Moers. Schlagzeugerin, Komponistin, Sängerin – die Brasilianerin ist ein Multitalent. Im Gepäck hat sie viele Ideen für Moers und sein Festival.
Für den Trommelwirbel bei ihrer Vorstellung in Moers sorgte Mariá Portugal am Donnerstag selbst: Die 35-jährige Brasilianerin aus São Paulo wird als 13. Improviser in Residence für ein Jahr lang in der Grafenstadt leben und als Musikerin und Komponistin arbeiten.
„Das ist für mich das erste Mal, dass ich woanders als in São Paulo leben werde“, freut sich die Künstlerin auf ihre Zeit in Moers. Als die Anfrage aus Moers kam, habe sie sehr schnell ,Ja’ gesagt. Moers und sein Festival seien für die improvisierte Musik einzigartig und unvergleichbar, so die Musikerin. Das Moers Festival kennt die Schlagzeugerin, Komponistin, Produzentin und Sängerin bereits: 2018 war sie mit ihrer Band Quartabê auf dem Festival zu hören, 2019 spielte sie hier mit dem Global Improvisers Orchestra.
Eigenwilliges Spiel
Das Team des Moers Festivals hatte zur Begrüßung der Musikerin erstmals eine große Runde ins Café Z im Wallzentrum geladen: Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Kulturdezernent Wolfgang Thoenes, die Aufsichtsratsvorsitzende der Moers Kultur GmbH, Carmen Weist, und zahlreiche Kulturschaffende stellten sich der Stadtmusikantin in persönlichen Ansprachen vor. Mariá Portugal revanchierte sich mit einem kleinen Ausschnitt ihres musikalischen Könnens.
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Die Wahl der brasilianischen Musikerin begründet Tim Isforth, künstlerischer Leiter des Moers Festivals, so: „Ich hatte Mariá schon lange auf dem Radar, sie ist mir als Schlagzeugerin durch ihr eigenwilliges Spiel aufgefallen.“ In São Paulo habe er sie außerdem als Theatermusikerin und in verschiedenen Projekten erleben können.
Nicht nur Musik machen, auch darüber reden
Mariá Portugal ist in der brasilianischen Gesangs- und Songwriting-Tradition verwurzelt. Sie studierte Klavier, Drums und klassisches Schlagzeug. Als Schlagzeugerin und Sängerin tritt sie in der ganzen Welt auf. Sie komponiert Soundtracks für Tanz, Theater, Video, Kino- und Kunstinstallationen.
Seit etwa fünf, sechs Jahren sei sie besonders interessiert an improvisierter Musik, erzählt die Künstlerin im Pressegespräch: Wenn man einmal damit anfange, könne man nicht mehr zurück.
In Moers möchte sie die Residenz in der Kleinen Allee für viele Konzerte öffnen, aber auch in Schulen und auf die Straße gehen, „damit die Leute sehen können, was ich tue.“ Die Musikerin will die Moerser auch an ihren offenen Arbeitsprozessen teilhaben lassen: „Ich möchte nicht nur Musik machen, sondern auch über Musik reden.“ Bis zum Jahresende will sie in der Grafenstadt außerdem ihr erstes Soloalbum beenden. Um Deutsch zu lernen, wird sie demnächst in der Volkshochschule die Schulbank drücken.
Wie auch ihre Vorgänger wird Maria Portugal zu Pfingsten mit einem Projekt auf dem Moers Festival zu sehen und hören sein. Das Festival-Motto für 2020: new ways to fly – neu fliegen lernen ...
Das Projekt „Improviser in Residence“ ist Teil des Moers Festivals und wird von der Kunststiftung NRW finanziert. Die bisherigen Improviser: Angelika Niescier, Simon Rummel, Sanne van Heek, Achim Tang, Ingrid Laubrock, Michael Schiefel, Julia Hülsmann, Hayden Chisholm, Carolin Pook, John Dennis Renken, Josephine Bode und Emilio Gordoa. Letzteren löst Mariá Portugal nun ab. Am Samstag, 11. Januar, 20 Uhr, werden beide gemeinsam im Kammermusiksaal des Martinstift, Filder Straße 126, ein Übergabekonzert – mit einem eigens für diesen Abend erarbeiteten Programm – spielen. Der Eintritt ist frei.