Kamp-Lintfort. Was bringt das neue Mobilitätskonzept für Kamp-Lintfort? Axel Witzke und Thomas Rödel von der Stadt glauben, dass es die Lebensqualität fördert.

Was können Kamp-Lintfort und seine Bürger für den Klimaschutz tun? Zum Beispiel den CO2-Ausstoß in der Stadt reduzieren: Weniger Pkw-Verkehr, stattdessen Lust auf Bus und Bahn oder das Rad als Verkehrsmittel wecken. Wie das funktionieren kann, soll auch das neue Mobilitätskonzept aufzeigen, das aktuell vom Kamp-Lintforter Büro für Verkehrs- und Stadtplanung BVS Rödel & Pachan in Kooperation mit dem Essener Ingenieurbüro Gertec GmbH für die Stadt erarbeitet wird. Im Gespräch mit der NRZ erläutern der städtische Mobilitätsmanager Axel Witzke und Thomas Rödel vom Kamp-Lintforter Planungsbüro, was das neue Konzept bringen soll.

Chancen des Konzepts

„Wenn wir die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht wollen, müssen wir unseren CO2-Ausstoß reduzieren“, sagt Thomas Rödel. „Und da wird es handfest: Im Verkehr kann jeder sofort handeln, allein durch seine Fahrweise.“ Oder die Wahl des Fortbewegungsmittels. Dabei gehe es auch darum, umzudenken: „Da überlegt man vielleicht mal, ob man die zwei Kilometer vom Geisbruch bis in die City auch mit dem Fahrrad zurücklegen kann – oder mit dem Bus, oder zu Fuß.“ Axel Witzke: „Weniger Autos – das bedeutet auch mehr Platz in der City und damit auch mehr Lebensqualität. Es wird den Bürgern nichts weggenommen, sie bekommen etwas zurück.“ Solche Denkanstöße soll das Mobilitätskonzept transportieren und mit konkreten Infrastrukturmaßnahmen attraktiv machen.

Der Ist-Zustand

Erster Arbeitsschritt: eine Analyse des Ist-Zustandes. Dafür hat das Planungsbüro das bestehende Rad- und Fußwegenetz, die Parkregelung und das ÖPNV-Angebot unter die Lupe genommen. „Die bestehende Infrastruktur ist sehr gut“, lobt Thomas Rödel. „Wir haben in Kamp-Lintfort ein fast flächendeckendes Rad- und Fußwegenetz. Ein großes Pfund sind auch die vielen selbstständig geführten Radwege.“ Beim ÖPNV sieht er die Grundversorgung gewährleistet. Wichtige Verbindungen, etwa in die Nachbarstadt Moers, würden im Halb- bis Viertelstundentakt angefahren. Deutlich aufgewertet werde der ÖPNV demnächst durch den Bahnanschluss: „Ein Zugang zur weiten Welt“, so Rödel.

Was noch nicht läuft

Trotz des Lobes für das Radwegenetz gibt es aus Sicht des Verkehrsplaners noch einiges zu tun: So hält das Planungsbüro etwa zum Teil die Beläge der Radwege für verbesserungswürdig, ebenso die Wegführung an manchen Knotenpunkten. Weiteres Thema – auch für Fußgänger: die sogenannten „Anforderungstasten“ an Ampeln. Beim ÖPNV sieht Rödel ebenfalls Optimierungspotenzial. „Es gibt Lücken im Netz.“ Das nächste Problem: „Taktzeiten, die manchmal eher abschreckend wirken.“

Wie es besser gehen könnte

Nach der Bestandsanalyse wird nun ein konkreter Maßnahmenkatalog entwickelt. Ein Hauptelement: Sogenannte Mobilstationen, also Punkte, an denen man von einem auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen kann, sollen ausgebaut werden. Fest eingeplant sind dabei schon die Mobilstationen an den beiden Haltestellen der neuen Bahnstrecke. Denkbar sei auch, Bushaltestellen zu Mini-Mobilstationen umzubauen, indem man sie etwa mit Fahrradständern ausrüstet, im Idealfall überdacht oder sogar mit Ladestation versehen. Wichtig, sagen Axel Witzke und Thomas Rödel übereinstimmend, seien dabei vor allem immer wieder Information und Beratung für die Bürger.

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Ein Ausblick

Im Frühjahr wird das Konzept samt Maßnahmenpaket und Priorisierungsvorschlägen der Politik zur Abstimmung vorgelegt. Dabei dürften nicht alle Maßnahmen allein in der Hand der Kommunalpolitik liegen. Bei Radwegen ist oft auch Straßen NRW der zuständige Ansprechpartner, beim ÖPNV ist der Kreis Wesel und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zuständig. Über allem schwebt die Frage der Finanzierbarkeit. Aber: „Vieles spielt uns bereits in die Karten“, sagt Rödel und nennt den gerade erst gebauten Radweg entlang des Wandelwegs, die beiden Bahnhöfe, die Umgestaltung des Rathausplatzes mit E-Ladestationen und den aktuell in Bau befindlichen Kreisverkehr an der Friedrich-Heinrich-Allee, der bereits „für Radfahrer verkehrssicher konzipiert“ sei.