Moers. In Moers-Hülsdonk regt sich Widerstand gegen Pläne zur Wiederbelebung der Bahnstrecke nach Neukirchen-Vluyn. Anwohner wollen sich organisieren.

Die Zahl der Gegner einer Niederrheinbahn wächst. Nachdem Neukirchen-Vluyner Bürgerinnen und Bürger eine Reaktivierung der Bahnstrecke nach Moers kritisiert haben, formiert sich Widerstand jetzt auch in der Grafenstand. Anwohner der Gleise in Hülsdonk sind auf dem Weg, eine Bürgerinitiative gegen die Niederrheinbahn zu gründen.

Konkret geht es um Menschen, die in den Straßen Im Schroersfeld, Unter den Platanen, In den Weiden und An Hofmanns Büschken wohnen. Bei Mechtild Wenzel beispielsweise verlaufen die Gleise nur ein paar Meter von ihrem Garten entfernt. Bis Ende der 60er Jahre, erinnert sie sich, verkehrten dort noch Personenzüge, bis 2000 gab es Ausflugsfahrten an Wochenenden, und erst 2001 wurden die regelmäßigen Kohletransporte eingestellt. Den Zuglärm von früher, das Beben ihres Hauses, wenn die Züge vorbeifuhren – das will Mechtild Wenzel nicht mehr zurück haben.

Initiatoren sehen Mehrheit in Hülsdonk gegen die Bahnpläne

Die Hülsdonkerin gehört zu einer Interessengemeinschaft, die sich gebildet hat und sich kürzlich mit einer von Klaus Bürger formulierten Pressemitteilung erstmals öffentlich zu Wort meldete (die NRZ berichtete). Die Beteiligten verständigen sich über einen E-Mail-Verteiler, der derzeit an die 30 Adressen hat. Erfahrung im Organisieren von politischem Widerstand hat niemand. „Trotzdem“, sagt Klaus Bürger, „werden wir eine Bürgerinitiative gründen. Das ist unser fester Plan.“

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Bürger glaubt, dass die Mehrheit der Gleis-Anwohner gegen die Niederrheinbahn ist. Sicher, es gebe keine repräsentative Befragung, aber die Pläne zur Reaktivierung gehörten zu den Top-Themen in der Siedlung: „Ich habe in den vergangenen Monaten nicht einen Nachbarn getroffen, der sich dafür ausgesprochen hätte.“ Was seine Mitstreiter, die ebenfalls zum Ortstermin mit der NRZ gekommen sind, vehement bestätigen.

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Auch millionenschwere Fördertöpfe werden aus Steuergeldern gespeist

Neben der befürchteten Störung der Wohn- und Nachtruhe kritisieren die Anwohner auch, dass ihnen der benachbarte Wald, durch den die Gleise verlaufen, bei einer Wiederbelebung der Bahnlinie versperrt wäre.

Doch über die persönliche Betroffenheit hinaus führt die Runde weitere Argumente an. So führe die Trasse durch ein Landschaftsschutzgebiet, in dem Füchse, Mäusebussarde, Rehe und Blindschleichen lebten, wie Sieglinde Prantel-Schneider und Bettina Matschulat wissen. Frank und Renata Tetzlaff führen an, dass dort, wo sich Bahnlinie und Straßen kreuzen – etwa am Jostenhof, an der Rheinberger und der Klever Straße – mit häufigen Staus zu rechnen wäre. Zudem zweifeln alle Beteiligten die Attraktivität einer Niederrheinbahn an, wo es doch Busse gebe, die auf dem Weg von Neukirchen-Vluyn nach Moers viel flexibler mehrere Haltestellen anfahren.

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Die hohen Investitionen und Folgekosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen, sagen sie. Die Kritiker unterstellen, dass sich die Befürworter von millionenschweren Fördertöpfen verleiten lassen, die Niederrheinbahn voranzutreiben. „Aber man ignoriert dabei, dass auch das unsere Steuergelder sind“, schimpft Klaus Bürger.

Die Interessengemeinschaft will nun zu ihren Gleichgesinnten in Neukirchen-Vluyn Kontakt aufnehmen. Abgesehen von der Einigkeit im Nein zur Wiederbelebung der Bahnlinie, haben sie eine gemeinsame Vorstellung, wie stattdessen die Zukunft der Trasse aussehen könnte. Bettina Matschulat: „Macht daraus eine Fahrradstraße.“