Moers. Wegen der Corona-Pandemie sind die Krankenhäuser in Alarmbereitschaft. Auch in den Kreißsälen in Moers wird jetzt besonders Acht gegeben.
Die Geburt des Kindes ist für werdende Eltern immer eine aufregende Sache. Doch besonders in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie kommen Fragen rund um die Geburt und den anschließenden Krankenhausaufenthalt auf. Die beiden Moerser Krankenhäuser geben Auskunft: Was ist anders als sonst? Wie reagieren die Geburtsstationen auf die Situation? Gibt es erweiterte Schutzmaßnahmen?
„Grundsätzlich ja“, erläutert Ursula Kamp, die leitende Hebamme am Krankenhaus Bethanien. Das Haus folge den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. So lange kein Verdacht oder ein positiver Corona-Test vorliegt bedeutet das: Hust- und Niesetikette einhalten, Väter dürfen zwar mit in den Kreißsaal, müssen aber Mundschutz tragen und Abstand zum Klinikpersonal halten. Für die Entbindende gelte das nicht, erläutert die Hebamme weiter: „Frauen sind bei der Geburt sehr mit ihrer Atmung beschäftigt“, eine Schutzmaske wäre da hinderlich.
Besteht das Risiko einer Corona-Erkrankung?
Bevor Schwangere bzw. Paare überhaupt zur Entbindung kommen, wird allerdings abgeklärt, ob z.B. Symptome vorliegen oder sie kürzlich in einem Risikogebiet waren. Gleiches gilt im St. Josef: „Frauen und Paare müssen einen Fragebogen bearbeiten mit dem eruiert werden soll, ob ein besonderes Risiko besteht. Gegebenenfalls erfolgt eine weiterführende Diagnostik“, erläutert Dr. Jens Pagels, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
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Aktuell tragen die Hebammen in den Kreißsälen beider Krankenhäuser Gesichtsmasken. Bei einer gesicherten Corona-Diagnose würde das Klinikpersonal allerdings zur sogenannten „persönlichen Schutzausrüstung“ greifen, erklärt Dr. Jens Pagels weiter, zudem stehe eine Isolierstation für Covid-Patienten oder Verdachtsfälle bereit.
So eine persönliche Schutzausrüstung umfasst, wie Ursula Kamp erklärt, neben FFP2-Maske auch Brille, Kittel, Haube und Handschuhe. „Das ist jetzt nichts außergewöhnliches“, beruhigt die Hebamme. Solche Maßnahmen würden beispielsweise auch bei Schwangeren mit Hepatitis ergriffen.
Eine Begleitperson darf bei der Geburt dabei sein
Die Sorge unter den werdenden Eltern sei im Moment groß, weiß Ursula Kamp. Das merke sie daran, dass es mehr Nachfragen und Beratungen gebe. Die Arzt- und Hebammensprechstunde läuft aktuell hauptsächlich telefonisch ab. Sollten doch Untersuchungen nötig, werden die Frauen separat einbestellt – das heißt ohne Begleitung. „Für uns ist es wichtig, dass die Frauen Unterstützung haben, wenn sie sie brauchen“, so Kamp. Heißt: Väter oder eine andere Begleitperson darf zwar zur Geburt, aber nicht zu einer vergleichsweise harmlosen Untersuchung mitkommen.
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In beiden Krankenhäusern darf es jeweils nur eine Begleitperson sein. Während diese im Bethanien-Krankenhaus idealerweise aus dem Familienverband kommen sollte, heißt es vom St. Josef dazu: „Es sollte die engste Bezugsperson sein. Wer dies ist, bestimmt die Schwangere selbst.“
Trotz oder gerade wegen der Angst, seien die werdenden Mütter aber auch etwas geduldiger geworden, erzählt Ursula Kamp weiter. „Die Frauen bleiben jetzt länger zuhause“, erklärt die Hebamme, zudem wollten sie schneller nach der Geburt wieder heim.
Wegen Corona: Besuch ist gestrichen
Nach der Geburt sind Besuche bei Mutter und Kind allerdings verboten, im Bethanien sind davon die Kindsväter ausgenommen. Sofern Kapazitäten vorhanden, ist eine gemeinsame Unterbringung im Familienzimmer möglich, hier gibt es aber wegen Corona derzeit kein Buffet.
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Auch im St. Josef stehen acht Familienzimmer bereit, wie Dr. Jens Pagels erklärt. Zwar sei Besuch nicht erlaubt, „allerdings kann eine Bezugsperson sowohl bei der Geburt, als auch in der Wochenbettphase anwesend sein“. Für die Unterbringung im Familienzimmer gelte: „Die Bezugsperson muss/sollte ständig. anwesend sein und die Klinik möglichst bis zur definitiven Entlassung nicht verlassen.“
Das ist sonst noch anders
Die Kreißsaalführungen fallen derzeit in beiden Krankenhäusern aus. Im Bethanien steht eine verkürzte Version als Video online zur Verfügung.
Auch ist das Programm der „Elternschule“ am St. Josef eingeschränkt, einige wenige Kurse finden ebenfalls online statt (Anmeldung unter 02841/107-12861). Allerdings gibt es eine noch intensivere Beratung durch die Hebammen, und weiterhin ist auch das Stilltelefon rund um die Uhr zu erreichen.