Kamp-Lintfort. Der Start läuft in den Geschäften der City langsam an. Inhaber loben das umsichtige Verhalten der Kamp-Lintforter. Es bleiben Hürden zu nehmen.
„Das fühlt sich toll an“. Seit Montag dürfen viele Geschäfte wieder öffnen. Birgit Kämmerer und Ilse Kitterer-Goldbach von der Buchhandlung am Rathaus sind froh drüber. Sie sind zwar nach eigenem Bekunden wirtschaftlich einigermaßen heil aus den vier Wochen der Ladenschließung gekommen: „Wir hatten großen Zuspruch bei unserem Lieferservice.
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Dafür sind wir unseren Kunden dankbar.“ Aber die beiden machen ihren Job mit Leib und Seele seit 20 Jahren in Kamp-Lintfort. Und da ist es eben was anderes, wieder die Ladentüren zu öffnen und im direkten Gespräch zu beraten. Wenn auch nur vier Leute maximal auf einmal hinein dürfen. Noch am Samstagnachmittag haben die Buchhändlerinnen das Geschäft auf der Moerser Straße einmal auf links gedreht, damit das mit den Abstandsregelungen besser klappt, sie haben Abstandslinien gezogen, Desinfektionsmittel bereitgestellt, Mundschutz parat gelegt, den Spuckschutz aufgebaut, Geldteller hingestellt und Zettel geschrieben, um Kunden „auf Abstand“ zu halten. Am Montag und Dienstag registrierten sie guten Zulauf. Obwohl nicht nur die beiden in diesen Zeiten feststellen: „Die Leute achten gut drauf. Manche bleiben erstmal an der Tür stehen und fragen, ob sie reinkönnen.“
Der Anfang ist noch etwas holprig
Auch Uli Op de Hipt registriert: „Die Kunden halten sich an die Regeln. Die sind nur froh, wieder einkaufen zu dürfen. Und sie sind besonnener geworden.“ Er könne, sagt er, durchaus nachvollziehen, dass jetzt
„nicht wie wild gekauft“ wird: „Der Anfang ist noch etwas holprig. Da ist schon noch Verunsicherung zu spüren.“ Obwohl auch in seinen 23 Geschäften alles gründlich vorbereitet wurde, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Peu à peu kommen jetzt die Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit zurück. Dabei hat die Corona-Krise bei ihm auch pfiffige Ideen hervorgebracht. Der Sportpalast darf aufgrund der Größe noch nicht öffnen. Aber da steht schon seit Wochen ein alter Schulbus parat, bei dem sich Kunden anmelden können und bestellte Dinge anprobieren. „Einzeln und immer wieder frisch desinfiziert“, betont Op de Hipt. Und die neuesten Sneaker werden kurzerhand vorübergehend im benachbarten Schuhladen angeboten. Auch der Lieferservice hat sich bewährt.
Op de Hipt hofft für alle Geschäftsleute, dass die Kundschaft den Aufwand dem lokalen Anbieter langfristig durch Treue dankt. Positiv überrascht hat ihn noch etwas: „Die Solidarität unter den Mitarbeitern.“ Nachdem keine Masken aufzutreiben waren, hat er sich bei den Angestellten erkundigt. „Binnen Kurzem haben sich viele an die Nähmaschine gesetzt und pausenlos produziert.“
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Über mangelnden Zuspruch an den ersten zwei Tagen kann sich Goldschmiedin Anna-Maria Hüls nicht beschweren. „Die Leute haben das, was zur Reparatur musste, über die Zeit gesammelt.“ Wobei sie aus einer „paradoxen“ Lage komme: „Das Handwerk durfte ja arbeiten. Nur annehmen, abgeben und
besprechen durften wir nichts.“ Deshalb sei sie froh, wieder zu öffnen und bald das Verkaufspersonal zurückzuholen. Hier war Kurzarbeit angesagt: „Irgendwann ist alles aufgeräumt und umdekoriert. Das ging nicht anders“, bedauert Anna-Maria Hüls.
Und was ist mit den kleinen Läden?
Problematisch findet Richard Pfeiffer die Situation. „Ich öffne gegen meine Überzeugung.“ Sein Schnupperstübchen am Rathaus ist mal gerade 40 Quadratmeter groß. Absperren geht da nicht. Er tut, was er kann. Es darf immer nur einer ins Geschäft, draußen sind Begrenzungen und Sitzmöglichkeiten. Er hat „zwei Liter Desinfektionsmittel für 60 Euro“ erstanden. Masken für die Kunden bereitstellen? „50 Stück für 30 Euro, das kann kein Geschäftsmann. Und dann stinken die nach Chemie.“ Eigentlich gebe es für Läden wie seinen „null Information“. Er hätte es besser gefunden, noch 14 Tage zu warten. „Aber wir müssen ja auch irgendwie überleben.“
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Sabine Strahl vom gleichnamigen Raumausstatter sieht sich in einer komfortablen Lage. „Wir haben zwar nur von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Machen aber schon länger feste Termine mit unseren Kunden.“ Das sei für ihr Geschäft, das wenig auf Laufkundschaft setzen kann, sinnvoll. Was sie irritiert: „Ich sehe kaum Menschen mit Mundschutz.“