Kamp-Lintfort. Der 28-jährige Fraktionschef der Kamp-Lintforter Linken tritt als Bürgermeisterkandidat an. Er will sich für sozialen Wohnungsbau stark machen.

Das Wahlplakat an der Laterne direkt vor dem Haus am Dachsberg weist den Weg zu unserem Interviewpartner: „Das wäre mal ein Bürgermeister“ steht neben dem Foto von Sidney Lewandowski, das einen selbstbewusst in die Kamera blickenden 28-jährigen Fraktionschef der Partei Die Linke zeigt. Warum er am 13. September antritt? „Ich möchte eine Alternative sein“, sagt Lewandowski.

Für Politik interessiert sich der Zerspanungsmechaniker, der gerne fotografiert und reist, nicht erst seit gestern. „Meine Familie war immer politisch, wir haben zuhause viel diskutiert“, so Lewandowski. Über Politik reden viele, sich parteipolitisch zu engagieren interessiert aber immer weniger Menschen. Er wolle weg vom Stammtisch, das Zusammenleben der Menschen aktiv gestalten, begründet der 28-Jährige seinen Schritt.

„Politik macht mir Spaß“

Mit 19 Jahren trat er in die Partei ein und war vor sechs Jahren zu Beginn seiner Ratskarriere mit 22 Jahren der jüngste Fraktionsvorsitzende in NRW auf kommunaler Ebene. Und auch wenn manchmal wenig Zeit bleibt: „Politik macht mir Spaß“, sagt der Bürgermeisterkandidat.

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Hinter dem Garten des Mehrfamilienhauses, in dem Lewandowski mit seiner Lebensgefährtin wohnt, beginnt das Wickrather Feld – das knapp 92 Hektar umfassende Areal, das von Kiesabbau bedroht ist. Der Kampf gegen den Kiesabbau ist nicht nur im Wahlkampf eines der Schwerpunktthemen der Linken. „Dass ich hier wohne, spielt in dem Zusammenhang aber keine Rolle“, betont der 28-Jährige. Das Wickrather Feld sei eine besondere Oase, die unbedingt erhalten werden müsse. Eine Aufgabe, die man in Kamp-Lintfort und im Kreis wie bislang geschehen am besten gemeinsam anpacke, glaubt Lewandowski.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Viel zu tun gibt es aus seiner Sicht in Kamp-Lintfort auch, um mehr sozialen Wohnungsbau zu schaffen. „Die echten Probleme sind noch immer ungelöst“, kritisiert er. Die aus dem Starter-Zentrum Dieprahm hervorgegangene Immobilienentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Stadt Kamp-Lintfort etwa sei „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“: „Wir haben im Rat beantragt, eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Dieser Antrag wurde abgelehnt.“ Hier müsse als Stadt unbedingt Geld in die Hand genommen werden, um in sozialen Wohnungsbau zu investieren. Bei der Bebauung des Laga-Geländes beispielsweise werde seine Partei für eine Mischung aus sozialem Wohnungsbau, Büros und Gewerbe kämpfen.

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Auch in Sachen Klimaschutz seien die Linken Vorreiter bei der Diskussion im Rat gewesen, sagt Lewandowski. Das gemeinsam beschlossene Klimaschutzkonzept reicht ihm aber nicht aus. Er fordert zum Beispiel, bei den Stadtwerken Kamp-Lintfort nachzubessern: „Die Anteile an einem Windpark sind mir nicht genug, die Stadtwerke setzen auch immer noch auf Braunkohle. Das muss nicht sein.“

Die Linke rechnet mit „fünf plus x“

Nachholbedarf sieht er auch in puncto Bürgernähe: „Warum ist es immer noch nicht möglich, Ausschuss- oder Ratssitzungen live zu streamen?“, fragt er. Nachdem seine Partei erfolgreich eine Bürgerbefragung zum Thema Bürgerbüro angestoßen hat, fordert er nun unter anderem, über die weggefallenen Samstagsöffnungszeiten neu nachzudenken.

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Wie die Wahl am 13. September ausgeht? „Ich fürchte, die Wahlbeteiligung wird wegen Corona vielleicht noch geringer als vor sechs Jahren“, sagt Lewandowski. Wegen der Pandemie sei es im Wahlkampf schwierig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen: „Man merkt, dass die Leute zurückhaltender reagieren.“

Für seine Partei rechnet er sich ein Ergebnis „fünf plus x“ aus. Und er glaubt, dass die absolute Mehrheit der SPD in Kamp-Lintfort fallen wird. Partner in einer typischen Koalition zu sein kann sich Lewandowski für seine Partei aber nicht vorstellen, eher „Teil einer Projektregierung“ zu werden, in der sachbezogen entschieden wird.