Moers. Wegen der Baustelle in Neuenkamp stellt das Land die Erneuerung des Lärmschutzes in Moers-Asberg zurück. Die Anwohner müssen noch Jahre warten.

Klaus Rusch nutzt seinen Balkon in Moers gerne. Er liest dort Zeitung, trinkt Kaffee, plaudert mit seiner Frau – vorausgesetzt der Wind weht nicht aus Osten. Denn dann bläst er den Lärm von der nahen A 40 auf den Balkon der Ruschs und in die ganze Siedlung rund um die Hochemmericher und die Trompeter Straße. Eigentlich wollte der Landesbetrieb Straßen NRW bis Ende 2019 für ausreichend Lärmschutz in Asberg sorgen. Wie Tag für Tag zu hören, ist daraus nichts geworden. Und die Asberger müssen mit dem Krach von der A 40 offenbar noch länger leben.

Im Sommer 2017 hatte Straßen NRW die „Erneuerung und Erweiterung der Lärmschutzanlagen im Bereich Moers-Asberg an der BAB A 40“, wie es in einem Schreiben heißt, angekündigt. Begründung: Die vorhandenen Wälle und Wände waren zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre alt und nach einer lärmtechnischen Überprüfung nicht mehr ausreichend dimensioniert.

Fünf Dezibel weniger: Das dauert noch

Geplant war, insgesamt elf Lärmschutzanlagen in Höhen zwischen 4 und 7,50 Meter zu erweitern, beziehungsweise neu zu bauen, und zwar auf einer Länge von zweieinhalb Kilometern nördlich und südlich der A 40 in Asberg und Hochheide. Sie sollten den Lärm um fünf Dezibel mindern.

Dass es nicht so gekommen ist, begründet Straßen NRW mit der Baustelle und der Lkw-Waage an der Autobahnbrücke Neuenkamp. „Wegen dieses Engpasses und wegen der Waage haben wir oft Staus von der Brücke bis zum Moerser Kreuz“, sagt der Sprecher des Landesbetriebs, Norbert Cleve. Beim Bau von Lärmschutzwänden entlang der Autobahn müssten die Fahrbahnen für die Dauer der Arbeiten zumindest verschwenkt werden. „Aber in diese Staulagen hinein eine weitere Baumaßnahme einzurichten, schließt sich aus,.“

Klare Aussagen vom Landesbetrieb Straßen NRW

Die Konsequenz ist, so räumt Cleve ein, dass der Lärmschutz vor Fertigstellung der Neuenkamper Brücke nicht erneuert werden könne: „Die Brücke hat nun mal Vorrang.“ Heißt: Die Asberger müssen mindestens bis 2026 mit dem Autobahnkrach leben?

Ja, sagt Norbert Cleve, das sei bedauerlicherweise der Fall – und noch nicht das Ende. Denn danach will Straßen NRW den vierstreifigen Ausbau der A 40 zwischen der Anschlussstelle Rheinhausen und dem Autobahnkreuz Moers angehen, wie es im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehen ist.

Bei einer bestimmten Witterung ist der Lärm besonders schlimm

Der Landesbetrieb könne nicht Lärmschutzwände bauen und bald darauf wieder abreißen, weil die Autobahn breiter wird, erklärt Norbert Cleve. Was genau mit „bald darauf“ gemeint ist und ob die Nachbarn der A 40 in Asberg noch in diesem Jahrzehnt mit Lärmschutz rechnen können, sei noch offen.

Klaus Rusch kann die Argumentation des Landesbetriebs durchaus nachvollziehen, trotzdem blickt er mit Unmut auf die kommenden Jahre, zumal der Verkehr auf der Autobahn zunehmen dürfte, wenn die Brücke fertig und der Abschnitt zwischen Rheinhausen und Duisburg-Häfen auf vier Spuren verbreitert ist.

Zehntausende Fahrzeuge – und das jeden Tag

Schon jetzt rauschen nach Schätzungen von Straßen NRW an Werktagen 75.000 bis 80.000 Fahrzeuge an Asberg vorbei, darunter 12.000 Lastwagen. Als Klaus Rusch vor 25 Jahren in sein Haus an der Ecke Hochemmericher/Trompeter Straße zog, sei der Geräuschpegel längst nicht so schlimm gewesen, erzählt er. „Heute ist es unerträglich laut, wenn wir Ostwind haben. Am schlimmsten ist es, wenn die Fahrbahn nass ist.“

Schlafen bei geöffnetem Fenster? „Unmöglich“, so Rusch. „Eigentlich ist das alles nicht hinnehmbar.“ Betroffen sei das ganze Viertel: „Der Krach von der Autobahn ist hier immer wieder Gesprächsthema.“

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Die Stadt Moers erklärt auf Anfrage, dass sie „für die verkehrstechnische und organisatorische Herausforderung durch den Ausbau der A 40 natürlich Verständnis“ habe. Allerdings sollte dies nicht zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger in Asberg gehen, die ursprünglich mit einer anderen Zeitschiene rechnen durften, so ein Rathaus-Sprecher.

Die Stadtverwaltung werde aber alles daran setzen, eine Lösung zu finden, heißt es weiter: „Wir nehmen Kontakt zu Straßen NRW auf, um das Thema zu besprechen.“