Moers. Während der Corona-Pandemie kommen immer weniger Menschen mit schweren Erkrankungen oder Verletzungen ins Bethanien-Krankenhaus – das hat Folgen.
Mit einem eindringlichen Appell haben sich am Montag führende Ärzte des Bethanien-Krankenhauses in Moers an die Öffentlichkeit gewandt. Ihre Botschaft: Auch während der Corona-Pandemie müssen schwere Krankheiten behandelt werden, auch hier könne es um Leben oder Tod gehen.
Besonders deutlich wurde auf der Pressekonferenz im Bethanien Professor Stefan Möhlenkamp, Chefarzt der Kardiologie: „Obwohl Hausärzte manchen Herz-Patienten dringend zu einer Untersuchung oder einer Operationen raten, gehen diese Menschen nicht ins Krankenhaus. Selbst eine schwere Atemnot bringt die Patienten nicht dazu, sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen.“
Möhlenkamp berichtete von einem Patienten, der jetzt mit einer Herzschwäche weiterleben muss, weil er zu spät ins Krankenhaus gekommen sei: „Das hätte nicht sein müssen, wenn der Patient eher gekommen wäre. Jede und jeder muss Symptome beachten.“ Möhlenkamp rechnet mit einer „Bugwelle der nicht behandelten Notfälle“.
Coronakrise Moers: Patientenzahlen sind eingebrochen
Dr. Christoph Chylarecki, der ärztliche Direktor, hat „große Sorge um die Patienten, die in der Coronakrise zuhause bleiben“. So sei eine 70-Jährige mit einem Oberarmbruch erst nach zwei Wochen ins Krankenhaus gekommen. Die Folge: Der Bruch konnte behandelt werden, doch das Schultergelenk musste durch ein künstliches ersetzt werden. Krebspatienten, die zurzeit eine Tumorbehandlung verschleppten, könnten eher sterben.
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Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Patientenzahlen eingebrochen. Dr. Petra Hinsenkamp vom Medizinischen Versorgungszentrum Bethanien (MVZ) berichtete von 30 bis 50 Prozent weniger Patienten im April.
Im Krankenhaus liegen zurzeit 300 Patienten stationär, normalerweise sind zu dieser Jahreszeit fast alle der 520 Betten voll ausgelastet, wie Dr. Ralf Engels, Vorsitzender der Stiftung Bethanien, sagte. Engels weiter: „Wir stellen eine allgemeine Verunsicherung fest, Patientinnen und Patienten meiden Krankenhäuser und die Praxen, weil sie Angst vor dem Coronavirus haben.“
Moers: Bei Bedarf Kreißsaal für corona-positive Frauen
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Dabei laufe der Betrieb außerhalb der Corona-Behandlungen normal weiter. Eigentlich habe man bereits sehr früh einen „zweiten Krankenhaus-Betrieb“ für Corona-Verdachtsfälle und -patienten aufgebaut, auch die Teams seien getrennt, einen Mangel an Hygieneschutz habe es nicht gegeben.
Wie Dr. Peter Tönnies, Chefarzt der Frauenklinik, mitteilte, könne bei Bedarf sogar ein Kreißsaal für corona-positive Frauen zur Verfügung gestellt werden. Diesen Fall habe es bisher aber nicht gegeben. Tönnies weiter: „Nach bisherigen Erkenntnissen war die Schweinegrippe für Schwangere und Neugeborene gefährlicher als das Coronavirus.“