Kreis Wesel/Düsseldorf. Ein Frauenarzt-Termin endete für eine Schwangere aus dem Kreis Wesel in Corona-Quarantäne. Die Frau kritisiert, dass sie nicht getestet wurde.

Es sollte nur eine unkomplizierte, routinemäßige Untersuchung werden. Eine Ultraschalldiagnostik, die zeigt, wie sich ihr heranwachsender Nachwuchs in Magdas* Bauch entwickelt. Das tut er gut. Und doch endete der Besuch in einer Düsseldorfer Praxis mit einer Menge Unsicherheit, Zweifel – und zwei Wochen Quarantäne für die werdende Mutter aus dem Kreis Wesel.

Drei Tage nach ihren Praxisbesuch in Düsseldorf, das Telefon klingelte. Die Ärztin, die bei ihr den Ultraschall durchgeführt hat, habe einen Tag nach der Untersuchung Corona-Symptome wie Fieber und Husten gezeigt und sei schließlich positiv auf Covid 19 getestet worden, erläuterte ihr die Praxis am Telefon. „Das hat mich alles etwas aus der Fassung gebracht, weil ich in Sorge war“, sagt die Schwangere.

Die Düsseldorfer Praxis wartet auf Schutzkleidung

Auf Anfrage der NRZ bestätigt die Düsseldorfer Praxis, dass sich eine Ärztin mit Covid 19 infiziert habe. Weitere Infizierungen, weder von Personal noch von Patientinnen, seien nicht bekannt. „Wir haben unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionskette eingeleitet und insbesondere die in Betracht kommenden Patientinnen informiert“, schreibt die Praxis in einer E-Mail an die Redaktion.

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Magda spielte die Untersuchung noch einmal im Kopf durch. Rund 45 Minuten war sie mit der Ärztin allein im Raum, einen Mundschutz habe sie nicht getragen. Die Praxis versichert, auf die „geltenden Hygienevorschriften“ zu achten. „Allerdings leiden auch wir extrem unter der auch öffentlich diskutierten schlechten Versorgungssituation bei medizinischer Schutzkleidung. Die angekündigten Lieferungen der Kassenärztlichen Vereinigung stehen nach wie vor aus“, führen die Praxisverantwortlichen weiter aus.

Im Zuge des Versorgungsengpasses müssten alle medizinischen Einrichtungen den Einsatz von Schutzmitteln gut abwägen. „Bei Ultraschalluntersuchungen der Bauchdecke ist das Infektionsrisiko eindeutig geringer als zum Beispiel bei Punktionen und operativen Eingriffen.“
Ihren Lebensgefährten durfte Magda erst gar nicht in die Praxis mitbringen, damit das Wartezimmer nicht zu voll würde. Magda hielt sich daran.

Anruf beim Gesundheitsamt des Kreises Wesel

Nachdem sie von der Praxis über den Zustand der Ärztin informiert worden ist, rief sie am Montag direkt beim Kreisgesundheitsamt an. Das verordnete ihr direkt eine zweiwöchige Quarantäne. Sie solle sich regelmäßig die Hände waschen, zweimal am Tag Fieber messen, ein Symptomtagebuch schreiben. Und was solle sie tun, wenn sie Beschwerden habe, wollte die werdende Mutter wissen. Dann solle sie die 112 wählen, aber keinesfalls zum Arzt gehen.

Nun hat Magda nach eigener Aussage durch die Schwangerschaft grundsätzlich mit Unwohlsein, Übelkeit und Kopfschmerzen zu kämpfen. Dafür die 112 wählen? Und: Wie soll sie auseinander halten, welche Symptome welchem Zustand zuzuordnen sind? Ist das der Stress, die Schwangerschaft oder womöglich das Virus?

Sollten Schwangere grundsätzlich getestet werden?

Fragen über Fragen – und niemand kann ihr eindeutige Antworten geben. Das ärgert sie und lässt sie auch ein wenig ratlos zurück. „Warum werde ich nicht getestet?“, fragt sie sich. Die Frage ist berechtigt. Sollten Schwangere nicht grundsätzlich auf Covid 19 getestet werden? Weil Magda keine Symptome gezeigt habe, habe sich das Gesundheitsamt des Kreises Wesel dagegen entschieden, sagte sie der Redaktion. Auf NRZ-Anfrage bestätigt eine Sprecherin des Kreises, dass man sich an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts hält.

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Die leitende Hebamme der Bethanien-Klinik in Moers, Ursula Kamp, kann zwar die Unsicherheit von Schwangeren nachvollziehen und verstehen. Sie weiß aber auch, dass die Testkapazitäten nicht ausreichen, um alle Schwangeren grundsätzlich testen zu lassen. Das bestätigt auch ein Infektiologe des Bethanien-Krankenhauses in Moers, sagt ein Kliniksprecher auf NRZ-Anfrage. Für Schwangere gelte demnach dasselbe wie für alle: Nur wer eindeutige Symptome wie Fieber oder trockenen Husten aufweise, könne getestet werden.

Ihr Lebensgefährte steht nicht unter Quarantäne

Bisher hat Magda keinerlei Symptome. Aber sie liest viel in diesen Tagen, liest auch, dass man mit dem Virus infiziert sein könne, ohne es zu merken. „Ich weiß also nicht, ob ich es habe oder nicht habe“. Zum Wochenende endet ihre Quarantäne. Ihr Lebensgefährte wurde übrigens nicht unter häusliche Quarantäne gestellt. „Die Situation war insgesamt irritierend. Ich fühlte mich irgendwie sehr allein gelassen“, sagt Magda im Gespräch mit der Redaktion.

Die Praxis aus Düsseldorf hat sich am Dienstag noch einmal nach ihrem Zustand erkundigt, sagt sie. Ihr sei dann geraten worden, sich testen zu lassen, sollten doch Symptome auftreten. Und möglicherweise solle sie auch ihre Neugeborenen testen lassen. Das hat jedoch Zeit, noch ist sie in einer frühen Schwangerschaftsphase.

Darf der Vater bei der Geburt dabei sein?

Aber auch jetzt schon macht sie sich Gedanken darüber, ob ihr Partner bei der Geburt dabei sein kann. In einigen Krankenhäusern ist es wegen der Virus-Gefahr der Begleitung untersagt, die Frau in den Kreißsaal zu begleiten. Eine Hebamme hat Magda inzwischen gefunden, „aber so richtig kennenlernen konnten wir uns ja noch nicht“, sagt sie mit Blick auf das Kontaktverbot.

Am liebsten wäre Magda ein Beschäftigungsverbot, weil sie bei ihrer Arbeit mit Kunden in Kontakt komme. Ob ihr Arzt eines erteilt, ist ungewiss. Sie habe unterschiedliche fachliche Meinungen dazu gehört. Magda ist skeptisch. Auch hier: Fragen über Fragen.

*Aus Sorge vor einer möglichen nachteiligen Behandlung hat die Redaktion den Namen geändert.

Info: Vorbereitungskurse und Beratung per Video

Wie das Bethanien-Krankenhaus in Moers hat auch die Sana-Klinik alle Geburtsvorbereitungskurse und Kreißsaalführungen abgesagt. Die Kliniken bieten aber Telefon- und Videosprechstunden und virtuelle Kreißsaalführungen an. Auch praktische Kurse gibt es im Internet, durch eine Änderung der Leistungsregelung können Hebammen das nun auch abrechnen. In beiden Kliniken in Duisburg dürfen werdende Väter nach jetzigem Stand zur Geburt mit in den Kreißsaal, jedoch nicht zu vorlaufenden Untersuchungen.