Kamp-Lintfort. Klimanotstand? Gibt es nicht in Kamp-Lintfort. Dafür ergreift die Stadt Maßnahmen, errechnet Sparpotenziale und hofft auf ein Vorzeigeprojekt.

In Kamp-Lintfort herrscht im Gegensatz zu anderen Kommunen kein Klimanotstand. Stadt und Politik widmen sich auf andere Art dem „Kampf gegen den Klimawandel“. Diesen Titel trägt jedenfalls eine Verpflichtungserklärung, die die Ratsfraktionen und Bürgermeister Christoph Landscheidt vor sechs Wochen unterschrieben haben. Doch welche Taten folgen eigentlich den Worten?

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Das Ziel, das die Unterzeichner der Erklärung verfolgen, könnte kaum höher gesteckt sein: „Mit unserer gemeinsamen Erklärung dokumentieren wir partei- und fraktionsübergreifend den gemeinsamen politischen Willen, alles in unseren Kräften Stehende zu tun, auf lokaler Ebene, das heißt, in unserer Heimatstadt Kamp-Lintfort, für die wir Verantwortung tragen, alles klima- und umweltschädliche Handeln zu unterlassen und ressourcen- und klimaschonende Maßnahmen im Sinne der Bewahrung der Schöpfung auf allen Politikfeldern zu fördern.“ In der Realität macht die Stadt erst einmal da weiter, wo sie schon begonnen hat: Sie setzt das Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2016 um.

So geht es zum Beispiel um den Ausbau von Photovoltaik auf Dächern von privaten Gebäuden. Hier setzt die Stadt auf die Informationen von Solarmetropole Ruhr des Regionalverbandes Ruhr. Eine Rolle spielen auch die Energieberatung der Verbraucherzentrale und das energetische Quartierskonzept, das seit vergangenem Jahr unter dem Titel Innovation City Kamp-Lintfort läuft.

Die Klimaschutzsiedlung an der Moerser Straße hat Vorreiter-Charakter

„Allein durch die Beratungsmaßnahmen hat das Ingenieurbüro Gertec zum Beispiel ein Einsparpotenzial von rund 1900 Tonnen CO2 geschätzt“, teilt die Stadt auf NRZ-Anfrage mit. Ob diese Schätzung auch Wirklichkeit wird, ist laut Stadt allerdings offen: „Voraussetzung hierfür ist, dass diejenigen, die eine Beratung in Anspruch nehmen, auch entsprechende Maßnahmen umsetzen.“

Im städtischen Bereich arbeitet die Verwaltung zurzeit am Mobilitätskonzept und der Auswertung der städtischen Liegenschaften. Ergebnisse sollen im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz am 7. November vorgestellt werden. Einen besonders niedrigen Energieverbrauch erwartet die Stadt in der Klimaschutzsiedlung an der Moerser Straße, weil hier im Passivhaus-Standard mit starker Dämmung gebaut werde.

Beim Thema Radwege sieht sich die Stadt auf einem guten Weg: „Das Radwegenetz bietet derzeit gute Voraussetzungen und ist innerörtlich bereits leistungsfähig, an einigen Verbindungspunkten besteht jedoch noch Handlungsbedarf.“ Wo der Bedarf liegt, will die Stadt im September mitteilen.

Auch abseits des Klimaschutzkonzeptes gibt es Möglichkeiten, Energie zu sparen. Durch den Ausbau der Fernwärmeleitungen, die aktuell am Tor Ost durch die Stadtwerke/Stadtwärme stattfinden, ergebe sich ein Einsparpotenzial durch neu angeschlossene Haushalte von 560 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber konventionellen Heizmethoden.