Moers. Die großen Veranstaltungen zum Christopher Street-Day mussten ausfallen. In Moers gab es ein Treffen im Miniformat – mit wichtigen Botschaften.

Die großen Veranstaltungen zum Christopher-Street-Day (CSD) müssen in diesen Sommer angesichts der Lage ausfallen. Deswegen gab es an vielen Orten Mini-CSD-Treffen – beispielsweise in Dinslaken und Essen und auch am Samstag in Moers.

Gekleidet in Regenbogenfarben zogen die Menschen durch die Straßen. Ihre Botschaft ertönt aus Lautsprechern: „Ausgrenzung und Vorurteile sind eine Einbahnstraße. Respekt vor der Liebe und der gemeinsame Dialog sind der richtige Weg.“ Dieser Appell für die Liebe war am Wochenende in vielen Teilen des westlichen Ruhrgebiets zu hören. Beim CSD demonstrieren jährlich hunderttausende Menschen für die Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBT*I).

Ein Verein, der sich regional für die LSBT*I-Community engagiert, ist die Mülheimer Beratungsinitiative SVLS: „Wir bieten Menschen mit Schwierigkeiten aufgrund ihrer gleichgeschlechtlich orientierten sexuellen Identität oder einer Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten Unterstützungsangebote“, erklärte SVLS-Vorstandsmitglied Kevin Bracht.

Ein Treffen bleibt unersetzlich

Mit der Duisburger Herzenslust-Beratungsstelle und der „Together“-Jugendprojekte, bei denen schwule, lesbische, bi- und transsexuelle Jugendliche Aufklärungsarbeit leisten und Treffs besuchen, tat sich der SVLS zusammen. „So konnten wir mit telefonischen und digitalen Angeboten in der Corona-Zeit mit Menschen in Krisensituationen Kontakt halten. Das gemeinschaftliche Treffen bleibt allerdings unersetzlich“, sagte Uwe Altenschmidt von der Herzenslust-Aids-Hilfe.

Bei der Aids-Hilfe führen zwölf Mitarbeitende jährlich über 100 Beratungen sowie HIV-Testungen durch. Insbesondere für LSBT*I, die in ihren Familien noch nicht geoutet sind, seien Kontakte zu Gleichgesinnten wichtig: „Hier sehen sie, dass ihre sexuelle Orientierung selbstverständlich gelebt wird“, erklärte Altenschmidt.

50 Menschen haben in Moers teilgenommen

Damit Begegnung auch in Corona-Zeiten möglich wird, organisierte der SVLS mit „Herzenslust“ und „Together“ den Mini-CSD. Mit begrenzter Personenzahl und Abstandsregeln, die Ordner kontrollierten, fuhr ein knallbunter Bus durch Moers. 50 Leute liefen entlang der Strecke Homberger Straße, zum Bahnhof, über die Klosterstraße bis zum Kastellplatz mit. Einzelne Passanten applaudierten am Wegesrand.

Bei der Abschlusskundgebung auf dem Kastellplatz ließen die Demonstrierenden Regenbogenflaggen als internationales Symbol für vielfältige Lebensformen wehen. In Wortbeiträgen freuten sich die Demonstrierenden über Gesetzesfortschritte wie der Einführung des dritten Geschlechts „divers“, wiesen aber auch auf Notwendigkeiten politisch-sozialer Aufklärungsprogramme zum Stop von Homo- und Transfeindlichkeit hin.

„In ländlichen Strukturen wie im Kreis Wesel wird vielfältige Sexualität häufig noch als fremd und eigenartig gesehen“, sagte Volker Zischka, der vor 20 Jahren den Moerser Verein „SLaM“ als Anlaufstelle für 16- bis 26-Jährige der LSBT*I-Community gründete. In Moers überlege man, ein Jugendzentrum für und mit Jugendlichen aus der Community zu eröffnen, um lokale Präventionsarbeit zu leisten und Begegnung zu ermöglichen.