Moers. Trotz Corona-Schließung und der Konkurrenz der „Hall of Fame“ macht das Moerser Atlantic-Kino weiter – auch weil der Vermieter entgegenkommt.
Gute Nachricht für die Moerser Kino-Fans: Das Atlantic-Kino an der Neustraße macht trotz der Coronakrise weiter. Am 30. Mai – zweieinhalb Monate nach der Pandemie-bedingten Schließung – feiert das Lichtspieltheater Wiedereröffnung. Das Programm steht.
„Wir sind dabei“, versichert Joachim Schumacher, der Betreiber des Atlantic. Dass die Zeit des Lock-Downs für ihn schwierig ist, räumt er unumwunden ein. Seine einzige Angestellte in Moers musste in die Kurzarbeit, die Aushilfen konnte Schumacher ebensowenig beschäftigen.
Und wegen der Hygiene- und Abstandsregeln werden die Einnahmen zunächst auch nach dem Neustart wohl unter dem früheren Niveau bleiben. Von insgesamt 300 Plätzen in den drei Sälen kann er nur ein Drittel pro Vorstellung verkaufen. Jeweils eine halbe Stunde vor den 17- und 20-Uhr-Vorstellungen ist Einlass. Nachzügler kann das Atlantic nicht mehr hineinlassen, um zu geringen Abstand oder gar Kontakt der Zuschauer im dunklen Kino-Saal zu vermeiden. Im Foyer herrscht Nase-Mund-Masken-Pflicht, die Mitarbeiter werden zusätzlich Schutzhandschuhe tragen. Sie verkaufen – neben verpackten Süßigkeiten – Popcorn und Tortilla-Chips als „Film-Verpflegung“.
Das Programm für die ersten Tage hat Joachim Schumacher soeben festgelegt. Im Kinderprogramm laufen „Onward: Keine halben Sachen“, „Die Heinzels“ und „Sonic the Hedgehog“. Um 20 Uhr stehen „Joker“, „Känguruh-Chroniken“ und „Das perfekte Geheimnis“ auf dem Plan. Schumacher spricht selbst von „ollen Kamellen“. Allerdings sei zu diesem Zeitpunkt wegen der Coronakrise einfach nichts Neues auf dem Markt, erklärt er.
Aus dem sonst üblichen einen „Kinotag“ pro Woche wird anfangs ein „Dauerkinotag“
Nicht zuletzt deshalb hat er sich überlegt, den sonst nur montags im Atlantic üblichen „Kinotag“ mit einem Eintritt von 4 Euro auf eine Woche auszudehnen: „Ich mach den Dauer-Kinotag.“ Allerdings kann Schumacher schon bald darauf eine Neuigkeit präsentieren: Am 4. Juni hat „Rettet den Zoo“ Deutschland-Premiere – auch in Moers.
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Wie es mit dem Atlantic-Kino weitergeht? Vielen galt die Wiedereröffnung keineswegs als sicher. Schließlich ist da nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die mächtige Konkurrenz der modernen „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort. Der Rückgang der Besucherzahlen war aber nicht so schlimm, wie ursprünglich befürchtet – zunächst. Mittlerweile ist Schumacher nicht mehr so zuversichtlich: „Dezember und Januar waren nicht so, wie sie hätten sein müssen, da blieben die Zahlen unter unseren Erwartungen. ‘Starwars’ zum Beispiel hat in Moers überhaupt nicht funktioniert.“
Auch dem Vermieter liegt offenbar das Atlantic-Kino am Herzen
Immerhin hat es der Atlantic-Betreiber mit einem Vermieter zu tun, dem offenbar das Kino auch am Herzen liegt. Er ist Schumacher entgegengekommen; seit März zahlt er eine geringere Miete. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Hauseigentümer flexibel zeigt. Als der alte Mietvertrag Ende 2018 auslief, einigte er sich mit Schumacher auf einen unbefristeten Vertrag inklusive dreimonatiger Kündigungsfrist. Damit wurde angesichts der „Hall of Fame“ das Risiko des schlimmsten Falls – jahrelange Miete für ein leeres Kino – überschaubar. Das Atlantic konnte weitermachen.
Joachim Schumacher ist ein „alter Hase“ in der Branche. Von seinen Verbindungen profitiert auch das Enni-Autokino in Moers, für dessen Filme Schumacher die Verleihrechte besorgt hat. Zudem betreibt er das Burg-Kino in Witten, das ebenfalls am 30. Mai wieder an den Start geht. Länger warten muss er noch mit seinem Multiplex in Delmenhorst. Das Land Niedersachsen hält über diesen Termin hinaus am Lock Down der Kinos fest.