Am Niederrhein. Auch in den Schulen in Moers und Umgebung beginnt bald der Regelunterricht. Die Maskenpflicht sehen die Schulleitungen mit gemischten Gefühlen.

Gut eine Woche noch haben die weiterführenden Schulen, um sich auf den am Mittwoch nächster Woche beginnenden Regelunterricht unter Corona-Bedingungen vorzubereiten. Am Montag hatten die Schulleitungen zunächst die 21 Seiten starke Schutzverordnung des Landes „durchzuackern“, die mittags um 11.59 Uhr in den Sekretariaten eintraf. Einiges sehen sie mit gemischten Gefühlen.

Das gilt etwa für die Maskenpflicht, die beispielsweise Arndt van Huet, Direktor am Moerser Gymnasium Filder Benden gar nicht mal kritisiert: „Andere gesellschaftliche Gruppen müssen sie auch in geschlossenen Räumen tragen und Präsenzunterricht mit Maske ist besser als keiner.“ Wenn Unterricht mit Nasen-Mund-Schutz nach zwei Wochen nichts Besonderes mehr ist, dann werde sich zeigen, ob die Pflicht durchzuhalten sei. Van Huets Kollegin Susanne Marten-Cleef vom Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn verweist darauf, dass die Schüler insbesondere in der Oberstufe wegen der Differenzierung durch das Kurssystem im Laufe eines Tages immer wieder in neuen Kombinationen zusammenkommen, weshalb es notwendig sei, sie im Umgang mit den Masken zu schulen: „Die Gefahr ist ja, dass jemand seine Maske abnimmt und offen auf den Tisch legt, an dem in der nächsten Stunde ein anderer sitzt.“ Und Fremdsprachenunterricht mit Maske sei für sie schlicht „nicht vorstellbar“. Der Lehrer könne in manchen Situationen zwar erlauben, den Schutz für einen Moment abzunehmen: „Aber dann ist der Abstand nicht gewahrt.“

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Auch am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn geht es schrittweise wieder los.
Von Thomas Wittenschläger und Sonja Volkmann

Susanne Marten-Cleef wie Arndt van Huet erinnern allerdings daran, dass diese Vorgabe zunächst bis Ende August gilt: „Dann werden wir sehen, wie es funktioniert“, sagt van Huet.

In den verbleibenden Ferientagen haben die Schulen zudem eine Dokumentationstechnik zu entwickeln, wie Ludwig Wintzen, Direktor am Kamp-Lintforter Georg-Forster-Gymnasium, berichtet. Künftig müssen die Lehrerinnen und Lehrer festhalten, welcher der fast 750 Schüler an welchem Pult gesessen hat. „Die Daten sind vier Wochen aufzubewahren, um die Kontakte im Falle einer Infektion zurückverfolgen zu können“, so Wintzen. Darüber hinaus müssen Schüler und Lehrer ein Attest vorlegen, wenn sie ihre Abwesenheit damit begründen, zur Corona-Risikogruppe zu gehören: „Gegebenenfalls können wir auch den Amtsarzt einschalten“, so Wintzen. Wegen Lehrermangels müsse an seiner Schule kein Unterricht ausfallen: „Wir haben alle Lehrer, die wir brauchen. Aber“, so gibt Wintzen zu bedenken, „wir haben auch Glück. Standard ist das nicht.“

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Rolf Grüter, Leiter der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Moers, spricht mit Blick auf den Regelbetrieb in den Schulen salomonisch von einer „mutigen Rückkehr zur Normalität“. 1000 Schüler und 100 Lehrer an jedem Tag dicht an dicht, Wechsel der Räume – „das wird der Praxistest“. Grüter fragt, ob nicht die Aufteilung der Schüler in zwei Gruppen, die im Wochenwechsel Präsenz- und Heimunterricht haben, besser gewesen wäre. Eine Herausforderung werde auch der Mensa-Betrieb: „Die Mensa ist immer rappelvoll.“ Am Dienstag steht ein Gespräch mit dem Betreiber auf Grüters Stundenplan.