Neukirchen-Vluyn. Das Mobilitätskonzept wird sich sehr stark auf das Leben in Neukirchen-Vluyn auswirken. Vor dem Beschluss sollen deshalb die Bürger gehört werden.

Das klimafreundliche Mobilitätskonzept wird sich maßgeblich auf das Leben in Neukirchen-Vluyn auswirken. Das wurde am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss deutlich. Aus diesem Grund einigten sich die Mitglieder auch einstimmig darauf, den Beschluss des Konzeptes in den Rat zu verschieben und zuvor diejenigen um ihre Meinung zu bitten, die es vor allem betreffen wird: die Bürger.

Auf sie kommt es schließlich an, wenn das Konzept ein Erfolg und das Klimaziel erreicht werden soll, den CO“-Ausstoß in der Stadt bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent zu senken. Doch wie soll das gelingen?

Dafür schmiss Hans-Reiner Runge vom Düsseldorfer Planungsbüro IVP einen konsequenten wie radikalen Plan mit 84 Einzelmaßnahmen auf die Leinwand. So soll unter anderem der Verkehrsraum für Radfahrer deutlich ausgebaut und, wo möglich, vom Fußgängerverkehr getrennt werden. An manchen Stellen müssen Parkplätze weichen. Als Beispiel nannte Runge die Niederrheinallee als mögliche West-Ost-Achse. Auf einem Teil soll dort der Radweg auf der anderen Seite der Fahrbahn weitergeführt werden und im weiteren Verlauf zwischen Vutz-Kreisel und Vluyner Ring entlang der Straße laufen. Von den dort derzeit rund 60 Parkplätzen müsste die Hälfte weichen, die Parktaschen blieben bestehen.

Allein 30 der 84 Maßnahmen liegen auf Straßen des Landes

Fahrradverkehr spielt eine große Rolle, auch an Radschnellwege als Verbindungen in andere Städte denkt Runge, vor allem, um Autopendler zum Umdenken zu bewegen. Rund 50 Prozent, so denkt er, könne man erreichen. Und für die Radschnellwege, so Runge, bräuchte man Straßen.NRW. Gerade diese Verbindungsrouten führten zum großen Teil über Landesstraßen.

Allein 30 der 84 Einzelmaßnahmen beziehen sich laut Gutachter auf Straßen, für die das Land zuständig ist. Allerdings habe Straßen.NRW noch keinerlei Interesse gezeigt, an dem Mobilitätskonzept mitzuwirken. Runge rät, mit konkreten Maßnahmen Druck auszuüben. „Die Wichtigkeit der Achsen muss dargestellt werden. Dann kann sich Straßen.NRW nicht verschließen.“

„Das, was Ihnen heute vorgestellt wird, könnte in fünf Jahren schon wieder ein alter Zopf sein“

Runge drehte weiter das große Rad: Fahrradverleih, Car-Sharing, Schnellbusverbindungen, überhaupt attraktiver ÖPNV, dazu E-Ladestationen für Autos und eine Mobilitätszentrale als Servicestelle, in der man Fahrkarten kaufen, Fahrräder leihen oder Autos mieten kann. Nicht alles könne Neukirchen-Vluyn allein stemmen, aber mit städtischen Kooperationen oder mit Hilfe des Kreises könnten Dinge wie die Servicestelle machbar sein, so der Gutachter weiter, der anmahnte, dass das Mobilitätskonzept kein statisches Gebilde sei, sondern ständig fortgeschrieben werden müsse, um aktuell zu sein. Denn: „Das, was Ihnen heute vorgestellt wird, könnte in fünf Jahren schon wieder ein alter Zopf sein.“

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Möglichst schnell möchten Stadt und Politik nun das Gespräch mit den Bürgern suchen. So hatte es die SPD bereits im August gefordert. Zwei Anhörungen soll es dazu geben, eine in Neukirchen und eine in Vluyn. Einen genauen Termin gibt es noch nicht, doch man werde es zeitnah umsetzen, versprach der Technische Beigeordnete, Ulrich Geilmann.