Kreis Wesel. Weil die versprochene Hilfe vom Land ausbleibt, greift der Kreis Weseler Landrat nun zu besonderen Mitteln: Er bittet die Industrie um Spenden.

Weil die versprochene Hilfe vom Land NRW ausbleibt, greift der Kreis Weseler Landrat nun zu besonderen Mitteln: Dr. Ansgar Müller ruft Unternehmen im Kreis Wesel zu Materialspenden für die Bewältigung der Coronalage auf. „Es bedarf großer Anstrengungen zur Durchbrechung von Infektionsketten und Eindämmung von Corona“, so der Landrat. „Dies wird nur gelingen, wenn wir alle gemeinsam agieren.“

Das Land hat nur geringe Mengen Schutzmaterial geschickt

Vor wenigen Tagen erst hatte der Kreis Wesel in einem Pressegespräch mehr Hilfe vom Land eingefordert. Diese habe zwar die Beschaffung von Schutzmaterial zugesagt – es sei aber kaum etwas im Kreis Wesel angekommen. Nur eine kleine Menge zugelieferter Schutzmasken für zwei von acht Krankenhäusern im Kreis Wesel. Was da verteilt wurde, reiche allenfalls für Tage, so der Kreis Wesel.

Schutz- und Abstrichmaterialien sind Mangelware.
Schutz- und Abstrichmaterialien sind Mangelware. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

„Die Materialien, die der Kreis Wesel an Abstricheinrichtungen, Rettungsdienste und Krankenhäuser abgeben konnte, wurden bisher aus eigener Initiative beschafft. Dabei war das persönliche Engagement Einzelner ausschlaggebend für den Erfolg“, sagte Michael Maas, Vorstandsmitglied des Kreises Wesel für den Bereich Gesundheitswesen. Nur durch Mitarbeiter des Kreises sei dieser an Materialien gekommen. Das habe sich nicht verändert.

Kreis arbeitet an Wiederinbetriebnahme des Abstrichzentrums

Der Kreis Wesel forderte das Land und den Bund auf, schnell Hilfe zu leisten: Sie müssten die Kreise und Städte besser versorgen. Dabei fehle es an allem: vom Abstrichröhrchen bis zur Schutzkleidung.

Der Kreis Wesel arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, die Abstrichzentren in Dinslaken und Moers wieder in Betrieb zu nehmen. Diese mussten den Dienst auch aufgrund mangelnder Laborkapazitäten einstellen. Auch an Abstrichmaterial hat es gefehlt. Man hätte die Zentren zwei Tage eher in Betrieb nehmen können, wenn diese vorhandne gewesen wären. Tatsächlich musste beim Start des Dinslakener Abstrichzentrums improvisiert werden: Es wurden andere Röhrchen zur Lagerung der Proben benutzt als üblich.

Weil die Labore die Analyse der Proben nicht garantieren konnten, wurden die Zentren außer Betrieb genommen. Abgesehen von ethischen Grünen, die der leitende Arzt Dr. Michael Weyer aus Dinslaken, Vorsitzender der KV Nordrhein, nannte ging es auch um das Einsparen von Material: Jeder Abstrich, der am Ende nicht ausgewertet werden könnte, hätte auch den sinnlosen Verlust von Materialien bedeutet.

Darum bittet der Landrat die Unternehmen

Nun wendet sich Landrat Müller öffentlich an die Unternehmen im Kreis Wesel: „Mir ist bewusst, dass die Wirtschaft in dieser Lage vor der riesigen Aufgabe steht, Zukunftssicherung im Sinne ihrer Beschäftigten zu betreiben. Ich bitte dennoch um die Unterstützung der Unternehmen im Kreis Wesel, denn dringend benötigte Materialien sind auf dem freien Markt kaum noch beschaffbar.“

Neben dem notwendigen Material zur Versorgung medizinischer und anderer kritischer Infrastrukturen bittet der Landrat auch um Hinweise auf noch funktionierende Beschaffungswege. „Die Unternehmen verfügen über andere Kontakte und Strukturen als die Kreisverwaltung. Vielleicht finden wir so noch eine Möglichkeit, an Materialien wie Desinfektionsmittel oder Schutzmasken zu kommen“, erläutert Dr. Ansgar Müller seinen dringenden Appell. „Im Kreis Wesel gibt es eine Vielzahl von Unternehmen der chemischen Industrie, die uns hier vielleicht weiterhelfen können. Nur mit ausreichender Ausstattung kann die weitere Verbreitung des Coronavirus verlangsamt werden.“