Kamp-Lintfort. Kai Holstein ärgert sich über große Mengen wildem Müll an seiner Privatstraße in Kamp-Lintfort. Das ist für ihn mehr als nur ein Kostenproblem.

Der Kamp-Lintforter Unternehmer Kai Holstein ist seit kurzem Eigentümer einer Straße. Anfang des Jahres hat er einen Teil der Norddeutschlandstraße erworben – und sich damit ein Problem eingehandelt: illegaler Müll im Grün neben der Straße oder gleich mitten auf der Fahrbahn. Und Holstein muss dafür zahlen.

Kai Holstein hat die Straße von der RAG Montan Immobilien gekauft, konkret ein etwa 1000 Meter langes Stück zwischen B 528 und der Rayer Straße, zusätzlich den sich anschließenden Wald. Oft genug ist ihm inzwischen der Kragen geplatzt. Jede Menge Abfallsäcke mit Hausmüll findet er Tag für Tag im Gebüsch entlang der Straße, dazu Sperrgut, haufenweise Bauschutt: „Das wird einfach dorthin geschmissen.“ Auch für die Anwohner der kleinen Siedlung, die mitten in dem Gebiet liegt und im Volksmund „Tante Bella“ genannt wird, sei der Zustand ein großes Ärgernis.

Rund 2000 Euro kostet die Entsorgung des Mülls

Vergangene Woche seien besonders dreiste Unbekannte am Werk gewesen: „Die haben 30 ausrangierte Bürostühle entsorgt. Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, die Stühle ins Grün zu werfen, sondern sie mitten auf die Fahrbahn gestellt“, schimpft Holstein und nennt solches Verhalten „asozial“.

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Zumal er es ist, der dann für die korrekte Entsorgung gerade stehen muss, weil es sich bei der Straße um sein Eigentum handelt. Alle zwei Wochen, so berichtet er, schickt er einen Kipper seines Unternehmens – Holstein ist Inhaber des nahe gelegenen Kieswerks Frika Kies – in das Gebiet, jedesmal kehrt der Laster ordentlich beladen mit Müll zurück. Im Schnitt müsse er 2000 Euro im Monat für die Entsorgung hinblättern, so Holstein.

Eine Sperrung der Straße will der Eigentümer nicht

Kai Holstein treibt ein weiteres Problem um: die Verkehrssicherungspflicht. Die Norddeutschlandstraße ist unbeleuchtet: „Wenn jemand bei Dunkelheit mit dem Auto in ein Hindernis auf meiner Straße fährt – was kommt da versicherungsmäßig auf mich zu?“ Schranken könnten einen Teil des illegalen Müllabladens verhindern, doch das will Holstein nicht. Viele Radler seien dort unterwegs, eine Sperrung komme für ihn nicht in Frage.

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Der Unternehmer gibt zu, in dieser Sache ratlos zu sein: „Ich weiß nicht weiter.“ Er hat den SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Preuß um Hilfe gebeten. Doch auch Preuß sieht kaum Möglichkeiten: „Es ist Privatgrund, da kann man die Stadt nicht für die Entsorgung heranziehen.“

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Sein Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Aufmerksam sein! Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein strafbarer Akt. Wer jemanden beobachtet, der dort Abfall abkippt, sollte denjenigen ansprechen oder wenigstens die Autonummer aufschreiben und den Mumm zu einer Anzeige haben. In dieser Situation geht’s leider nicht mehr anders.“

Mit dem Erwerb der Flächen verfolgt Kai Holstein einen langfristigen Plan. Er ist Jäger und will in dem Bereich ein eigene Jagd – Mindestgröße 75 Hektar – aufbauen. Für den bisherigen Wirtschaftswald lässt er derzeit ein Naturwaldkonzept erarbeiten.