Moers. Das hat es am Schlosstheater Moers noch nicht gegeben: Die fünfte Theaterpremiere dieser Spielzeit wird wegen der Coronakrise zum Hörspiel.

Das hat es am Schlosstheater Moers noch nicht gegeben: Wegen der Coronakrise wird die für Donnerstag geplante Premiere des Stückes „Nischen“ zum Hörspiel. Theaterfans können es im Internet abrufen, eine Woche später wird es im Radio gesendet.

Seit Beginn der Coronakrise geht das Schlosstheater in Moers neue Wege. Es gibt Mitschnitte von Inszenierungen und Chats mit den Theatermacherinnen und -machern. Das wohl ungewöhnlichste Projekt steht jetzt bevor: „Nischen“, ein Stück des Regieduos Kim Willems und Meret Kiderlen, sollte als fünfte Premiere in der Spielzeit 2019/20 eigentlich ein Audio-Walk durch das Wallzentrum werden. Jetzt wird ein Hörspiel daraus.

Im Wallzentrum ist das Schlosstheater mit einer Landesförderung seit vergangenem Jahr mit dem Café Z vertreten. Die Ziele des Projekts und die Aktionen sind im Internet auf der Seite www.dasw.de zusammengefasst. Im Mittelpunkt stehen das Wallzentrum und seine Menschen.

Das Theaterstück „Nischen“ greift nicht nur die Ecken und Winkel des Wallzentrums auf, Willems und Kiderlen geht es auch um die gesellschaftlichen Nischen. 38 Interviews haben Willems und Kiderlen in den vergangenen sechs Monaten geführt, vielen davon mit Menschen aus Moers und aus dem Wallzentrum. Zu Wort kommen aber auch Politik- und Kulturwissenschaftler.

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„Es gibt immer mehr Gruppen in unserer Gesellschaft. Sie wollen immer gezielter informiert werden und nach ihren eigenen Bedürfnissen handeln“, sagt Meret Kiderlen im NRZ-Gespräch. Diese Entwicklung wird in „Nischen“ dargestellt. Kiderlen: „Es gibt auch Querulanten, die das Gesellschaftsmodell und seine Offenheit in Frage stellen.“ Hier gehe es aber nicht um Ergebnisse aus den Interviews, vielmehr übernehmen auch Schauspieler des Schlosstheaters Rollen in dem Stück. Elisa Reining zum Beispiel widmet sich der Führung durch die Nischen.

„Nischen“ war als Audio-Rundgang durchs Wallzentrum geplant. „Mit Kopfhörern ausgestattet wollten wir die Zuschauerinnen und Zuschauer in Kleingruppen durch das Gebäude begleiten, um ihnen gesellschaftliche Nischen aus Moers und Umgebung vorzustellen sowie die Ambivalenz von Parallelgesellschaften vor Ort zu diskutieren“, teilt Schlosstheater-Dramaturgin Viola Köster mit. Doch dann kam das Coronavirus.

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Jetzt ist aus dem Rundgang ein Hörspiel geworden, an dem auch der Sounddesigner Frank Böhle mitgearbeitet hat. Das Ziel haben Kim Willems, Meret Kiderlen und das Schlosstheater-Ensemble bei ihrer ersten Zusammenarbeit aber nie aus dem Auge verloren: „Hier erproben wir die Utopie der offenen Gesellschaft! Doch wie lange geht das Nebeneinander gut, an welchem Punkt droht das Experiment zu kippen?“

„Nischen“, Hörspiel von Kim Willems, Meret Kiderlen und dem Schlosstheater Moers. Ab Donnerstag, 23. April, 18 Uhr auf www.dasw.de und am 30. April um 20 Uhr im Bürgerfunk Moers/Radio K.W.

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Am Schlosstheater
Moers musste unter der Intendanz von Ulrich Greb bisher keine Premiere abgesagt oder verschoben werden. Auch eine Hörspielpremiere gab es zuvor noch nicht.

Allerdings war am 1. November 2007 die Premiere einer Theaterfassung (Ulrich Greb) des Filmes 21 Gramm geplant gewesen, für die es Verhandlungen mit Hollywood gab, die sich jedoch hinzogen. Erst sieben Tage vor Premiere kam die Zulassung aus Hollywood. Vorsorglich hatte das Ensemble eine Ersatzpremiere erprobt, Alkestis von Euripides. Beide Premieren gab es dann kurz nacheinander.