Neukirchen-Vluyn. Die Corona-Gefahr verändert den Alltag in Neukirchen-Vluyn – In den Supermärkten, Geschäften, bei der Tafel. Selbst Brautpaare überlegen neu.
Jetzt hat auch die Neukirchen-Vluyner Tafel ihre Arbeit wegen des Coronavirus eingestellt. Der Grund: Die Mehrheit der ehrenamtlichen Helfer ist bereits älter an Jahren. Die Gefahr, dass sie bei einer Infektion ernsthaft erkranken, sei zu groß, heißt es auf Anfrage bei der Tafel. Deshalb habe man sich entschlossen, die Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige zunächst bis zum 6. April einzustellen. Üblicherweise erreicht die Tafel im ehemaligen Baubetriebshof 45 bis 50 Bedürftige pro Ausgabetag.
Unterdessen sind manche Supermärkte dazu übergegangen, bestimmte Waren in begrenzter Menge zu verkaufen. Edeka Raber etwa gibt pro Einkauf und Kunde nur noch je eine Packung Toilettenpapier und Küchenrollen heraus. Nudeln, Reis, Mehl, Haferflocken und Konserven sind jeweils dreifach zu haben. „Wir machen das, damit wir möglichst viele Menschen versorgen können“, sagt der vierte Marktleiter Sascha Bruns. Nicht jeder zeige Verständnis. Wenn die Kassiererinnen auf die Rationierung hinweisen, regen sich manche Kunden auf, berichtet Bruns: „Es sind auch Leute regelrecht ausfallend geworden.“ Allerdings seien das Ausnahmen, „so gut wie alle finden die Maßnahme in Ordnung“.
Für Irritationen bei Bürgerinnen und Bürgern sorgte an Tag eins nach Verschärfung der Maßnahmen der uneinheitliche Umgang der Geschäfte mit dem Öffnungsverbot. So ging in manchem Bekleidungsgeschäft der Verkauf munter weiter, in Cafés waren die Tische besetzt. Einschreiten konnte die Stadt in solchen Fällen zunächst nicht, weil der rechtlich verbindliche Erlass des Landes über die Einschränkungen des öffentlichen Lebens erst im Laufe des Dienstags erwartet wurde, wie Rathaus-Sprecherin Ulrike Reichelt erklärte. Sobald er vorliege, könne man die Bestimmungen umsetzen.
Schulhöfe, Spiel- und Bolzplätze sowie Skateranlagen sind gesperrt
Ab Mittwoch werde man die Einhaltung der Regeln sicher stichprobenartig kontrollieren. Dasselbe gelte übrigens für Schulhöfe, auf denen sich immer wieder Jugendliche in Gruppen treffen, wie man bei der Stadt festgestellt hat. „Wir verstehen schon das Bedürfnis“, so Ulrike Reichelt. „Aber in diesen Tagen sollten die jungen Leute das nicht tun.“ Am Dienstag wurden alle Schulhöfe, Spiel- und Bolzplätze sowie Skateranlagen gesperrt.
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Öffnen dürfen Geschäfte, die Gegenstände des täglichen Bedarfs verkaufen, also unter anderem Lebensmittel- und Tierfuttergeschäfte, Tankstellen, Drogeriemärkte, Zeitungskioske, Banken und Sparkassen und sogar Bau- und Gartenbaumärkte wie Toom. Auch die Wochenmärkte laufen weiter.
Bürgermeister Harald Lenßen erklärte, die Einschränkungen seien nötig und sinnvoll. Die Solidarität sollte den risikogefährdeten Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie dem Schutz des medizinischen Personals, der Pflegekräfte, Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungsdienste gelten.
Verständnis mögen die meisten haben. Dennoch sind manche Beschränkungen tatsächlich sehr schmerzhaft. So sind standesamtliche Trauungen nur mehr unter Beteiligung des Brautpaares und maximal vier Gästen gestattet. Unter diesem Umständen wollen nicht alle heiraten. Zehn Trauungen waren bis zum 30. April im Rathaus angemeldet. Drei dieser Paare haben es bislang vorgezogen, den „schönsten Tag im Leben“ auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Wie die Stadt berichtet, können Windel- und Abfallsäcke weiter am Rathaus abgeholt werden. Dazu ist eine Terminabsprache unter oder erforderlich.