Moers. Mit dem ambitionierten Theaterprojekt gibt eine junge Frau aus Neukirchen-Vluyn am Schlosstheater Moers ihr Debüt als Regisseurin.

Lea Krell (25) aus Neukirchen-Vluyn gibt mit einer Inszenierung des Jungen Schlosstheaters Moers (STM) am kommenden Samstag, 25. Januar, ihr Debüt als Regisseurin. Mit „Der letzte Henker“ hat sie sich ein ambitioniertes und gesellschaftlich überaus relevantes Theaterprojekt ausgesucht. Einige Ensemblemitglieder sind ihr nicht unbekannt.

Die Geschichte, die dem Stück zugrunde liegt, klingt ziemlich absurd, beruht aber auf einer wahren Begebenheit: Für eine Hinrichtung wird 1939 in St. Gallen in der Schweiz ein Henker gesucht. Dazu führt der Psychiater Boris Pritzker Gespräche mit 115 Interessenten.

Fünf dieser Interviews wurden 1998 in dem Theaterprojekt „Der letzte Henker“ von Peter-Jakob Kelting und Elias Perrig in der Bearbeitung von Bernhard Studlar dargestellt. Seitdem wird das Stück wenig gespielt, wie Lea Krell am Montag bei der Vorstellung der Aufführung sagte. Dabei sind die Denkweisen, die Haltungen der Menschen, die gern Henker sein möchten, auch heute noch aktuell. „Welche Rolle spielen Moral und Selbstjustiz heute“, heißt es in der Beschreibung der Aufführung. Lea Krell: „Wir wollen zeigen, zu was Menschen fähig sind, wenn sie die Legitimation dazu bekommen.“

Im Ensemble sind mit Simon Lemmer, Fahras Emami und Klaas Herchert drei Schauspieler des Jungen STM, mit denen Lea Krell selbst noch auf der STM-Bühne gestanden hat. Sie hat den 2018 viel zu früh verstorbenen Theaterpädagogen Holger Runge am Schlosstheater kennengelernt, hat in zwei Aufführungen des Jungen STM gespielt – und sich dann für Ausbildungen in Pädagogik und Theaterpädagogik entschieden. An der Akademie Off-Theater NRW in Neuss macht sie im Februar ihren Abschluss.

Zusammen mit den Weggefährten von Lea Krell stehen im Studio des Schlosstheaters Melena Ross und Eduard Sasimovic auf der Bühne. Wobei: Bühne ist vielleicht ein unpassender Begriff in diesem Fall.

„Das Publikum kann wie Geschworene in einem Prozess an den Interviews teilnehmen“, sagt Lea Krell. Dazu richtet sie im Studio drei Szenen ein: Der private Ort, an dem die Bewerbungsschreiben als Henker entstehen, das Wartezimmer vor dem Interview und das Interview-Büro selbst.

60 Seiten umfasst das Manuskript für das Stück, die Proben laufen seit September vergangenen Jahres. Zehn bis zwölf Stunden in der Woche haben Regisseurin und Ensemble zuletzt geprobt. Für Lea Krell ist es eine interessante Aufgabe: „Ich kann hier Pädagogik und Theater vereinen, Potenziale auf natürliche Art und Weise steigern und Kunst schaffen.“ Das hört sich so an, als wenn hier jemand seine Bestimmung gefunden hätte.

<< Termine und Karten >>

Das Junge Schlosstheater Moers lädt ein zur Premiere von „Der letzte Henker“ am kommenden Samstag, 25. Januar, um 19.30 Uhr ins Studio des Schlosstheaters, Kastell 6. Die weiteren Termine für die Aufführung von Lea Krell, jeweils um 19.30 Uhr: Montag, 27. Januar; Mittwoch, 29. Januar; Freitag, 20. März.


Karten kosten 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Kartentelefon 02841 / 8834110 oder www.schlosstheatermoers.de.