Moers. Das Ensemble des Schlosstheaters Moers (STM) hat zum Rückblick auf die feministische Lesereihe eingeladen. Ein langer Abend mit einer Botschaft.
Frauen mögen’s süß, Männer eher salzig. Ein altes Geschlechtsklischee, das sich wie so viele weitere unbewusst in viele Köpfe eingeprägt hat. Prickelnd war der rosafarbene Sekt, der am Samstagabend im Wallzentrum gereicht wurde. Das Ensemble des Schlosstheaters Moers (STM) hat zum Rückblick auf die feministische Lesereihe eingeladen.
Seit Oktober 2018 hat das STM fünf Leseabende veranstaltet. Das Motto: „Ich bin ja eher so der salzige Typ.“ Von Mythen über das weibliche Geschlechtsorgan bis zur Karikierung der Emanze war alles dabei.
„Wir haben vorab zahlreiche Bücher gelesen, um das Thema Feminismus fassbar zu machen“, erklärte STM-Dramaturgin Larissa Bischoff. Und: „Besonders Liv Strömquists Buch ‘Der Ursprung der Welt’ hat mich begeistert. Ich war fasziniert, wie humorvoll Feminismus sein kann.“
Gemütlichkeit war im Wallzentrum angesagt
Mit Schauspielerin Lena Entezami inszenierte Bischoff die fünf Teile der Lesereihe, die am Samstag alle aufgeführt wurden. Erstmalig wurde dazu das Café Z im Wallzentrum genutzt. Hier plant das STM in den kommenden drei Jahren verschiedene Projekte.
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Im Publikum waren am Samstag neben den Frauen auch viele Männer zu finden. Auf Strandliegen und Stühlen nahmen sie Platz. Gemütlichkeit war das Credo, denn der Abend dauerte bis Mitternacht an. Die Schauspieler spannten den Bogen bis ins 18. Jahrhundert, als Frauen gegen männliche Vorherrschaften aufbegehrten.
Schauspieler Matthias Heße zählte auf, dass Frauen erst seit 1962 ein eigenes Bankkonto eröffnen können: „Zwischen Wohlstand, Bequemlichkeit und Knackpo sollte die Frau leben.“ Dann wurde die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges zitiert: Sie forderte statt des Schafotts das Rednerpodium für Frauen – und landete deshalb auf dem Schafott. Bischoff schlüpfte in die Rolle der Wegbereiterin Simone de Beauvoir und zitierte: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“
Es gibt nur eine scheinbare Gleichberechtigung
Wie sich Identitäten bilden und zuordnen, zeigte STM-Intendant Ulrich Greb in der Rolle der Radikal-Feministin Valerie Jean. Ihre Forderung im „Society for Cutting Up Men“-Manifest: „Alle Männer sollen sterben.“
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Aus dem Publikum erhoben sich Ensemblemitglieder und schlüpften in die empörten Gegenspielerrollen. Auf beeindruckende Weise zeigten sie, wie abstrus die scheinbar gleichberechtigte Welt ist.
Da wäre die Frau, die sich das Körperhaar unter Schmerzen entfernt. Oder der schüchterne Mann, der sich zwischen Machos und Bodybuildern verliert. Es wurde deutlich, dass Feminismus Männer und Frauen betrifft. Zwischen Plädoyers für schwangere Frauen im Baumarkt, lieblichem Mundharmonika-Spiel und Aufschrei-Hashtags, hallen Bischoffs Worte nach: „Wir sind Frauen und Männer, aber es hilft, uns alle als Menschen zu begreifen.“