Moers. Mariá Portugal spielt ihr erstes Konzert als Improviser in Residence. Dazu holt die Brasilianerin zwei Musiker, die man in Moers kennt.

Wer zu wissen glaubte, wie ein Saxophon oder Schlagzeug klingen muss, der konnte am Montag seinen Horizont erheblich erweitern. Im schon lange vor Beginn bis auf Stehplätze gefüllten Sitzungssaal des alten Landratsamtes am Kastellplatz gab Mariá Portugal, seit Jahresbeginn „Improviser in Residence“ in Moers, ihr erstes Konzert.

Mariá Portugal, links, Angelika Niescier, Mitte, und Gerald Cleaver, rechts, spielten ein gemeinsames Konzert im alten Landratsamt.
Mariá Portugal, links, Angelika Niescier, Mitte, und Gerald Cleaver, rechts, spielten ein gemeinsames Konzert im alten Landratsamt. © FUNKE Foto Services | Foto: Ulla Michels

Als Gäste hatte sich die brasilianische Perkussionistin mit Angelika Niescier (Saxophon) und Gerald Cleaver (Schlagzeug) zwei Jazzmusiker eingeladen, die zur Weltklasse zählen. Niescier war 2008 die allererste Improviser in Moers und ist seitdem weltweit musikalisch unterwegs. Der in New Yorker lebende Cleaver schöpft aus der großen Drummer-Tradition seiner Heimat und trat im letzten Jahr auch auf dem Moers Festival auf.

Man durfte also gespannt sein. Spannend ging es denn auch los: Die drei Musiker standen an ihren Instrumenten, Stöcke in der Hand, Saxophon am Mund und zu hören war – minutenlang nichts. Doch dann kam eine musikalische Explosion. Wilde Saxophonläufe über alle Oktaven wechselten mit behutsam angeblasenen oder tonlos-gehauchten und nur auf dem Mundstück gespielten Passagen.

Auch von den Schlagzeugen waren ganz ungewohnte Töne zu hören: Mit den Besen gestreichelte Trommeln, mit den Fingern gewischte Becken und geklopfte Rhythmen, melodisches Beckengeläut, das eine lyrisch-verträumte Saxophon-Ballade begleitete. Es kiekste, zirpte, schepperte, klirrte und raschelte, gemischt mit Wortfetzen, Husten und Lachen, um dann wieder zu Musik zu werden.

Obwohl jeder unabhängig voneinander zu improvisieren schien, war das Trio doch immer miteinander verbunden, warf sich spielerisch Ideen, Töne und Rhythmen zu und zog das Publikum, das dafür, so Niescier, als „Resonanzkörper“ ganz wichtig sei, in seinen Bann: „Ich kann dabei sehr gut abschalten und meinen Assoziationen freien Lauf lassen“, lobte eine Besucherin.

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Man kann diese Art von Musik nicht mit gängigen Begriffen oder Kategorien beschreiben. Man muss sie mögen oder nicht“, meinte ein anderer. Mit einer furiosen Jam-Session kam nach 90 Minuten ein Schluss, der Lust auf eine Fortsetzung machte.

Die gibt es bereits am 11. Februar um 20 Uhr im Schlossmuseum. Dazu hat sich Mariá Portugal Ute Wassermann (voc.) und Thomas Rohrer (Rabeca, eine brasilianische Violine) eingeladen.