Moers. Was macht eigentlich Mariá Portugal? Für die aktuelle Improviser in Residence begann ihr Jahr in Moers verheißungsvoll – und dann kam Corona.

Mariá Portugal ist in diesem Jahr beim Moers Festival Improviser in Residence. Aber was macht eigentlich eine Improviser in Residence in der Coronakrise? Na, improvisieren natürlich. Eine Sache vermisst die Brasilianerin dabei aber trotzdem schmerzlich.

Improviser in Residence sind Musikerinnen und Musiker, die auf Einladung des Moers Festivals ihre Visitenkarte in Moers hinterlassen. Jeweils für ein Jahr geben sie in der Regel Konzerte, stellen sich und ihre Musik dar, tauschen sich mit dem Publikum und den Menschen aus und wohnen sogar zeitweise in Moers. Mariá Portugal ist da noch etwas radikaler als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger.

Mariá Portugal bei einem Konzert im Alten Landratsamt Anfang Januar.
Mariá Portugal bei einem Konzert im Alten Landratsamt Anfang Januar. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Soweit der Künstlerische Leiter des Festivals, Tim Isfort, sich erinnern kann, ist Mariá Portugal die erste Improviser in Residence, die ihren Wohnsitz für das komplette Jahr nach Moers verlegt hat. Für sie selbst war das überhaupt keine Frage: „Mir war sofort klar, dass ich das gesamte Jahr in Moers verbringe.“ Dass dieses Jahr ein ganz spezielles werden würde, konnte sie allerdings noch nicht ahnen, als sie ihre Entscheidung traf.

Und ihr Jahr als Improviser in Residence startete ja auch völlig normal. Anfang Februar gab die Schlagzeugerin und Sängerin ihr erstes Konzert. Im Alten Landratsamt waren Angelika Niescier (Saxophon) und Gerald Cleaver (Schlagzeug) zu Gast.

Bis dahin hatte sie sich gut eingelebt, den Schritt aus der 20-Millionen-Metropole Sao Paulo ins vergleichsweise beschauliche Moers bewältigt: „Ich konnte durchatmen, fühlte mehr Freiheit.“ Der Besuch auf dem Wochenmarkt war ihr da schon ans Herz gewachsen, genau so wie der Schlosspark.

Und dann kam Corona.

Keine Konzerte mit Publikum mehr, keine öffentlichen Auftritte mehr, und das Moers Festival, wo sie als feste Größe eingeplant war, plötzlich in Gefahr: „Die Situation war nicht leicht, aber wir Brasilianerinnen und Brasilianer sind sehr anpassungsfähig. was ich aber vermisse, ist der Austausch mit dem Publikum bei Konzerten.“

Rückreise? Nicht wirklich eine Option

Zurück nach Brasilien? Mariá Portugal: „Nein, das war keine Option. Ich fühle mich privilegiert, in Deutschland zu sein, die Regierung handelt sehr verantwortungsvoll.“ Mit ihrer Familie ist sie natürlich in Kontakt, die Sorgen halten sich hier in Grenzen. Mit befreundeten Musikerinnen und Musikern in Brasilien tauscht sie sich aus. Deren Situation sei manchmal nicht einfach, die Lage verschlechtere sich: „In Gedanken bin ich ihnen nah.“

Bei ihrer Arbeit in Moers hat sie sehr schnell auf die ungewohnten Umstände reagiert. In dieser Woche ist ihr erstes Video erschienen, zu sehen auf Youtube und Instagram. Der Titel: Home alone, allein zuhause.

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Bei der Produktion kann sie, wie praktisch, auf die Expertise ihrer Partnerin vertrauen. Die chilenische Schauspielerin und Filmemacherin Manuela Martinelli ist zurzeit in Moers. Jede Woche wollen die beiden jetzt eine neue Folge von Home alone veröffentlichen.

Das Projekt passt zu dem, was Mariá Portugal jetzt schon aus der Coronakrise gelernt hat: „Wir müssen einige Dinge anders machen.“ Das heißt aber nicht, dass sie keine Konzerte mehr geben will, ganz im Gegenteil: „Wenn es sicher genug für das Publikum und die Künstler ist, können wir auch wieder Konzerte geben. Musik hört niemals auf.“

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Mariá Portugal ist in diesem Jahr Improviser in Residence in Moers. Neben ihrem Video-Projekt Home alone bereitet sie sich auf das Moers Festival vor. Sie wird eigene Stücke und Stücke anderer Komponisten spielen.

Nach dem Festival will sie sich auf ihr neues Album konzentrieren, das zum Ende ihres Improviser-Jahres in Moers erscheinen soll. Das Video-Projekt Home alone soll fortgesetzt werden, und sie will wieder Konzerte geben, soweit das möglich ist.

Bereits gekaufte Tickets fürs Festival werden laut Veranstalter vom Anbieter AD Ticket/Reservix inklusive der System- und Vorverkaufsgebühren erstattet. Wer sein Ticket schenken möchte, erhält eine Zuschauerurkunde und ein Festival-T-Shirt nach Wahl. Mehr: www.moers-festival.de