Moers. Wegen Corona dürfen keine Besucher in die Festivalhalle. Trotzdem kann man hören, zugucken und mitmachen. Wir haben eine Gebrauchsanweisung.

Man stelle sich vor, es ist Moers Festival 2020 und alle Festivalbesucher bleiben zuhause. Klingt genauso paradox, wie es bedingt durch die Corona-Pandemie leider ist: Erstmals in der 49-jährigen Geschichte des Festivals werden die Musiker vom 29. Mai bis zum 1. Juni ohne Live-Publikum in der Halle spielen. Wer trotzdem dabei sein möchte, kann das aber entspannt von Zuhause aus via Livestream.

Wie kann man den Livestream verfolgen?

Es gibt drei Möglichkeiten: Arte concert sendet live auf seiner Website, der Livestream läuft aber auch über die Festivalhomepage www.moers-festival.de oder auf der Facebookseite des Moers Festivals. Eine Anmeldung ist nicht nötig, das Streamen ist kostenlos.

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Welche Möglichkeiten der Beteiligung gibt es?

Geplant ist, das Publikum maximal mit einzubeziehen. Unter dem Hashtag #vereinzeltversammelt sind alle aufgerufen, über Facebook, Instagram, Twitter oder auch per Email (vereinzeltversammelt@moers-festival.de) Textbeiträge, Videos oder Fotos zu posten. Diese sollen in den Live-Stream eingebunden werden. Außerdem lockt das Festivalteam mit einem Gewinnspiel.

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Was geschieht auf dem Festivalgelände?

Draußen passiert gar nichts, es gibt weder Händlermarkt noch Imbiss- oder Getränkebuden. In der Festivalhalle und im Backstagebereich in der Eishalle werden für Künstler und Technikcrew laut Festivalteam alle notwendigen Sicherheitsbestimmungen organisiert.

Wie viele Musiker kommen nach Moers?

Trotz vieler Absagen (unter anderem John Zorn und Archie Shepp) sind aktuell 43 musikalische Acts geplant. Am Start sind Solisten, Bands oder Bandprojekte – insgesamt treten 216 Musiker aus 24 Ländern auf. Dazu wird es jeden Tag Moers Sessions geben, auch das Projekt Composer Kids wird am Sonntag stattfinden. Wie in den letzten Jahren wird nicht nur musiziert, sondern auch diskutiert: Unter anderem ist NRZ-Redaktionsleiter Matthias Alfringhaus am Sonntag ab 14.15 Uhr unter dem Titel „Abgesagt!“ im Gespräch mit dem Improvisationsmusiker Florian Walter und Dr. Andreas Görgen vom Auswärtigen Amt.

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Wer spielt wann (Auswahl)?

Am Freitag müssen die Laptops schon mittags an den Start: Nämlich ab 15.40 Uhr, um Poil, ein Musikertrio aus Frankreich zu erleben. Abgelöst werden sie von einer Big-Band, die schon diverse Male in Moers zu Gast war: The Dorf. Die Ruhrpott-Musiker lassen sich dieses Mal auf Beethoven ein … Das machen wenig später auch die Österreicher Wolfgang Mitterer, Herbert Pirker und Wolfgang Puschnig – auf ihre Weise. Was Tastenzauberer und Überraschungsgast Chilly Gonzales am Abend servieren wird? Ist nicht genau zu erfahren. Nach ihm übernimmt jedenfalls die aktuelle Szene aus Köln. Gespannt darf man auf den Schlussakt sein – mit dem Düsseldorfer Komponisten und Performer André O. Möller und einem achtköpfigem Ensemble.

Wolfgang Puschnig kehrt am Samstag ab 16.15 Uhr mit seinem Saxofon solo auf die Bühne zurück, auch Guilhem Meier von Poil will solo musikalischen Spaß verbreiten. Um 18.15 ist auch Dorf-Häuptling Jan Klare noch einmal am Start – dieses Mal mit Hilary Jeffrey, Reza Askari und Achim Krämer. „Gewalt“ heißt es ab 20.55 Uhr, mit drei Klangkünstlern aus Berlin. Anschließend kommt geballte Frauenpower: Silke Eberhard hat sieben Kolleginnen eingeladen, mit ihr das Moers Festival zu verzaubern. Auch Improviser in Residence, Maria Portugal, wird dabei sein.

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Nach oder in diesem speziellen Falle womöglich beim (späten) Sonntagsfrühstück geht’s weiter: zum Beispiel mit dem Projekt Evil Nigger: Patricia Martin, Kai Schumacher, Benedikt ter Braak und Mirela Zhulali widmen sich dem Komponisten Julius Eastman. Oder mit Sjaella, sechs Frauen aus Leipzig mit einem reinen Gesangsprojekt. Elektronisch klingt der Sonntag aus – mit Koenraad Ecker und Andrea Taeggi alias Lumisokea.

Vielleicht lockt der Montag, weil ja diesmal kein Abreisetag, sogar mehr Zuschauer als sonst: Zum Beispiel mit dem Hein Tint & Laia Genc Duo. Oder mit einer Moers Festival-Legende, dem heute 83-jährigen Gunter Hampel, der mit seiner Music and Dance Improvisation Company auftritt. Für 20.30 Uhr ist außerdem David Friedman angekündigt. Improviser Maria Portugal hat sich mit Angelika Niescier, Carl Ludwig Hübsch, Reza Askari, Filipe Nader und Moritz Wesp zusammengetan – ihre Band Quarta Be konnte nicht aus Brasilien einreisen.

Achtung: Das Programm kann sich immer noch ändern, die Homepage hilft: www.moers-festival.de

Gut zu wissen ...

Ganz ohne Reaktionen müssen die Musiker nicht von der Bühne gehen, dafür sollen die beiden Tonkünstler Achim Zepezauer und Wolfgang van Ackeren sorgen, die je nach Publikum-Likes aufgezeichneten Applaus aus der reichen Festivalgeschichte einspielen werden. Die Moderation übernehmen Schauspieler und Musiker Jacques Palminger und Schauspielerin Maëlle Giovanetti. STM-Schauspielerin Lena Entezami wird in den Umbaupausen Interviews führen.