Kamp-Lintfort. Jeden Sonntag verteilen Ehrenamtliche in Kamp-Lintfort warme Mahlzeiten an Bedürftige. Das Angebot ist notwendig, sagen die Ehrenamtler.

Jeden Sonntag bekommen Bedürftige am Josef-Jeurgens-Haus eine warme Mahlzeit. Damit das auch weiterhin geht, bedarf es an Spenden. „Ich bin heute hier, weil ich sonst hungern würde“, sagt ein Hartz-IV-Empfänger, der anonym bleiben möchte. Der Gemüseeintopf mit Würstchen und die Flasche Orangensaft, die von den ehrenamtlichen Helferinnen am Josef-Jeurgens-Haus ausgegeben werden, helfen ihm heute durch den Tag. Dass es jeden Sonntag eine warme Mahlzeit für Bedürftige gibt, war nicht immer so.

Die Landesregierung hat die Essensausgabe von Ostern bis Pfingsten an den Wochentagen finanziell gefördert. „Das hat uns nicht gereicht und wir haben samstags und sonntags selber Mahlzeiten an die Bedürftigen verteilt“, erzählt Stephan Bilstein von der Kirchengemeinde St. Josef.

50 Portionen werden verteilt

Zusammen mit dem Caritas Verband ging es auch nach der finanziellen Förderung weiter – aus gutem Grund: „Die bedürftigen Leute waren enttäuscht und wir haben bis zu dem Zeitpunkt erstmal erfahren, wie viele eine solche Mahlzeit überhaupt brauchen“, sagt Bilstein. Rund 50 Essensrationen, geliefert vom St. Hedwig Altenheim, zusammen mit Kaltgetränken, die von der Kamp-Lintforter Tafel kommen, werden jeden Sonntag von 12.30 bis 14 Uhr verteilt.

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Auch Angelika Wagner ist mit ihrer Tochter Alexandra und den beiden Enkelkindern bei der Essensausgabe. Ihre Rente reiche nicht, sagt sie. „Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen und dann dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Für das Essen lege ich mir dann lieber zwei Euro zur Seite und gehe mit meinen Enkeln in den Zoo. Sonst kann ich das Geld nicht wirklich sparen.“ Der kleinen Tochter schmecke es manchmal besser als zuhause, sagt die Mutter.

Doch durch die Hilfe wird man nicht nur satt: „Ich knüpfe hier auch soziale Kontakte“, erzählt Oma Angelika. „Hier kann ich über meine Sorgen und Probleme reden. Wir sind hier alle gleich und mir wird zugehört. Dafür bin ich total dankbar, weil es heutzutage nicht selbstverständlich ist.“

Die Menschen erzählen ihre Geschichten

Rund 20 ehrenamtliche Helfer, ob Messdiener oder Freiwillige, die sonst im Krankenhaus Begleitdienst machen, geben die warmen Mahlzeiten aus und haben ein offenes Ohr für die Bedürftigen. 5000 Euro haben die vielen Suppen und Eintöpfe seit Pfingsten gekostet – alles ausschließlich durch Spenden finanziert. Und das soll auch so weitergehen, hofft Stephan Bilstein.

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Denn ihn freut es, „dass man auch als helfender Mensch eine persönliche Freude dabei hat. Die Menschen, die hier hinkommen, sind immer so dankbar. Mittlerweile kennen wir auch viele Lebensgeschichten, wo wir auch in anderer Art und Weise helfen.“

Damit die Förderung erhalten bleibt, brauche es weitere Spenden, sagt Bilstein. „Damit wir das auf Dauer finanzieren können, weil wir schon glauben, dass es absolut sinnvoll ist, die Mahlzeiten zu reichen.“ Auch das Sozialamt sei sehr erstaunt, wie groß der Grauzonenbereich von Menschen ist, für die so ein Essen notwendig ist, sagt er weiter.