Moers. Am Samstag haben sich sieben junge Menschen beim Poetry Slam im Schlossinnenhof zum Thema Feminismus gemessen. Das Publikum hatte Favoriten.

Feminismus wird oft als verstaubtes Konstrukt vergangener Zeiten abgetan. Dass der Feminismus und damit der Kampf für Frauenrechte aktueller denn je ist, hat ein poetischer Abend am Samstag gezeigt. Erstmalig hat das Grafschafter Museum zum Poetry Slam in den sanierten Schlossinnenhof eingeladen. Der Dichtendenwettkampf thematisierte passend zur Sonderausstellung „Wählen und Wühlen. Frauen- und Demokratiebewegung am Niederrhein vor 100 Jahren“ feministische Lebenswelten.

Das Thema kam hervorragend an. Rund 100 Gäste genossen den lyrikreichen Abend. Unter den Zuschauenden waren zahlreiche Männer jeden Alters. Durch den Poetry Slam führte die Journalistin Sarah Dickel.

Auch interessant

Sieben junge Dichtende präsentierten ihre Texte. Sven Hensel sprach über das Aufwachsen seiner zweijährigen Nichte. „Sie soll sich nicht verbiegen. Ihr Zimmer soll knallpink sein, wenn sie es will“, sagte er in Anbetracht der Forderungen, Kinderzimmer geschlechtsneutral zu gestalten. Apropos geschlechtsneutral: „Sie ist nicht schlecht in Mathe, weil sie ein Mädchen ist. Ich bin auch schlecht in Mathe.“

Kim-Catrin Moseler will Feminismus für alle

Den Gedanken einer Vorverurteilung nahm auch Slammerin Jasmin Sell auf. Stichwort: Nacktfotos im Internet. „Männer entscheiden, was vorteilhaft ist und was nicht.“ Schönheitsideale, die Männer Frauen aufoktroyieren, waren auch Thema bei Lena Meckenstock. „Männer waren entsetzt, als ich meine langen Haare kurz schneiden ließ“, sagte sie. „Sie lobten meine gute Figur, dabei war ich von einer Essstörung betroffen.“

Wo und wie Feminismus kämpft, zeigte Kim-Catrin Moseler. Sie karikierte das Mädchen im knappen Top, das über Feminismus 2.0 spricht. „Ich will Feminismus für alle – für Transgender, behinderte Frauen und für Männer.“ Feminismus beinhalte den Kampf für gleiche Gehälter von Mann und Frau bei gleicher Arbeit. Es gab auch Selbstkritik. Felicitias Friedrich reflektierte den Sexismus unter Frauen.

Auch interessant

In ihrem Text „Meine Schuld“ sprach sie über Frauenzeitschriften voller Diättips, überkreuzte Beine und unterwürfiges Kichern. „Wer Blusen trägt, ist prüde. Wer Hotpants trägt, ist nuttig.“ Ihr Wunsch? Keine Schönheitsanleitungen, sondern Tutorials für ein besseres Miteinander. Vom Publikum gab es riesigen Applaus und eine eindeutige Wahl: Lena Mecklenstock gewann den ersten Platz, gefolgt von Felicitas Friedrich und Kim-Catrin Moseler.