Moers. Die Caritas begeht im 20. Jahr Weihnachten mit obdachlosen und einsamen Menschen in Moers. Zur Feier gehört stets ein leckeres Essen – und mehr.

Wenn sich am 24. Dezember um 13 Uhr die Tür des Don-Bosco-Heims öffnet, ist das für einige Menschen ein Höhepunkt des Jahres. Dann nämlich ruft der Caritasverband zur Weihnachtsfeier Obdachlose sowie die, die sich einsam fühlen und all jene, die sich einen Nachmittag lang bei gutem Essen und gemütlicher Stimmung verwöhnen lassen möchten. Seit 20 Jahren ist das Tradition. Heinrich Bücker, ehemals Pfarrer in St. Josef, hatte einst die Idee. „Ihm lagen die Obdachlosen sehr am Herzen“, erklärt Claudia Kohler vom Fachbereich Gesundheit und Soziales.

Die Caritas betreut viele Menschen in der Region. „Das können Wohnungslose in der Notunterkunft Römerstraße sein, aber auch Menschen in schwierigen Lebenslagen, etwa mit einem Drogenproblem“, berichtet Astrid Junge vom Betreuungsverein SKM am Ostring, die den Tag zusammen mit Reinhold Ketter organisiert. Es gebe aber auch ältere Menschen, die keine Familie mehr hätten und die sehr gern zur Caritas-Weihnachtsfeier kämen.

„Wer kommt, ist unser Gast“

Das Besondere: „Wer kommt, ist unser Gast. Wir prüfen keine Bedürftigkeit. Normalerweise ist ja jeder an Heiligabend mit seiner Familie zusammen.“ So finden sich stets 80 bis 100 Gäste im Don-Bosco-Heim an der Filder Straße ein. Claudia Kohler freut sich: „Und es melden sich immer sehr viele Mitarbeiter als Helfer für diesen ehrenamtlichen Einsatz.“

Zunächst gibt es ein leckeres Essen wie Gulasch mit Klößen und Rotkohl, eine Vorspeise und ein Dessert. „Das kocht die Küche unseres Seniorenheims St. Hedwig in Kamp-Lintfort“, erzählt Kohler. Die Tische seien festlich gedeckt. „Pastor Herbert Werth begrüßt die Besucher. Und er liest anschließend die Weihnachtsgeschichte vor.“ Klaviermusik, Weihnachtslieder und gemeinsames Kaffeetrinken gehörten dazu.

Manche kommen mit Plastiktüten, in denen ihr gesamtes Hab und Gut steckt

Die meisten Gäste finden über die verschiedenen Beratungs- und Betreuungsstellen der Caritas zur Weihnachtsfeier. „Da kommt beispielsweise immer ein Rentner aus Kamp-Lintfort, der allein in seiner Wohnung lebt und sich immer auf die Feier freut“, berichtet Junge. Und da seien auch Drogenabhängige, die praktisch auf der Straße lebten und nur eine postalische Adresse über die Caritas besäßen. „Sie kommen mit ihren Plastiktüten, die sie immer bei sich haben. Und sie haben immer viel Hunger. Manche nehmen auch Kekse und Cola mit. Und das dürfen sie auch bei uns“, lächelt Kohler.

Die Caritas-Mitarbeiter setzten sich gern dazu: „An diesem Tag muss keiner über Probleme reden, es ist dann gemütlich wie am Tisch zu Hause.“ Alle Besucher freuten sich über den Nachmittag, den man ihnen bereite. „Da werden wir auch schon mal umarmt und gedrückt“, erzählt Astrid Junge.

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Aber auch viele Moerser Bürger kümmerten sich um die Obdachlosen: „Eine 93-Jährige schickt uns immer selbst gestrickte Socken, die wir in den Beratungsstellen je nach Bedarf verteilen. Auch Decken oder Schlafsäcke bekommen wir. Pflege- und Hygienemittel brauchen wir vor allem, wenn unsere Betreuten ins Krankenhaus müssen. Meist haben wir für diese Fälle fertige Pakete.“