Am Niederrhein. Urlaub in der Corona-Zeit? Die NRZ hat sich in Reisebüros am Niederrhein umgehört. Ziele in einem bestimmten Land sind besonders gefragt.

Vermehrten Zulauf verzeichnen die Reisebüros in der Region. Nachdem etliche Länder ihre Grenzen Mitte bis Ende Juni für Touristen öffnen wollen, erwacht die Reiselust der Menschen langsam wieder. „Doch die Zahl der Buchungen bleibt weit unterm Normalniveau“, beschreibt es Michael Wittmann vom Niederrheinischen Reisebüro Kios West in Moers.

„Wir beraten die Kunden seit Monaten ohne große Einkünfte zu haben. Jetzt geht es gottlob wieder los, wenn auch sehr verhalten.“ Die Verunsicherung durch ständig wechselnde Regelungen und Vorschriften sei groß, jedes Reiseland habe seine eigenen Bestimmungen.

„Es kommen viele Kunden wieder ins Reisebüro und wollen sich beraten lassen“, berichtet Söylemis Necip, Geschäftsführer bei Artz Reisen in Kamp-Lintfort. Viele Fragen gebe es: „Kann ich überhaupt dorthin fahren, was ist mit der Vorerkrankung meiner Mutter, welche Hygienevorschriften gibt es im Hotel und werden sie eingehalten“, seien nur einige Dinge, die die Menschen beunruhigten. Ein Teil der Kunden habe bereits im Januar gebucht und wolle nun wissen, ob man die Reise antreten kann oder besser umbuchen sollte. „Wer Angst zu reisen hat, sollte den Urlaub besser verschieben“, rät der Fachmann.

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Verunsichert seien die Menschen wegen der Ankündigungen durch Außenminister Maas, die Bundesregierung werde keine zweite Rückholaktion starten. „Die Lage ist klar: Bei Pauschalreisen ist es unsere Pflicht, für den Rückflug der Urlauber zu sorgen“, stellt Necip fest.

Verstärkte Nachfrage gebe es – wohl auch wegen der vergleichsweise guten Gesundheitsversorgung – vor allem für Ziele in Deutschland, erklärt Michael Wittmann. Ost-und Nordsee, Bodensee, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern… „Die Kunden entdecken unser Land wieder, viele wollen Wander- oder Fahrrad-Urlaub machen“, stellt Wittmann fest. Es gebe sogar schon wieder Flusskreuzfahrten auf Rhein oder Donau.

Auch Griechenland steht bei den Reiselustigen hoch im Kurs

Hoch im Kurs bei den aktuellen Buchungen steht nach wie vor Griechenland. „Beispielsweise gab es auf Rhodos keinen einzigen Corona-Fall“, weiß Wittmann. Aber auch Kroatien oder Portugal seien nachgefragt. „Und viele wollen nicht so weit weg. Die Malediven zu buchen, ist eher die Ausnahme.“

Zurückhaltende Nachfrage auch im Reisebüro Job Reisen in Neukirchen-Vluyn. „Die Angst ist einfach noch da“, weiß Ortrud Hövelmans. Viele Kunden fragten nach der medizinischen Versorgung am Urlaubsort. „Probleme gibt es auch mit der Maskenpflicht am Reiseziel, bei 40 Grad…“ So buchten die Kunden denn auch eher Urlaub für die Wintersaison.

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„Grundsätzlich ist die Sache auch für uns nicht leicht. Wir schauen beispielsweise auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes nach. Doch da gibt es auch nicht viel Konkretes. Wir haben dadurch viel Arbeit“, so Hövelmann. Auch in Neukirchen-Vluyn bevorzugten die Kunden deutsche Reiseziele. „Da die Veranstalter jedoch Hotels auf Basis der früher üblichen Nachfrage gebucht haben, gibt es oft nicht genug Zimmer.“

Zudem seien Ferien für Familien in Fünf-Sterne-Hotels oft zu teuer. Viel Arbeit habe man schon in den vergangenen Monaten mit der Beratung der Kunden gehabt, Gutscheine, Stornierungen, Umbuchungen… „Aber das alles ist für uns selbstverständlich. Wir möchten unsere Kunden ja behalten“, zieht Ortrud Hövelmans ein Fazit.