Moers. Die Moerser Familie Edling betreibt die Schaustellerei in der sechsten Generation. Doch Corona bedroht ihre Existenz - und ihre stolze Tradition.
Seit 100 Jahren ist die Familie Edling im Schausteller-Geschäft unterwegs. Rudi Edlings Urgroßvater hat 1920 dazu den Grundstein gelegt. „Ich mach’ das in der vierten Generation“, sagt der 67-jährige Moerser. Seine Töchter und ein Enkel verdienen ihr Geld ebenfalls auf Kirmessen, Volksfesten und Weihnachtsmärkten. Doch Rudi Edling bangt um diese Familientradition: „Wir Schausteller stehen mit dem Rücken zur Wand.“
Grund ist die Corona-Pandemie, in deren Folge nahezu alle großen Veranstaltungen, auf denen Schausteller vertreten sind, abgesagt worden sind. Zu normalen Zeiten müssten Edling und seine Frau mit ihrem Ausschankbetrieb „Airport-Bar“ und einem Campingwagen seit März in Deutschland unterwegs sein: „Wir sind auf den Kirmessen in Crange, Oberhausen, Recklinghausen, Mülheim, auf dem Schützenfest in Neuss – das sind alles Top-Veranstaltungen. In diesem Jahr: nichts davon!“
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Sicher, es gab die Soforthilfe in Höhe von 9000 Euro, die Zahlung von Zinsen hat die Sparkasse ans Ende des Kredits „verschoben“, auch die Steuervorauszahlungen will das Finanzamt später haben. Dennoch haben Edling und seine Kollegen laufende Kosten etwa durch Mieten, Pachten, Versicherungen, Leasingverpflichtungen und die private Lebensführung. Auf der anderen Seite stehen null Einnahmen, die letzten stammen von den Weihnachtsmärkten, in Edlings Fall vom Moerser: „Es kommt einfach nichts rein“, sagt er. „Es ist, als hätte man uns Berufsverbot erteilt.“
Insofern hatte Rudi Edling, der auch 1. Vorsitzender des Schausteller-Vereins Moers ist, seine Hoffnung auf die Kirmes in seiner Heimatstadt gesetzt und in der Folge auf Krefeld, Haan, Bocholt und Dinslaken. Aber seit Bund und Länder das Verbot von Großveranstaltungen auf die Zeit bis Ende Oktober ausgedehnt haben, ist klar, dass daraus nichts wird.
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Edling unterstützt deshalb die Forderung des Deutschen Schaustellerbundes nach weiteren Hilfen für sein Gewerbe. Ebenso ist er mit von der Partie bei der Erarbeitung einer Alternative zur Moerser Kirmes: „Wir wollen ja arbeiten.“ Den Gang zum Sozialamt kann sich Edling, der sich als 20-Jähriger mit einer Losbude selbstständig gemacht hat, nicht vorstellen. „Wir sind stolz auf das, was wir machen“, sagt er. „Aber das droht jetzt alles zu zerfallen. Das ist bitter.“