Kamp-Lintfort. Leere Koffer, leere Kassen: Mit einer bunten Protestaktion machten Reisebüros auf ihre existenzbedrohende Lage in der Corona-Krise aufmerksam.
Mit Sonnenliegen, Rettungsringen und leeren Koffern demonstrierten am Mittwoch Reisebüros und Reiseveranstalter vom linken Niederrhein auf dem Prinzenplatz in Kamp-Lintfort für finanzielle Soforthilfe in der Corona-Krise. Knapp 50 Betroffene waren in der Landesgartenschaustadt dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Rettet die Touristikbranche“ gefolgt, ähnliche Protestaktionen gab es in mehr als 40 deutschen Städten.
„Tourismus hält die Welt zusammen“, „Leere Koffer = leere Kassen“ oder „Tourismus ist nicht nur ein Schnitzel und ein Bett“ stand auf den Schildern, die die Teilnehmer der bunten Kundgebung vor sich aufgebaut hatten – alles unter Einhaltung der Abstandsregelung.
„Wir sind weltsystemrelevant“
Seit Wochen versuchten Branchenvertreter, die Politik auf ihre Lage aufmerksam zu machen, sagte Rabea Will vom Kamp-Lintforter Reisebüro Artz Reisen in ihrer Ansprache, „aber trotz aller Bemühungen scheint man uns nicht helfen zu wollen“.
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Dabei hänge an der Tourismusbranche weitaus mehr, als Arbeitsplätze und Steuereinnahmen: „Mit unserer Arbeit tragen wir zur Völkerverständigung bei und stärken die Akzeptanz fremder Kulturen und Religionen“, so Will. „Wir sind nicht systemrelevant, wir sind viel mehr: wir sind ,weltsystemrelevant’“, sagte die Reiseverkehrskauffrau an die Adresse der Bundespolitiker gerichtet.
Allein bei Artz Reisen seien alle 23 Mitarbeiter seit Wochen in Kurzarbeit, ein Ende sei nicht absehbar, machte Will, die die Kundgebung in Kamp-Lintfort organisiert hatte, im NRZ-Gespräch deutlich.
Unterstützung vom Bürgermeister
Auch Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt unterstützte den Protest der Touristikvertreter. Die Diskussion darüber, ob Lockerungen in der Corona-Krise zu schnell kämen oder nicht weit genug gingen, sei angemessen und richtig.
Aber dabei müsse es gerecht zugehen, so Landscheidt in seiner Ansprache. Urlaub sei nicht nur ein „Sahnehäubchen“, sondern wichtig: „Ja, Sie sind unverzichtbar“, gestand er den Branchenvertretern zu: „Wie tot wären unsere Innenstädte, wenn die Reisebüros nicht mehr da wären.“ Landscheidt forderte strategische Unterstützung gerade für kleine und mittelständische Betriebe.
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Ein offenes Ohr hatte auch der Kamp-Lintforter SPD-Landtagsabgeordnete, René Schneider. Er riet den Teilnehmern der Kundgebung, klare Forderungen aufzustellen, um auch in Berlin gehört zu werden.
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Seiner Ansicht nach könne besser auf Subventionen für die Autobranche verzichtet werden, um dieses Geld unter anderem in einen Rettungsfonds für die kleinen und mittelständischen Unternehmen der Touristikbranche zu investieren.