Neukirchen-Vluyn. Am Donnerstagabend haben in Neukirchen-Vluyn rund 130 Menschen für Demokratie und Pressefreiheit demonstriert. Anlass war eine AfD-Veranstaltung.
Es dürften rund 120 bis 130 Menschen gewesen sein, die am Donnerstagabend ab 18.30 Uhr an der Andreas-Bräm-Straße standen, um für Demokratie und Pressefreiheit zu demonstrieren. Eine halbe Stunde später sollte auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Friedenseiche eine Veranstaltung der AfD beginnen, bei der Sebastian Schulze über die „Alternativen zu den Altmedien“ referierte.
„Unsere Alternative heißt Solidarität“, stand groß auf einem der Banner, mit denen die Demonstranten ihrem Unmut Luft machten. „Gemeinsam gegen Neonazis und Rassismus“ hieß es auf einem anderen. Und: „Kein Bock auf Nazis“.
Neukirchen-Vluyner zeigen Haltung
Die Ortssprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Angelika von Speicher, begrüßte die Menge im Namen des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“. Sie erinnerte an den 1. Januar 1934, als das Schriftleitergesetz in Kraft getreten war. „Damit war die Pressefreiheit abgeschafft, die NS-Ideologie rückte in den Mittelpunkt“, sagte von Speicher, bevor sie verstörende Aussagen von AfD-Politikern aus der jüngeren Vergangenheit rezitierte.
„Lasst uns Haltung gegen Rechts zeigen, lasst uns nicht wegschauen und weghören“, appellierte von Speicher. Man dürfe nicht zulassen, dass Rassismus und Nationalismus wieder Fuß fassten.
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„Die AfD hat keine Antworten auf Probleme, sie ist Teil des Problems“, sagte später der Neukirchen-Vluyner Juso-Vorsitzende Marco Jakob, der seinen Redebeitrag mit „Glück auf und Bella Ciao“ beendete.
Zu diesem bekannten Partisanenlied, der Hymne der italienischen Widerstandsbewegung gegen den Faschismus, stimmten zum Ende der Protestaktion alle Demonstranten an, bevor sich die Menge gegen viertel nach sieben auflöste.
Bürgermeisterkandidat betont Relevanz der Demokratie
Zuvor hatte die Fraktionsvorsitzende von NV Auf geht’s, Lisa Wannenmacher, an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz erinnert. „Nie wieder“ sei eine wesentliche Lehre gewesen, sagte Wannenmacher. Warum so viele Menschen der Propaganda folgten, fragte sie, um die Frage sogleich zu beantworten: „Es hat mit ihrer Methode zu tun.“
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Der Bürgermeisterkandidat der Grünen, Christian Pelikan, bot der Versammlung gegenüber eine Belehrung an, wie er sagte: „Demokratie ist das wichtigste, was wir in Deutschland haben.“ Etwa eine Dreiviertelstunde lang machten die Protagonisten der Stadtgesellschaft ihre Haltung deutlich, darunter auch Vertreter von CDU und SPD, Medienschaffende und Künstler. Es waren ebenfalls Gäste aus Moers und Kamp-Lintfort da sowie unter anderem die grüne Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws.
Die Demonstration verlief ruhig, bestätigte die Polizei noch am Ort.