Neukirchen-Vluyn. Das Modelabel Hudhud näht in Neukirchen-Vluyn für die Grafschafter Diakonie Mundschutz. Schneider Sido aus Syrien hält die Fäden in der Hand.

Jaudat Sido legt den ausgeschnittenen Stoff in Falten. Mit der Nähmaschine näht er die Ränder fest, bevor er mit gekonntem Griff noch vier weiche Bänder an allen Seiten befestigt. Gut 20 Minuten später hält der syrische Schneidermeister den fertigen Mundschutz in den Händen.

Weiter geht es. Knapp 5000 solcher Masken müssen hergestellt werden. Die Nähmaschine steht also auch in den nächsten Tagen nicht still. Zwar hat das Nähzimmer im Neukirchener Dorf aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, in der eigenen Werkstatt wird aber weiterhin fleißig gearbeitet. Seit einer Woche näht das Team rund um Jaudat Sido Mundschutze.

Die Grafschafter Diakonie fragte beim Upcycling-Modelabel Hudhud, das vor drei Jahren aus der „Nähschule“ der Tuwas-Genossenschaft entstanden ist, an, ob dieses die nicht-medizinischen Mundschutzmasken fürs Personal nähen könne. Weil herkömmliche Einweg-Masken, die in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zum Einsatz kommen, rar sind, sollen die Diakonie-Mitarbeiter von der Pflege, der Jugendhilfe, der Verwaltung und in den Beratungsdiensten damit ausgestattet werden.

5000 Stück – eine riesige Zahl, doch Sido war zuversichtlich. „Er ist es aus seiner Heimat noch gewohnt, im Akkord zu arbeiten. Er hat die Planung übernommen, daher kommen wir trotz der riesigen Menge richtig gut klar“, betonte Reinhild Freese, Vertreterin der Hudhud-Geschäftsführung. Und so konnte Thorsten Krüger, Bereichsleiter Pflege der Grafschafter Diakonie, nach einer Woche die ersten 500 Masken abholen.

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Freese hat das Schnittmuster zuvor im Internet gefunden. Die Stadt Essen und die Feuerwehr stellten die Anleitung für den Behelf-Mund-Nasen-Schutz, wie die Mundschutze übrigens richtig heißen, im Internet kostenlos zur Verfügung. Sie sollen das Risiko der Übertragung des Coronavirus reduzieren, da die Verteilung von Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehen, verhindert wird. Die Vorlage war also schnell gefunden.

Etwas länger hat die Suche nach dem passenden Material für die Bänder gedauert, mit denen der Mundschutz am Hinterkopf festgebunden wird. Eine Mischung aus Polyester und Baumwolle ist es schließlich geworden.

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„Die Masken selbst bestehen aus reiner Baumwolle und sind alle bei 60 Grad waschbar“, sagte der 35-jährige Schneider. Die Stoffe sind alle neu und gespendet. Vom blauweiß gestreiften Hemdenstoff, über den zartrosa Bettwäschestoff, bis hin zum knallbunten Mustermix ist das Material ganz unterschiedlich.

Die Masken verhüllen das Gesicht vom Nasenansatz bis unter das Kinn. 70 bis 100 der durchaus modischen Mundschutze, näht Sido an einem Tag. Das macht er natürlich nicht allein. Die Nähgruppe, die sonst auch im Nähzimmer aktiv ist, hilft beim Ausschneiden der Stoffe – allerdings von zuhause aus. Der Schneider bewältigt aber nicht nur den Auftrag der Diakonie, ein Teil der Masken soll auch für die Bevölkerung erhältlich sein.

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„Wir wurden von vielen Kunden angefragt, ob wir so etwas nicht nähen könnten. Wegen des Coronavirus haben eben alle das Bedürfnis, sich zum Beispiel beim Einkaufen zu schützen“, erklärte Freese. Das kommt dem Nähzimmer und dem Modelabel selbstverständlich auch finanziell zugute. „Das rettet uns über die Zeit, in der wir sonst keine Einnahmen machen könnten“, so Reinhild Freese.