Kamp-Lintfort. Das Lintforter Tafel-Team denkt darüber nach, die Tafel auch für Menschen zu öffnen, die wegen der Corona-Krise von Kurzarbeit betroffen sind.
Die ersten Kunden der Lintforter Tafel warten schon vor 11 Uhr auf dem Bürgersteig vor dem „Schwarzen Diamanten“. „Bitte Abstand“ steht auf den sorgsam aufgemalten Markierungen im Wartebereich – Schlange stehen auf Lücke. „Die Leute sind sehr diszipliniert“, sagt Wolfgang Krause, einer der ehrenamtlichen Tafel-Helfer.
Anders als in den meisten Städten in NRW hat die Tafel in Kamp-Lintfort in den letzten Wochen ihren Betrieb komplett aufrecht erhalten. „Unser Team ist in der Krise noch mehr zusammengewachsen“, sagt Tafel-Koordinatorin Marina Granzin.
35 ehrenamtliche Helfer kümmern sich in Kamp-Lintfort für gewöhnlich um den Betrieb der Tafel. Direkt zu Beginn der Krise habe sich das Team zusammengesetzt und überlegt, wie man mit der ungewohnten Situation umgehen könne, erzählt Marina Granzin: „Aber wir haben das Glück, dass unter unseren Helfern nicht so viele der Risikogruppe angehören.“ Die älteren Helfer bleiben aktuell zuhause, alle übrigen stemmen die Versorgung gemeinsam – unter völlig neuen Voraussetzungen.
Dazu gehört auch, dass sich die Öffnungszeiten geändert haben. Statt ab 13 Uhr startet die Ausgabe nun bereits dienstags und freitags um 11 Uhr, „damit es sich etwas entzerrt“, erklärt Wolfgang Krause.
Die Kunden klopfen an, betreten das Lokal einzeln und desinfizieren am Eingang ihre Hände. Ein paar Meter weiter müssen sie am Tresen ihren Ausweis vorlegen, der Name des Kunden, seine Telefonnummer und die Uhrzeit des Besuchs werden notiert.
Die Helfer tragen Mund-Nase-Masken
Dann werden die Kunden auf einem Rundparcours durch die Räume der Tafel geführt, einige Produkte sind bereits fertig vorgepackt. Alle Helfer vor Ort tragen Mund-Nase-Masken und Handschuhe. Das Kamp-Lintforter Ordnungsamt hat den Betrieb vor Ort geprüft – und so genehmigt.
Am Anfang seien erst mal viel weniger Kunden gekommen, erzählt Marina Granzin. Wohl auch weil es zunächst hieß, dass alle Tafeln geschlossen seien. Das habe sich aber schnell geändert. „Wir haben dann auch Kunden aus Moers und Rheinberg mitversorgt“, erzählt Marina Granzin.
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Zusätzlich zu Hilfebedürftigen, die bislang auch schon in den eigenen vier Wänden beliefert wurden, fahre der Tafel-Bus nun auch einige Menschen zuhause an, die sich wegen der Corona-Pandemie nicht mehr nach draußen trauten.
Tafel: Die Spendenbereitschaft ist hoch
Zwar hätten einige Geschäfte weniger zugeliefert, dafür habe aber das Logistikunternehmen Havi aus Rheinberg, das sonst unter anderem Kunden in der Systemgastronomie beliefert, Waren aus seinen Beständen gespendet. Auch sonst sei die Spendenbereitschaft im Moment sehr groß, freuen sich Granzin und Krause. Auch Kunden helfen mit: „Eine unserer Kundinnen hat Masken für alle genäht“, erzählt Helferin Nicole Langmann.
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Nur der übliche Cafébetrieb an den Ausgabetagen muss wegen Corona ruhen. Die Möglichkeit, sich bei einem Kaffee oder auch mal einer Suppe oder Reibekuchen auf einen Plausch zusammenzusetzen, fehle vielen im Moment, weiß Krause. Aktuell denkt das Helferteam darüber nach, die Tafel auch für Menschen zu öffnen, deren Haushaltsbudget wegen Kurzarbeit geschrumpft ist. „60 Prozent – das ist auf Dauer nicht viel“, sagt Marina Granzin.