Moers. Das NRZ-Bürgerbarometer 2020 in Moers spricht beim Öffentlichen Personennahverkehr eine klare Sprache: Wer kann, setzt aufs Auto oder Fahrrad.

Das NRZ-Bürgerbarometer 2020 spricht bei Bussen und Bahnen eine deutliche Sprache: Fast die Hälfte aller befragten Männer und Frauen aus Moers nutzt den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht. Und eine weitere Zahl ist ebenfalls alarmierend: Nur 15 Prozent der Teilnehmenden sind regelmäßig mit Bussen und Bahnen unterwegs.

Beatrice Beitz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Marketing und Handel an der Universität Duisburg-Essen. Sie hat im Auftrag der NRZ das Bürgerbarometer Moers 2020 erstellt – mit relevanten Fragen zum täglichen Leben. Die Ergebnisse der Umfrage aus diesem August sind aufschlussreich, auch deshalb, weil sie als repräsentativ gelten können. Die Antworten auf die Frage: „ Nutzen Sie den ÖPNV?“ fielen eindeutig aus.

Noch schlechtere Werte in zwei anderen Städten

Mit dem starken Fokus auf das eigene Auto oder das Fahrrad stehen die Moerser im Kreis Wesel keineswegs allein da. Bei zwei weiteren Bürgerbarometern in diesem Jahr gab es noch schlechtere Werte für den ÖPNV. In Wesel verzichten 54 Prozent der Befragten auf Busse und Bahnen, in Dinslaken sind es 56 Prozent.

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Die Meinungsforscher haben nachgefragt, welche Gründe es gibt, den ÖPNV nicht zu nutzen. In Moers werden demnach ganz klar das Auto (53 %) oder das Fahrrad (30 %) bevorzugt. Wiederholt werden auch ganz konkret Themen des ÖPNV benannt: Fahrtzeit/Taktung 16 %, Preise 14 %, Umsteige- und Wartezeiten 13 % und das Streckennetz (11 %). Nur sieben Prozent nennen allerdings die Pünktlichkeit als Grund, den ÖPNV nicht zu nutzen. In Wesel und Dinslaken gibt es übrigens ähnliche Ergebnisse zu diesen einzelnen Punkten.

Barrierefreiheit ist wichtig

Bei Menschen, die nur selten oder gar nicht mit Bussen oder Bahnen fahren, spielt die Barrierefreiheit eine große Rolle. Menschen, die einen Rollator oder einen Rollstuhl nutzen müssen, haben große Probleme beim Einstieg.

Am Bahnhof, auch das haben Befragte mitgeteilt, kommt erschwerend hinzu, dass es keine Aufzüge gibt. Aber auch die Corona-Pandemie spielt eine Rolle, eine Antwortet lautet zum Beispiel: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich, bis Corona anfing, öfter den ÖPNV genutzt, jetzt fühle ich mich damit etwas unwohl, weil es oft sehr voll ist und sich auch nicht alle Menschen daran halten, ihre Maske zu tragen.“

Die Nähe zu Bussen und Bahnen ist allerdings auch eine Altersfrage. Zwischen 20 und 29 Jahren gibt es mit 23 % in Moers mehr ÖPNV-Nutzer als im Durchschnitt, doch danach fällt das Interesse rapide ab: 30 – 39 Jahre = 8 % und 40 – 49 Jahre = 6 %.

So sieht die Niag die Zukunft des ÖPNV am Niederrhein

Die Niag will die Verkehrswende am unteren Niederrhein mitgestalten. „Wir wollen hier aktiv daran mitarbeiten, eine moderne, lokale und regionale Mobilität zu verwirklichen und so mehr Menschen dauerhaft vom ÖPNV zu überzeugen“, sagt Vorstand Peter Giesen.

Verschiedene Angebote, bei denen eine Beförderung angefordert werden kann, würden künftig eine größere Rolle spielen. Hier entwickele die Niag weitere Angebote, die den Bus-gestützten ÖPNV ergänzen können. Hinzu kämen heute schon Car-Sharing-Angebote, die die Niag zusammen mit Partnern anbiete. Und auch Bürgerbusse würden weiter durch das Unternehmen unterstützt.

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Um den Weg in einen klimafreundlicheren ÖPNV am Niederrhein aufzuzeigen, hat die Niag vor einem halben Jahr eine Arbeitsgruppe mit internen und externen Experten gebildet. Bestandteil wird auch eine Machbarkeitsstudie mit Zeithorizont und Finanzbedarf sein. Ob, wann und in welcher Form das detaillierte Konzept im Anschluss realisiert werden kann, hänge von den Entscheidungen der Kreise und Kommunen ab, die den Rahmen für den ÖPNV setzen.

Peter Giesen: „Die Niag entwickelt ein ganzheitliches Konzept, das die Möglichkeit einer Umstellung der gesamten Flotte mit ca. 300 Bussen und allen Strecken mit ihren rund 12,5 Millionen Verkehrskilometern im Jahr umfasst. So wollen wir helfen, den Herausforderungen des Klimaschutzes auch in unserer Region zu begegnen.“