausdrücklich ein Abriss in Frage. In seinem Letter of Intent, der am Freitagabend per E-Mail an Verwaltung und Ratspolitiker ging und der Redaktion vorliegt, nennt Eigentümer David Willis den kompletten Rückbau des Gebäudes als eine Option. Wie berichtet, sahen die ersten beiden Optionen entweder einen Erhalt des Gebäudes und seine komplette Sanierung oder einen Teilrückbau mit angebauter Kompensationsfläche vor.
In seiner Absichtserklärung wird David Willis präziser und schlägt als erste Option die Komplettsanierung des Hochhauses und den Ausbau von Mikroappartments und eines Studentenwohnheims vor. Die Fassade soll mit Solarmodulen verkleidet und außerdem ein Fuhrpark mit 20 Elektroautos und 50 E-Bikes zur alleinigen Nutzung für die Bewohner eingerichtet werden. Im Erdgeschoss soll dazu eine Co-Working-Zone für Start-ups sowie ein Co-Learning-Bereich für die Studenten entstehen.
Der Elektrofuhrpark und das Digitalangebot sollen nach Möglichkeit auch in der zweiten Option bleiben, allerdings soll die Rückbauvariante mit Anbau drei Wohnungsgrößen bieten.
Hochhaus-Eigentümer bietet Politik in Neukirchen-Vluyn den Abriss an
Als dritte Möglichkeit kommt nun laut Eigentümer auch ein Abriss und Komplettneubau auf dem Gelände mit gleicher Gesamtflächenanzahl und bezahlbarem Wohnraum bei einer Mischform aus den ersten beiden Optionen in Frage. Damit befriedigt er den Willen der Ratspolitik, die sich bereits einig darin ist, dass das Hochhaus endlich weg und Platz für eine Neuentwicklung des Geländes machen muss.
Sollte die Politik positiv auf einen der in der Absichtserklärung genannten Vorschläge reagieren, kündigt Eigentümer Willis die erforderlichen Gutachten an. Nach Informationen der Redaktion sollen die drei Optionen für das Hochaus und das Areal nicht in Stein gemeißelt, also auch noch immer Raum für Gespräche sein.
Fraglich ist unterdessen, ob Stadt und Politik von ihrem Vorhaben abrückt, Hochhaus und Gelände selbst zu übernehmen. Eine Zwangsversteigerung, auf der die Stadt das Hochhaus für einen symbolischen Wert ersteigern wollte, scheiterte im vergangenen Jahr bekanntlich in letzter Sekunde.
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Noch hat die Stadt die Hoffnung nicht aufgegeben und strebt eine Wiederaufnahme des Zwangsvollstreckungsverfahrens an. Der Eigentümer möchte das Gebäude unterdessen nicht unter dem Wert verkaufen, den er dafür bezahlt hat. Eine achtköpfige Investorengruppe aus Neukirchen-Vlyun wäre bereit, die problembehaftete Immobilie zu kaufen. Dafür muss die Politik grünes Licht geben. Ob eine Chance dazu besteht, wird sich zeigen.
>>> Eigentümer möchte „die Kuh vom Eis bekommen“
In seiner Absichtserklärung erklärt David Willis unter anderem, dass er immer persönlich erreichbar gewesen sei. Das habe letztlich auch die Initiative von Ralf Köpke gezeigt. Der unabhängige Bürgermeisterkandidat der SPD hatte sich eigenständig um die Kontaktdaten des Eigentümers gekümmert.
Willis beklagt in seinem Brief außerdem eine „Blockadehaltung der damaligen CDU-Spitze“, bekräftigt aber seinen Willen, „die Kuh vom Eis“ zu bekommen, was in dem Fall einem Verkauf an die Investorengruppe gleichkäme.