Moers. . Die Ausstellung „Wählen und Wühlen“ im Grafschafter Museum zeigt die Geschichte des Kampfes um das Frauenwahlrecht. Wer war Martha Müller?
In Zeiten sinkender Wahlbeteiligung und zunehmender politischer Radikalisierung gerät allzu leicht in Vergessenheit, dass um die Demokratie und somit auch um das Wahlrecht lange Zeit gerungen wurde. Die Ausstellung „Wählen und Wühlen“ im Grafschafter Museum erzählt die Geschichte des Kampfes um das Frauenwahlrecht am Niederrhein.
Gut 100 Jahre ist es her, dass das allgemeine und gleiche Wahlrecht eingeführt wurde und Frauen erstmals per Wahlzettel mitbestimmen durften. Regte bereits anno 1772 der – damals revolutionäre – preußische Staatsmann Theodor von Hippel an, „den Weibern die Cabinette“ zu öffnen, so gingen jedoch weitere 100 Jahre ins Land, bis die Frauen selbst ihre Rechte einforderten. Und erst 1920 zog die erste Frau in den Moerser Gemeinderat.
Es war, so Museumsleiterin Diana Finkele beim Gang durch die Ausstellung, eine Frau namens Martha Müller, ihres Zeichens Sozialdemokratin, die als Nachrückerin in den Gemeinderat kam.
Da die Sitzungslisten – sie sind in der Ausstellung zu sehen – nicht durchgängig die Vornamen, sondern zuerst noch Frau Müller, später nur den Nachnamen verzeichneten, der Name Müller aber gleichzeitig nicht eben selten ist, musste Diana Finkele geradezu detektivischen Spürsinn aufbringen, um das Wirken der ersten Moerser Gemeinderätin nachzuzeichnen. Die Arbeit ist indes noch nicht abgeschlossen: „Wir suchen noch Bildmaterial.“
Die ersten: Müller und Müller
Ist dem Namen Martha Müller bislang kein Gesicht zuzuordnen, so gelang dies bei der ersten Kreistagsabgeordneten und Namenvetterin Marie Müller umso leichter. Sie rückte im März 1925 in den Kreistag nach und ist auf einem Foto, das vor dem alten Landratsamt am Kastell entstand, gut zu erkennen.
Die Ausstellung, die am Sonntag, 24. März, eröffnet wird und bis 13. Oktober im Schloss zu sehen ist, wird ihrem Namen „Wählen und Wühlen“ gerecht. Die Besucher müssen sich durch Fotovorhänge wühlen, um zu den Exponaten zu gelangen. Die erzählen vom Frauenbild der damaligen Gesellschaft und weiblicher Agitation, stets von der Obrigkeit misstrauisch beäugt.
Die Frauenstimmrechtsbewegung am Niederrhein wird im Moerser Schloss wieder lebendig. Und die rund 150 Jahre alte Losung sozialdemokratischer Frauen „Können wir nicht wählen, so können wir doch wühlen“ hat mit der Ausstellung ihren Weg in die Gegenwart gefunden.
>>> Das Alte Landratsamt neu erleben<<<
Einen Blick in das sanierte Alte Landratsamt am Kastell ermöglichen Führungen durch das Gebäude am Sonntag, 24. März, um 14, 15 und 16 Uhr. Außerdem gibt es an diesem Tag eine Digital-Entdeckungstour mit der VHS.
Das DigiLab lädt von 12 bis 17 Uhr in das Alte Landratsamt ein. Dabei geht es unter anderem um 3D-Scans und -Darstellungen von Museen; das Grafschafter Museum im Schloss lädt zu einem virtuellen Rundgang ein.