Moers. Die Moerserinnen und Moerser leben gerne in ihrer Stadt. Nun sagen sie im Bürgerbarometer, was Moers ür sie so attraktiv und lebenswert macht.
Das NRZ-Bürgerbarometer hat es zu Tage gefördert: Ein enorm hoher Anteil der Moerserinnen und Moerser – 93 Prozent – lebt gerne oder sogar sehr gerne in der Grafenstadt (wir berichteten). Was aber genau ist es, das die Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger so attraktiv macht?
Die Interviewer der Universität Duisburg/Essen wollten im Auftrag der NRZ wissen: „Welcher der folgenden Aspekte macht Moers aus Ihrer Sicht besonders attraktiv?“ Am häufigsten wurde bei dieser Frage „das Wohnen“ genannt. 94 Prozent der Moerser finden, dass die Grafenstadt wegen des Wohnens besonders lebenswert ist. Kurz dahinter kommt die „Natur“, sie belegt mit einem ebenfalls hohen Wert von 90 Prozent den Platz zwei. Es folgen das lokale Einkaufsangebot (67 Prozent), die Familienfreundlichkeit (63), das Sport- und Freizeitangebot (60) sowie das Kulturangebot (52) – siehe Grafik.
Differenziert man die Antworten nach den Stadtteilen, zeigen sich bei einigen Aspekten Unterschiede. So erwähnen Bewohner von Moers Mitte mit 46 Prozent am seltensten das Kulturangebot, im Norden der Stadt sind es dagegen 60 Prozent. Dafür werden in Mitte überdurchschnittlich oft das Wohnen (97 Prozent) und die Natur (91 Prozent) als Aspekte bezeichnet, die das Leben attraktiv machen. Befragte aus Ost nennen seltener als in Nord und Mitte die Familienfreundlichkeit, Sport und Freizeit.
Betrachtet man die Altersgruppen, so fällt auf, dass die Zufriedenheit mit den Einkaufsmöglichkeiten mit zunehmendem Alter steigt. Am wenigsten gut finden die 14- bis 19-Jährigen das Angebot in der Grafenstadt, bei den 40- bis 59-Jährigen liegt die Zufriedenheit bei 69, und 75 Prozent, bei den Über-70-Jährigen sogar bei 84 Prozent. Ganz so unterschiedlich sind die Ergebnisse nicht, wenn es um Sport, Freizeit und Kultur geht, doch die Jüngeren nennen auch diese Faktoren deutlich seltener als die Älteren.
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Dass so viele Menschen das Wohnen in Moers attraktiv finden, ist erfreulich – und in einer Hinsicht überraschend, denn: In keiner Diskussion, in keinem Wahlkampf fehlt der Hinweis, dass es in der Stadt zu wenig bezahlbaren Wohnraum gebe. Sollte es so sein, wie kommt es dann dazu, dass mehr als neun von zehn Befragten Moers wegen des Wohnens als besonders lebenswert bezeichnen? Aus Sicht von Thorsten Kamp, Dezernent für Stadtentwicklung bei der Stadt, ist der Preis zwar ein wichtiger, aber nun mal nicht der einzige Aspekt bei der Beurteilung der eigenen Wohnsituation.
Moers biete eben auch eine gute Mischung aus Groß- und Kleinstadt, durchgrünt und mit einer attraktiven Mitte, erklärt Planungsdezernent Thorsten Kamp: „Zudem haben wir Stadtteile, die stark sind, mit eigener Identität und guten Versorgungsmöglichkeiten. Und die Wege in die Natur oder den nächstgelegenen Park sind kurz.“ Trotz des insgesamt guten Angebotes in Moers sei das Wohnen „noch finanzierbar“, insbesondere wenn man es mit den Nachbarstädten von Düsseldorf vergleiche. Zweifellos müsse die Stadtplanung aber Sorge dafür tragen, dass das Wohnen auch in zentralen Lagen erschwinglich bleibt, so Kamp. Hilfreich sei in dieser Hinsicht, dass im Wohnungsgeschäft der Grafenstadt keine „Heuschrecken“ unterwegs seien. Der größte Vermieter im Stadtgebiet, die Vivawest, sei ein guter Partner, der seine Bestände zukunftsfähig hält. Kamp verweist auf die Modernisierung der aus den 1970er Jahren stammenden Wohnhäuser in den Eicker Wiesen, in die Vivawest über 50 Millionen Euro investiert: „In anderen Städten sind vergleichbare Quartiere wegen Untätigkeit den Bach runter gegangen.“
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Der zweite wichtige Partner sei die Wohnungsbau Stadt Moers: „Wir sind dem Markt somit nicht ausgeliefert und können preiswerten Wohnraum erhalten. Ich bin froh, dass Moers nie der Versuchung erlegen ist, seine ‘Tochter’ zu privatisieren und so weiter ein starkes Instrument hat, mit dem auch Stadtentwicklung betrieben werden kann.“ Kamps Dezernat lässt derzeit den Moerser Wohnungsmarkt analysieren. Die Datenbasis soll dann die Grundlage liefern für ein „Handlungskonzept Wohnen“, mit dem, so Kamp, „wir genauer als bisher sehen können, in welchen Teilbereichen des Wohnungsmarktes es mangelt und wo wir gegensteuern müssen. Dies gilt für alle Formen des Bauens und Wohnens.“
Michael Buser, Geschäftsführer von Haus & Grund, ist überzeugt, dass es in Moers ein gutes Wohnungsangebot zu akzeptablen Preisen gibt. Der Mietspiegel gibt für eine zwischen 1979 und 1989 gebaute 90-Quadratmeter-Wohnung in normaler Lage einen Quadratmeterpreis von 6,60 Euro an. Aufgabe für die Zukunft sei, den Wohnungsbestand stärker an Ein- bis Zwei-Personen-Haushalten auszurichten: „Die Generation der Babyboomer kommt ins Alter.“
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>>> 52 Prozent sagen, die Kultur sei ein wichtiger Aspekt<<<
52 Prozent der Befragten benennen das Kulturangebot als besonders wichtigen Aspekt, der Moers attraktiv macht. Tatsächlich habe man das Ergebnis diskutiert, sagt die Leiterin der Befragung, Beatrice Beitz von der Universität Duisburg/Essen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich Moers als „Kulturstadt“ sehe. Eine mögliche Erklärung sei, dass das Angebot an einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung vorbeigehe, ein anderer, dass die Kultur im Leben vieler einen weniger hohen Stellenwert habe; möglicherweise sei es eine Mischung aus beidem. Hinzu kommt, dass die Befragung während des Corona-Lockdowns durchgeführt wurde, als es keine Kulturveranstaltungen gab.