Moers. Die meisten Moerser bevorzugen Moers, wenn sie shoppen gehen. So beliebt bei den eigenen Bürgern als Einkaufsstadt ist nur noch Düsseldorf.

Wenn’s ums Einkaufen geht, bevorzugen die Moerser Moers. Auf die Frage, wo sie – abgesehen von Lebensmitteln – am häufigsten einkaufen, antworten mehr als drei Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner der Grafenstadt, dass sie dies am häufigsten in Moers tun. Solch einen Spitzenwert erreicht im Umland nur noch Düsseldorf. Das geht aus dem aktuellen Bürgerbarometer hervor, einer repräsentativen Befragung von Meinungsforschern der Universität Duisburg/Essen im Auftrag der NRZ. Der Handelsverband Niederrhein kommentiert das so: „ein top Ergebnis“. Gleichwohl: Es gibt auch Waren und Geschäfte, die die Moerser in ihrer Stadt vermissen.

Kein Missverständnis: Es geht bei dieser Frage nicht um Lebensmittel, sondern ausschließlich um mittelfristige Konsumgüter wie Kleidung, Schuhe, Deko, elektronische Geräte, Bücher, Geschenkartikel. 77 Prozent der Moerserinnen und Moerser bleiben meist in ihrer Stadt, wenn sie solche Einkäufe erledigen. Der Wert hat sich im Vergleich zur letzten Befragung von 2015 sogar um 14 Prozentpunkte verbessert. Nur acht Prozent, so das aktuelle Bürgerbarometer, fahren zum Shoppen zum Centro nach Oberhausen, fünf Prozent kaufen am häufigsten in Duisburg ein, drei Prozent in Krefeld.

Betrachtet man die Stadtteile, fallen die Unterschiede gering aus. Anders ist es bei der Differenzierung nach den Altersgruppen. Bei fast einem Drittel der Jüngsten in der Befragung (14 bis 19 Jahre) steht das Centro ganz oben, elf Prozent bevorzugen Krefeld, aber – immerhin – jeder zweite in dieser Gruppe kauft am häufigsten in seiner Heimatstadt ein. Einen hohen Stellenwert hat das Centro auch noch bei den 30- bis 39-Jährigen, doch mit zunehmendem Alter verliert das Einkaufszentrum an Bedeutung.

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Welchen Stellenwert die hohe Wertschätzung von Moers als Einkaufsstadt hat, zeigt der Städtevergleich. Dass 77 Prozent der Düsseldorfer beim Einkaufen Düsseldorf bevorzugen, wird niemanden überraschen, aber: Moers liegt mit der Landeshauptstadt gleichauf auf Platz 1 in diesem Ranking. Es folgen Kleve (72 Prozent), Oberhausen (69 Prozent), Dinslaken (68 Prozent) und Wesel (66 Prozent).

Allerdings gibt es durchaus eine Reihe von Handelsbereichen, die in der Grafenstadt vermisst werden. Auf die Frage, welche höherwertigen Waren im Moerser Einzelhandel fehlen, wurden mit 35 Prozent am häufigsten Möbel und Wohnungsdekoartikel genannt. An zweiter Stelle stehen Herren- und Damenbekleidung mit je 15 Prozent, genannt wurde auch die Unterhaltungselektronik (11 Prozent). Angesichts der öffentlichen Diskussion – auch in den sozialen Medien – zum Thema „Einkaufen in Moers“ überraschen zwei Zahlen: Von den 401 Interviewten haben nur 14 Befragte ein Haushaltswarengeschäft auf dem Wunschzettel, ein Kaufhaus vermissen sechs.

Dass Moers als Einkaufsstadt bei den Moersern so beliebt ist wie Düsseldorf bei den Düsseldorfern ist aus Sicht von Wilhelm Bommann, dem Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niederrhein, ein „Spitzen-Ergebnis“. Positiv sei auch, dass sich die Zufriedenheit seit dem Jahr 2015 deutlich gesteigert hat.

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Die sinkende Anziehungskraft des Centros mit zunehmendem Alter bezeichnet Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niederrhein, als „Klassiker – das überrascht nicht“. Die 1996 eröffnete Shopping-Mall sei anfangs völlig auf junge Mode ausgerichtet gewesen. Inzwischen habe sie ihr Sortiment hin zu „gestandenen Leuten“ angepasst, sei aber immer noch beliebt bei jungen Kunden. Und: „Je älter man wird, desto eher fragt man sich auch, ob man sich auf der Autobahn in den Stau stellt oder nicht besser in Moers bleibt.“

Für die Grafenstadt, so Bommann weiter, sei es zweifellos erfreulich, wenn ihre Bewohner das Geld, das sie für mittelfristige Konsumgüter ausgeben, vorzugsweise in Moers lassen. Einen großen Anteil an diesem Erfolg habe wohl die Textilbranche. Die Bekleidungsgeschäfte – nicht zuletzt das Modehaus Braun – strahlten über die Stadtgrenzen hinaus, weiß Bommann. Der Handelsexperte weist auf den so genannten Zentralitätswert hin. Dieser Wert bezeichnet das Verhältnis aus dem Einzelhandels-Umsatz vor Ort zur vorhandenen Einzelhandels-relevanten Kaufkraft. Liegt die Kennziffer über 100 Prozent, zeigt, dass mehr Kaufkraft in eine Stadt fließt als aus ihr hinaus. Der Moerser Zentralitätswert für die Textilbranche liebt bei 200 Prozent.

>>>Bommann über Möbel und Onlinehandel<<<

Wilhelm Bommann ist nicht überrascht, dass viele Befragte im Einkaufsangebot der Grafenstadt Möbel vermissen. In dieser Hinsicht treffe Moers der Strukturwandel dieser Branche: „Ich erinnere daran, dass wir hier mal Möbelhäuser Kleier, Humpertz oder Knuffmann hatten.“ Die Entwicklung gehe jedoch zu großen Fachmärkten wie Ikea.

Gefahr drohe dem stationären Handel durch den wachsenden Online-Handel. Dessen Anteil am Gesamtumsatz des Einzelhandels betrug vor Corona zehn Prozent, „aber die Pandemie wirkt wie ein Brandbeschleuniger“, so Bommann.