Moers. In Moers outet sich ein Paar, das im Naturschutzbund aktiv ist: Ein bisschen Böllern sollte möglich sein. Bei anderen hört der Spaß schnell auf.

Kaum ist Weihnachten vorbei, steht Silvester vor der Türe. Am Samstag war viel los in der Innenstadt. Die Objekte der Begierde? Sekt, Raclette und Tischfeuerwerke. Viele griffen aber zum größeren Kaliber und kauften Feuerwerksraketen oder gleich ein 152-teiliges „Mega Böller Sortiment“.

Was heute böllert, geht auf einen Altertumsbrauch zurück. Die Germanen benutzten brennende, klappernde Holzräder zur Vertreibung böser Geister. Das Brauchtum hat sich wacker gehalten. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) erwartet diesjährig 133 Millionen Euro Umsatz im Silvestergeschäft, heißt es in diversen Quellen im Internet.

Wenn die Kunden ins Ausland gehen?

In vielen Innenstädten und auf Inseln wie Amrum und Sylt sind Feuerwerke verboten. Einzelne Händler von

Geht es nicht auch ein Nummer kleiner?
Geht es nicht auch ein Nummer kleiner? © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Edeka und Rewe haben das Böller-Sortiment aus Umweltgründen aussortiert (die NRZ berichtete). Viele Einzelhandelsketten ziehen nach und stellen ab 2020 ihr Feuerwerkssortiment ein. Gründe liegen in der Feinstaubbelastung und im Plastikmüll: 4500 Tonnen Feinstaub werden laut Bundesumweltamt an Silvester allein in Deutschland in die Luft gepustet. Der VPI hält die Feinstaubbelastung für weniger kritisch.

Verbote sollten durchdacht sein

Die Moerser waren geteilter Meinung. In den Schaufenstern warb der Laden „Partykrake“ an der Homberger Straße mit dem Slogan „Feuerwerk zu Einkaufspreisen“. Inhaber Stephan Brack schaute auf die überschaubare Ecke mit Silvesterartikeln: „Ich bestelle die Sachen für 3000 Euro Monate vorher.“ Gesetzliche Verbote müssten durchdacht werden: „Das betrifft den lokalen Einzelhandel.“ Brack sieht eine Gefahr: „Wenn der Verkauf von Feuerwerksartikeln eingestellt wird, gehen die Kunden ins Ausland und kaufen Polen- und Chinaböller.“ Ersatz fürs optisch-akustische Feuerwerksgefühl gebe es nicht. Aber: „In Portugal gibt es Silvesterfeiern, bei denen auf dem Wasser und in Bergen Raketen in die Luft steigen. Das Ganze ist von der Stadt organisiert.“ In Bracks Laden sahen sich die Moerser Jürgen (66) und Andrea (61) Ebel eine Feuerwerksbatterie an: „Wir sind im Naturschutzbund aktiv, essen wenig Fleisch und sparen Strom. Eine einmal jährlich gelebte Tradition zu verbieten, sehen wir kritisch.“ Ihre Wahl fiel schließlich auf eine kleinere Feuerwerkbatterie mit farbigen Bouquets. Es müssen nicht immer die riesigen Raketen sein – da sind sich beide einig.

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Auf weniger statt mehr setzten auch die Schaufensterdekorateure auf der Steinstraße: Glitzer zuhauf, aber mit Feuerwerkseuphorie wurde kaum geworben. Frank Gillhaus, Inhaber des Gillhaus Reformhauses, beobachtete, wie an Silvester die Straßen im Nebel lagen: „Am schlimmsten finde ich, wenn auf Menschen gezielt wird. Da endet der vermeintliche Spaß.“

Vor dem Laden ging eine Hundebesitzerin mit ihrer Dogge Gassi: „Schon Tage vor Silvester lassen viele Raketen steigen. Mein Hund verkriecht sich in der Dusche.“ Ihr Feuerwerk? „Wunderkerzen und eine Konfetti-Pistole – macht keine Angst und wenig Dreck.“