Moers. Das Seewerk in Moers ist Galerie und Museum zugleich. Die neue Ausstellung mit Werken von Felix Droese und Pit Bohne greift Sozialkritik auf.
Blumenbücher, Kapitalismus und Menschenvieh: Diese aktuellen Themen der Zeit erwarten die Besucherinnen und Besucher bei der Jahresausstellung von Galerie und Museums Seewerk in Moers. 19 nationale und neun internationale Künstler machen in diesem Jahr mit. Der Großteil ihrer ausgestellten Werke ist auf dem Gelände des Seewerks zu sehen, darunter eine seit 1968 nicht mehr öffentlich gezeigte Beuys-Figur.
Das Seewerk bringt einen besonderen Charme mit, denn es befindet auf dem Fabrikgelände der ehemaligen Brennerei Dujardin in Moers-Kapellen, umrahmt von viel unberührter Natur. Naturbezogen gestaltete sich auch die Ausstellungseröffnung am Samstag. Die Organisatoren des Seewerks und des städtischen Kulturbüros luden auf die Kulturinsel Nepix Kull in den Schlosspark ein.
Der Satellit des Seewerks in der City
„Die Kulturinsel ist quasi der innerstädtische Satellit des Seewerks“, sagte Eva Marxen, Leiterin des Kulturbüros. „Menschen begegnen sich und können die Kunst trotz Corona unter freiem Himmel sicher erleben“ – Mission gelungen.
Seewerk-Leiterin Angelika Petri präsentierte mit Felix Droese, einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Deutschlands, dessen Freiluftinstallation „Wir Kinder haben Rechte“. Dieses Werk entwarf der 70-jährige Künstler, der an der Düsseldorfer Kunstakademie mit Peter Brüning und Joseph Beuys arbeitete, 2015 für den Deutschen Kinderschutzbund in Neuss.
Droeses großformatige und digital gedruckte Bilder hängen an sieben Meter hohen Fahnenmasten. „Im Original sind sie 25 Mal 13 Zentimeter klein“, erklärte Droese. Er zeichnete sie auf collagierten Papierschnitten mit Acryl und chinesischer Tusche. Eine Figur balanciert etwa auf einem Ball und wehrt spitze Gegenstände mithilfe halbrunder Formen ab – ein Symbol für das Recht auf Gesundheit und die Stärkung von Kindern.
Dass aktives Handeln für Kinderrechte nötig ist, zeigt Droese in seiner Darstellung des Schutzes vor Krieg: Ein muschelförmiger Wall steht zwischen übergreifenden rotgelben Flammenmeeren und den Kindern, die von ihren Mitmenschen gerettet werden.
Mit Diskussions- und Entdeckerstoff geht es im gut sechs Kilometer entfernten Seewerk weiter. In den Ausstellungsräumen sind regionale Künstler präsent. Dazu gehört Rita Lazzaro, in deren Objekte Blumen eingearbeitet sind. Hochaktuell ist das Werk „Menschenvieh“ von Pit Bohne: Menschensilhouetten hängen an Fleischhaken, um auf den Kapitalismus in Fleischbetrieben hinzuweisen.
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Besonders stolz ist Seewerk-Leiterin Petri auf die Premierenausstellung der Bleifigur „König David“ von Joseph Beuys. Weil deren Wert unbekannt ist, wird sie nur auf Anfrage ausgestellt und abends außer Haus gebracht.
Nebst Werkschau ist die Miniaturen-Biennale zu sehen, bei der exklusive kleine Künstlerarbeiten auf einem Sushi-Laufband im Kreis fahren. Bis Samstag, 26. September, ist die Jahresausstellung am Silberseeweg 1A zu sehen. Besichtigungen sind nach Absprache unter 02841 / 886879 möglich.
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