Moers. Seit kurzem sind einige Tiere aus dem Streichelzoo in Moers zeitweise nach Kamp-Lintfort umgezogen. Das finden etliche Moerser gar nicht gut.

Die Botschaft am Zaun ist unmissverständlich. „Holt die Tiere wieder zurück“, steht da in großen Lettern. Am Streichelzoo standen am Donnerstagmittag rund 20 Menschen herum – mit Mundschutz und gebotenem Abstand zueinander – und blickten auf die leeren Gehege. Seit rund einer Woche leben diverse Alpakas, Schafe, Hühner und Enten im Kalisto in Kamp-Lintfort. Zum Unmut etlicher Moerserinnen und Moerser, die gerade in diesen Zeiten Gefallen an den Tieren haben.

Die Idee von Diana Finkele, Bürgermeisterkandidatin der Grünen, einen Förder- oder Trägerverein für den Streichelzoo zu gründen, kam gut an. Wie hoch der Mitgliedsbeitrag sein und wie man sich sonst einbringen könne, wurde gefragt. Der Verein soll die Stadt beim Unterhalt unterstützen. Eine Neukonzeption des Streichelzoos sollte unbedingt auch mit dem Verein erarbeitet werden. Sie habe viele Anrufe bekommen, sagt Diana Finkele, oft von besorgten oder verzweifelten Müttern. Es sei auch gefragt worden, ob die Tiere womöglich in der Krise notgeschlachtet worden seien. „Die ganze Enttäuschung kam durch.“

Der Verein soll die Stadt Moers unterstützen

Auch die neunjährige Frieda war traurig. „Ich war total entsetzt“, sagt ihre Mutter Sandra Punge. Sie engagiert sich mit für die Tiere. „Es gibt seit 2017 den Plan, das Gelände zu modernisieren – mit oder ohne Tiere“, erklärt Diana Finkele. Sie möchte, dass die Tiere Teil des Konzeptes bleiben. Prinzipiell begrüße sie eine interkommunale Zusammenarbeit und die Unterstützung der Laga, „unter den aktuellen Umständen hätte man aber diese Entscheidung überdenken sollen“.

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Die Freie Bürgerliste Moers (FBM), seit einigen Monaten durch Paul Süßer und Otto Laakmann im Rat vertreten, unterstützt die Aktion. Beide hegen Zweifel, ob die ausgeliehenen Tiere nach der Landesgartenschau zurückkehren werden. Das aktuelle Wiederaufgreifen von den nicht zu Ende gearbeiteten Verwaltungsvorschlägen aus 2017 wirke, als ob die Ausleihe eine Entscheidung gegen den Streichelzoo durch die Hintertür sein könnte, schreibt die FBM in einer Pressemitteilung. „Die FBM ist natürlich für einen Erhalt des Moerser Streichelzoos“, erklärt Paul Süßer in dem Schreiben. Otto Laakmann bittet Bürgerinnen und Bürger sogar darum, dem Streichelzoo leihweise ihre Tiere zur Verfügung zu stellen.

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Dass die Ausleihe der Anfang vom Ende des Streichelzoos sei, weist Rathaus-Sprecher Thorsten Schröder zurück: „Die Tiere kommen nach der Laga wieder nach Moers.“ Den Rahmen für den künftigen Streichelzoo müsse die Kommunalpolitik setzen. Sie müsse entscheiden, ob Moers ein „grünes Klassenzimmer“ mit oder ohne Tiere haben will und wie viel Geld dies der Stadt wert sein soll.

Wegen der Coronakrise sind Sitzungen ausgefallen

Derzeit stehen jährlich 140.000 Euro für Personalkosten und die Pflege der Tiere zur Verfügung. Laut Schröder war geplant, eine Vorlage in den Stadtentwicklungsausschuss im September einzubringen. Da inzwischen wegen der Coronakrise mehrere Sitzungen ausgefallen sind, sei unsicher, ob der Plan zu halten ist.

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Der Streichelzoo ist Mitte der 70er Jahre entstanden, kurz nach der Verbindungen des Freizeitparks mit dem Schlosspark. Damals gehörten noch Pferde und Ponys dazu, es gab sogar Pony-Reiten. Seitdem ist der Tierbestand deutlich geringer geworden. Heute leben dort zwei Alpakas, vier Schafe, darüber hinaus Ziegen, Hühner, Enten und Gänse.